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Yachtfieber

Yachtfieber

Titel: Yachtfieber
Autoren: Gaby Hauptmann
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’ne Party?«
    »Verschon mich bitte damit«, sagte Marc und drehte sich hilfesuchend nach Pia um. Sie hatte sich ein weißes Herrenhemd übergeworfen und kam heran.
    »Das ist eine Überraschung«, sagte sie indifferent und reichte Franco ihre Hand, die er übersah.
    Statt dessen zog er sie gleich in seine Arme, küßte sie rechts und links auf die Wange und grinste dabei Marc an. »Habt ihr wirklich geglaubt, ihr könntet euch vor der Welt verstecken?«
    »Och …« Marc tat unschuldig. »Und jetzt willst du dich mit deiner Bande hier bei uns einnisten?«
    Franco lachte. »Ich wollte mal meinen Mädchen hier den berühmten Modedesigner aus Deutschland vorstellen«, sagte er laut, und leise fügte er mit Verschwörermiene hinzu: »Ein bißchen mit dir angeben, versteht sich …«
    »Das fehlt mir noch!« Marc schaute zu dem Rennboot, eine feuerrote Zigarre mit weißer Lederinnenausstattung.
    »Ein wenig dezenter hätte dir das Ding nicht gefallen?« fragte er rhetorisch.
    »In meinem Alter doch nicht.« Franco zwinkerte ihm zu und machte eine Handbewegung zum Boot hin. Es war schon klar, was er meinte. Die beiden Mädchen, die er dabeihatte, waren bildhübsch und Anfang Zwanzig, jede von ihnen sicherlich dreißig Jahre jünger als er selbst. Er fuhr sich mit seiner rechten Hand kurz durch sein gewelltes braunes Haar, das er aus der 6
    Stirn nach hinten gekämmt und nackenlang trug. »Die haben Spaß«, sagte er dazu, »und ich auch!«
    In diesem Moment setzte die Musik wieder ein. Ein junger Mann, der aus der Kajüte aufgetaucht war, hatte auf den Knopf gedrückt.
    »Ich nicht.« Marc wandte sich ab. »Aber wenn du jetzt schon mal da bist, dann laß uns was trinken. Vielleicht finden wir ja ein lärmgeschütztes Eckchen …«
    Kim und Alissa dagegen waren schon zu den anderen in das Rennboot gestiegen, machten sich bekannt und freuten sich über die Abwechslung. Sie waren seit zehn Tagen an der türkischen Küste unterwegs, schwammen und fuhren Jet- oder Wasserski und suchten sich abends eine ruhige Bucht für die Nacht. Für Alissa war es ein Traum, der sich hier für sie erfüllte, für Kim pure Gewohnheit, denn Jahr für Jahr mieteten ihre Eltern für drei Wochen eines der typisch türkischen Segelschiffe, ganz aus Holz, bauchig, gemütlich und trotzdem komfortabel. Dies hier sah aus wie ein ehemaliges Piratenschiff, und Alissa verschoß am ersten Tag allein von den sich im Wind bauschenden riesigen Segeln in einer einzigen Stunde einen ganzen Film.
    Kim hatte bäuchlings auf einer der vielen Segeltuchmatten gelegen, die vor dem großen Fenster des Führerhauses aufgereiht waren, und ihr kopfschüttelnd zugesehen.
    »Das siehst du jetzt drei Wochen lang«, hatte sie ihr zugerufen. »Die fliegen dir nicht weg!«
    Aber Alissa hatte nur gelacht und ein Foto von Kim
    geschossen. Kim war zwanzig, und durch den Beruf und den Erfolg ihres Vaters lag ihr die Welt zu Füßen. Wie sollte sie Alissas Gefühle verstehen können, die als drittes Kind einer ganz normalen Familie mit einem ganz normalen Einkommen großgeworden war? Die beiden hatten gemeinsam Abitur gemacht, hatten sich in den vergangenen zwei Jahren
    angefreundet, nachdem Kim nach einem Austauschjahr aus 7
    Amerika zurückgekehrt und neu in ihrer Klasse gelandet war.
    Kim war mit viel Spaß durchs Abitur gekommen, ohne große Anstrengung und ohne großen Ehrgeiz.
    Alissa dagegen war die Beste in der Klasse, hatte wenig von Kims Lässigkeit, sondern war eher gewissenhaft und bemüht, sich alles selbst zu erarbeiten. Sie hatte Kim wie einen Stern eines anderen Universums empfunden, war über ihre
    Freundschaft glücklich, hatte sie in der Schule mitgezogen, ihr Spickzettel zugesteckt und sie abschreiben lassen, wann immer es möglich und nötig war. Zum Dank hatte Kim sie im Namen ihrer Eltern eingeladen. »Zur Vorbereitung aufs Leben«, hatte sie gelacht, während Alissa vor Freude fast geheult hätte.

    Am Heck der Ketsch stand ein langer Tisch in einer Art Nische, die sich durch den Bau des Deckhauses ergeben hatte. Die gepolsterte Rückenlehne der Sitzbank schmiegte sich an das cognacfarbene Holz des Aufbaus, an der offenen Seite der Nische standen blau bezogene Stühle. Marc und Pia zogen sich zwei davon heran, Franco setzte sich auf die Bank, die Hände hinter seinem Nacken verschränkt. Er streckte sich ausgiebig und schaute sich um. Von seinem Platz aus übersah man achtern den offenen Steuerstand des Kapitäns und die bequeme Liege-und Sonnenfläche
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