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Yachtfieber

Yachtfieber

Titel: Yachtfieber
Autoren: Gaby Hauptmann
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mehrstimmig:
    »Gas!«
    »Kann auch nichts passieren?« fragte Pia Ferhat, der den Gashebel sachte nach vorn schob.
    »Nein, an die Schraube kommen sie nicht ran, andere Boote sind keine Gefahr, und sie können alle schwimmen«, sagte er und fügte ein »Denk ich doch« an.
    »Denk ich auch«, bestätigte Pia und machte die ersten Fotos von den Köpfen, die wie Melonen auf den Wellen tanzten.
    Gelächter schallte hoch, es schien allen wirklich Spaß zu machen, sie tauchten auf und ab, und es dauerte nicht lange, da schallte es erneut mehrstimmig nach oben: »Schneller, schneller
    …«
    Pia suchte Marcs Blick, das war etwas schwierig, denn von hier oben sahen alle gleich aus, aber er hob die Hand und gab mit nach oben gerecktem Daumen das Zeichen, daß mehr Tempo okay sei.
    »Na, dann«, sagte Pia und nickte Ferhat zu. Er tippte kurz an seine Kapitänsmütze und gab mehr Gas. Sie fotografierte ihn, wie er so lässig in seiner weißen Uniform am Ruder stand, blitzende Zähne im braungebrannten, markanten Gesicht, den Schalk in den Augen. Der hat über den Sommer hier bestimmt einiges am Laufen, dachte Pia, nicht alle hatten Partner dabei, und wenn, dann nicht unbedingt so einen. Sie lächelte in sich hinein. Sie hatte gehofft, Nadine hätte sich nach dem Kummer mit ihrem Mann ein bißchen mit ihm trösten können, aber entweder war sie nicht sein Typ oder erkannte die Chance nicht.
    Dafür, das mußte sie sich eingestehen, ging sie allen hier mit ihrem ewigen Lamento auf die Nerven. Friedrich war
    fremdgegangen, schön, aber ihr Instinkt sagte ihr, daß das nicht alles war, da schlummerte noch etwas im verborgenen. Anja und sie hatten schon versucht, der Sache etwas näherzukommen, 16
    aber Nadine wollte offensichtlich nicht tiefer nach den Gründen forschen; so hatten sie es fürs erste auf sich beruhen lassen.
    Pia konzentrierte sich wieder auf die Köpfe unter ihr. Das Geschrei und das Gelächter waren groß, ganz offensichtlich hatte Ferhat die richtige Geschwindigkeit getroffen. Sie versuchte, einzelne Gesichter mit dem Zoom heranzuholen und zu fotografieren, aber die Sonne stand mittlerweile recht schräg hinter ihnen, und sie erkannte nur noch schwarze, runde Bälle im rötlichen Gegenlicht.
    »Werden die nicht langsam müde?« wunderte sie sich, aber Ferhat zuckte die Achseln.
    »Sie sind jung, was soll’s, sie haben Spaß, ist doch schön!«
    Sie sind jung. Pia dachte an Marc und mußte unwillkürlich lächeln. Wenn er das gehört hätte, wäre er vor Stolz geplatzt.
    Und erst Franco, der die halbe Formel 1 aufkaufen würde, wenn er könnte, nur um vorne mit dabeizusein. Sie selbst war gerade zweiundvierzig geworden, war sechzehn Jahre jünger als ihr Mann und gut elf Jahre jünger als Franco. Aber für den zählte nur »Frischfleisch«, und dank seiner Beziehungen und seiner Barschaft sah es zumindest immer so aus, als ob er welches bekäme.
    Obwohl – sie überlegte –, welches der Mädchen war wohl mit ihm zusammen? Die wirklich bildhübsche Griechin? Die hatte ihn doch gar nicht nötig, die würde ihren Weg alleine machen.
    Die andere? Schien auch nicht so. Oder einer der Jungs? Auch möglich. Sie kannte Franco schon lang, und er fütterte die Gazetten dieser Welt gern mit den hübschesten Frauen zu seinen Füßen, aber was er wirklich drauf hatte, wußte sie nicht.
    Zumindest hatte er nie lang eine. Möglicherweise war an der von ihm so nachhaltig herausgestellten Männlichkeit gar nichts dran. Wer sah schon in die Menschen hinein?
    Pia schaute wieder zu den Köpfen hinunter, im selben Moment drosselte Ferhat die Maschine.
    17
    »Was ist?«
    »Zwei haben losgelassen.« Er wies auf zwei Köpfe, die hinterherschwammen.
    Shabaz war schon hingefahren, um sie mit seinem Beiboot aufzufischen, aber sie winkten ab. Die »Dogukan« dümpelte nur noch, unddie anderen protestierten lauthals mit dem schlaffen Seil in den Händen, aber Marc kraulte zum Niedergang vor, und für Pia war das das sichere Zeichen, daß es nun genug sei.
    »Ich denke, es reicht«, sagte sie zu Ferhat, »und wer noch überschüssige Kräfte hat, kann ja Wasserski fahren!«
    Ferhat gab den Schwimmern das Schlußzeichen, und nachdem sie lange genug ohne Erfolg gebettelt hatten, gaben sie auf und erklommen einer nach dem anderen die Treppe. Gut gelaunt kamen sie wie eine Horde Sprößlinge beim Kindergeburtstag an, zerzaust und mit glühenden Gesichtern, warfen sich triefend naß auf die blauen Polster im Heck, und Kim bestellte für alle
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