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Yachtfieber

Yachtfieber

Titel: Yachtfieber
Autoren: Gaby Hauptmann
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dahinter.
    »Wo sind denn alle?« Franco zog die Stirn kraus. »Es ist hier ja wie ausgestorben!«
    Marc seufzte und schickte einen theatralischen Blick zum Himmel. »Sie sind nach Fethiye zum Einkaufen.«
    Ein dunkelhaariger Mann in weißem Poloshirt und
    dunkelblauen Shorts brachte eine Flasche Wein, drei Gläser und einen Sektkühler voller Eiswürfel.
    »Aha.« Franco nahm die Flasche in die Hand und begutachtete das Etikett des Roses. »Wenigstens die Crew ist noch da …«

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    »Nur Hussein, der Kapitän und der Maschinist«, sagte Pia und schob Franco ihr Glas hin.
    »Dann ist ja nur gut, daß wir den müden Laden etwas
    auffrischen.« Franco stellte die Flasche laut ab. »Lâl. Ich kann das Zeug nicht ausstehen. Ich habe noch Champagner in meiner Hütte!«
    »Wir mögen aber keinen Champagner«, kam es wie aus einem Mund. Pia und Marc mußten lachen, dann goß Pia ihre Gläser voll. »Wir sind in der Türkei und trinken Lâl. Basta!«
    Marc Richard führte zwar ein großes Unternehmen und war auf allen wichtigen Modeschauplätzen aktiv, aber privat hatten er und seine Frau am liebsten ihre Ruhe. Sie mochten es gemütlich und bodenständig, so wie es ihrem Wesen entsprach.
    Pia hatte in Marcs Unternehmen gearbeitet, und es war klassisch, was passierte, bis zu dem Moment, da sie aus ihm, dem eingeschworenen Junggesellen, einen verheirateten Mann machte. Da war es nicht mehr klassisch, alle waren erstaunt, aber es paßte. Er konnte beruflich auf den Wolken tanzen, und sie hielt die Füße auf dem Boden. Genauso verhielt es sich mit ihren Freunden. Einmal im Jahr trafen sie sich auf der
    »Dogukan«, immer auf demselben Schiff mit demselben
    Personal, einer Crew von fünf Mann. Richards und ihre Freunde waren zu acht auf dem zweiunddreißig Meter langen und sieben Meter breiten Schiff, das sechs gemütliche Doppelkabinen besaß. Ein Pärchen war jedes Jahr dasselbe, dazu Kim und eine Freundin und ein Überraschungspärchen oder zwei Singles. Das brachte jedes Jahr aufs neue Spannung und genügend
    Gesprächsstoff und Ansichten, nur diesmal war es anders verlaufen als gedacht: Ausgerechnet das Ehepaar, an das sie schon lange gedacht hatten und das nun endlich einmal dabeisein sollte, hatte sich kurz vor Reiseantritt getrennt. Der Grund waren eine vollbusige Auszubildende in der Firma des Mannes und der Umstand, daß seine Frau von einer Reise zu früh zurückkam. Und damit hatte Marc nun ein Problem. Wen 9
    von beiden sollte er mitnehmen? Den Mann oder die Frau? Er plädierte für seinen Geschlechtsgenossen, aber als klar wurde, daß der seine neueste Errungenschaft vorzustellen gedachte, protestierten die Frauen. Und gegen Pia war Marc natürlich machtlos, also gab er nach. Von den Aufrüstungs-,
    Mobilmachungs- und Schadenwiedergutmachungsgesprächen der Frauenrunde hielt er sich in der Folge fern, aber recht geben mußte er ihr: Nadines Mann war ein Trottel. Wie hatte er sie alle in eine solche Situation bringen können? Hätte das nicht bis nach ihrem Urlaub Zeit gehabt?
    So hatte Marc es begrüßt, daß alle nach Fethiye wollten. Die Crew wollte sowieso frische Lebensmittel einkaufen, und bis auf zwei Personen fanden auch alle in dem Schnellboot, das zum Schiff gehörte, Platz. Praktischerweise hatten Kim und Alissa den Aufbruch verschlafen, so brauchte nicht einmal gelost zu werden, wer an Bord bleiben mußte, und alles schien sich wunderbar zu fügen, bis, ja, bis …
    Marc nahm einen tiefen Schluck des leichten türkischen Roses und sah tief in Francos Augen. »Also gut, Franz, wir haben alle weggeschickt, weil wir heute unseren Hochzeitstag feiern und dieses Ereignis stilgerecht begehen wollten. Also, Pia und ich, wenn du verstehst …«
    »Nenn mich nicht Franz, das tun nur meine Eltern, mein Lieber, wie du weißt, und was heißt hier Hochzeitstag? Wenn ihr dafür einen Hochzeitstag braucht …?«
    Pia mußte lachen. Sie hatten kürzlich festgestellt, daß sie beide wieder mal das schicksalhafte Datum vergessen hatten. Den vierzehnten Dezember. In diesem Augenblick tanzte Kim um die Ecke, mit Alissa im Schlepptau und zwei jungen Frauen sowie zwei jungen Männern. Sie waren alle sichtbar gut gelaunt, lachten und bestellten bei Hussein Getränke.
    Marc schaute kurz aufmerksam hin. »Nehmen die was?«
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    Franco zuckte die Achseln. »Ich bin nicht ihr Vater.« Er nippte vorsichtig an seinem Glas und verzog angewidert sein Gesicht.
    »Ein bißchen Koks vielleicht … keine Ahnung!«
    »Na, du machst mir
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