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Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Titel: Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen
Autoren: Maria V. Snyder
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immer größer.
    Endlich waren alle Vorbereitungen getroffen. Die Galgen waren aufgestellt, und die notwendigen Gerätschaften standen bereit. Es überraschte mich, wie erleichtert ich war, als ich Opal sah. Sie hatte die Lippen fest zusammengepresst, und in ihrer Miene lag ein Ausdruck von unerschütterlicher Entschlossenheit, während sie ihr Werkzeug sortierte.
    Und noch etwas anderes machte mir zu schaffen. In der Unterwelt hatte ich weder Kälte noch Hitze, Hunger noch Durst verspürt. Aber würden mich die Flammen nicht verbrennen, wenn ich durch das Feuer zurückging? Ich würde es bald herausfinden. Der Flammenmensch wich mir nicht von der Seite. Es war nicht zu übersehen, wie viel Spaß ihm die Situation bereitete.
    Opal griff nach einem langen Metallblasrohr und tauchte es in den Brennofen. Woher hatten sie bloß all die Werkzeuge, die sie für die Glasbläserei benötigten? Sie drehte das Rohr hin und her und zog es heraus. Dann begann sie, ein Tier aus Glas anzufertigen.
    Im selben Moment, als sie in das Rohr hineinpustete, inhalierte ich die Seele des Flammenmenschen. Überrascht schrie er auf. Er versengte meine Haut, während ich ihn durch Opal hindurch in das Glas schickte. Seine Panik wuchs. Verzweifelt setzte er sich zur Wehr, doch ich hatte ihn vollkommen unter Kontrolle. Schließlich war er eine Seele.
    Opal zuckte kurz zusammen, als habe sie sich verbrannt. Dann fuhr sie mit ihrer Arbeit fort und fabrizierte das hässlichste und fetteste Schwein, das ich jemals gesehen hatte.
    Mit grimmiger Entschlossenheit stellte sie das unförmige Tier in den Abkühlofen, und das Warten begann. War unser Experiment geglückt? Wenn der Flammenmensch wirklich in dem Glas gefangen war, dann konnten wir alle Fälscher, die imstande waren, den Blutzauber zu vollziehen, auf die gleiche Weise festsetzen und sie daran hindern, ihr Wissen weiterzugeben. Und ich konnte endlich nach Hause zurückkehren.
    Ich durchlebte die längsten zwölf Stunden meines Lebens, bis Opal das Schwein endlich herausholte und emporhielt, damit alle es sehen konnten. Erst jetzt fiel mir auf, wie viele Menschen sich versammelt hatten, um ihr zuzuschauen. Eigentlich hatte ich nur mit Leif, den Meister-Magiern und den Ratgebern gerechnet, aber selbst Fisk war mit seiner kompletten Helfergilde gekommen. Meine Eltern standen am Rand. Perl hielt sich die Hand vor den Mund. In ihrer Miene lag ein Ausdruck des Abscheus.
    Cahil und ein Regiment von Soldaten, zu denen auch Marrok gehörte, standen stramm. Ari und Janco hatten Leif in ihre Mitte genommen. Janco sah ziemlich mürrisch drein. Er ließ keinen Zweifel daran, dass er alle Arten von Zauberei zutiefst verachtete.
    Ich konzentrierte mich auf Opals Kunstwerk. In seinem Inneren pulsierte ein trübes rotes Licht. Der Flammenmensch war in der Skulptur gefangen.
    Das Publikum brach in lauten Jubel aus. Opal stellte das Schwein in den Sand und nahm einen zweiten Klumpen geschmolzenen Glases für die nächste Seele.
    Unter den Augen der drei Meister-Magier wurde Roze gezwungen, die Stufen zum Galgen hinaufzusteigen. Man legte ihr die Schlinge um den Hals, und der Henker trat einen Schritt zurück. Rozes Gesicht war wutverzerrt, und sie stieß wütende Drohungen aus.
    Einen Moment lang blieb die Zeit stehen, und ich spürte, wie es sich anfühlte, dort oben zu stehen und voller Entsetzen auf den Augenblick zu warten, da der Boden unter meinen Füßen nachgab und ein Genickbruch meinem Leben ein Ende setzen würde. Ich fragte mich, ob das alles geschehen wäre, wenn ich mich vor zwei Jahren für den Strick entschieden hätte, statt Vorkosterin des Commanders zu werden.
    Roze bewegte sich wie in Zeitlupe. Ihr Körper zuckte am Ende des Seiles. Ihre Seele flog davon. Ich fing sie auf.
    Ihre hasserfüllten Gedanken füllten mein Bewusstsein. Wächterin der Unterwelt – das passt zu dir, Yelena. Du gehörst hierhin. Du glaubst doch nicht im Ernst, dass du zurückkehren kannst? Alle würden Angst vor dir haben, und im Handumdrehen wärst du eine Geächtete.
    Wäre ich eine Seelendiebin, würde ich dir recht geben, entgegnete ich. Du machst mir keine Angst, Roze. Das hast du nie getan, und das hat dir mehr zu schaffen gemacht als die Tatsache, dass ich eine Seelenfinderin bin.
    Opal blies in das Rohr, und ich schickte Roze auf ihre letzte Reise. Nach ihr kam Gede an die Reihe und anschließend die anderen vier Fälscher. Mit dem Flammenmenschen waren es insgesamt sieben.
    Als alle Fälscher im Glas
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