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Xenozid

Xenozid

Titel: Xenozid
Autoren: Card Orson Scott
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paar Stunden später fühlte sich Qing-jao todkrank. Das Fieber traf sie wie der Schlag von der Hand eines starken Mannes; sie brach zusammen und bekam kaum mit, daß Diener sie zu ihrem Bett trugen. Ärzte kamen, doch sie hätte ihnen sagen können, daß sie nichts tun konnten, daß sie durch ihr Kommen die Infektion nur verbreiteten. Doch sie sagte nichts, denn ihr Körper kämpfte zu heftig gegen die Krankheit an. Sie schlief und schlief.
    Es war heller Nachmittag, als sie erwachte. »Zeit«, krächzte sie, und der Computer in ihrem Zimmer nannte ihr die Stunde und den Tag. Das Fieber hatte ihr zwei Tage ihres Lebens gestohlen. Sie brannte innerlich. Sie stand auf, taumelte in ihr Badezimmer, schaltete das Wasser an, füllte eine Tasse und trank und trank, bis ihr Durst gelöscht war. Ihr war schwindlig, und sie hatte einen furchtbaren Geschmack im Mund. Wo waren die Diener, die ihr während ihrer Krankheit Speise und Trank hätten geben sollen?
    Sie mußten ebenfalls krank sein. Und Vater – er muß vor mir krank geworden sein. Wer wird ihm Wasser bringen?
    Sie fand ihn schlafend vor, im kalten Schweiß der letzten Nacht gebadet. Sie weckte ihm und gab ihm eine Tasse Wasser, die er begierig trank. Sein Blick suchte den ihren. Wollte er eine Frage stellen? Oder bat er vielleicht um Vergebung? Leiste den Göttern Buße, Vater; einer Tochter bis du keine Entschuldigung schuldig.
    Qing-jao fand auch die Diener, einen nach dem anderen; einige von ihnen waren so treu, daß sie sich mit ihrer Krankheit nicht ins Bett gelegt hatten, sondern dort zusammengebrochen waren, wo die Erfüllung ihrer Pflichten sie festgehalten hatte. Alle lebten, erholten sich und würden bald wieder auf den Beinen sein. Erst, nachdem alle versorgt waren, ging Qing-jao in die Küche und suchte etwas zu essen. Sie konnte die erste Nahrung, die sie fand, nicht bei sich behalten. Nur eine dünne Suppe vertrug sie. Den anderen gab sie ebenfalls von der Suppe.
    Bald waren alle wiederhergestellt und auf den Beinen. Qing-jao trommelte die Diener zusammen und brachte Wasser und Suppe in die benachbarten Häuser, zu denen der Reichen genau wie zu denen der Armen. Alle waren dankbar, und viele sprachen Gebete für sie. Ihr wäret nicht so dankbar, dachte Qing-jao, wenn ihr wüßtet, daß die Krankheit, an der ihr leidet, aus dem Haus meines Vaters gekommen ist und er sie absichtlich herbeigeführt hat. Aber sie sagte nichts.
    Die ganze Zeit über verlangten die Götter keinerlei Reinigung von ihr.
    Endlich, dachte sie. Endlich stelle ich sie zufrieden. Endlich habe ich genau das getan, was die Rechtschaffenheit erfordert.
    Als sie nach Hause kam, wollte sie sofort schlafen. Doch die Diener, die im Haus geblieben waren, hatten sich um den Holo in der Küche versammelt und verfolgten Nachrichtensendungen. Da Qing-jao alle Informationen vom Computer bekam, verfolgte sie die Holonachrichten fast nie; doch die Diener sahen so ernst, so besorgt aus, daß sie die Küche betrat und sich zu ihnen in dem Kreis um den Holovision stellte.
    Die Nachrichten galten der Seuche, die die Welt Weg heimsuchte. Eine Quarantäne hatte sich als unwirksam erwiesen oder war jedenfalls zu spät gekommen. Die Frau, die die Nachrichten vorlas, hatte sich bereits von der Krankheit erholt, und sie berichtete, daß die Seuche fast niemanden getötet, aber das öffentliche Leben beträchtlich gestört hatte. Man hatte den Virus isolieren können, aber er war zu schnell abgestorben, um genau untersucht werden zu können. »Es hat den Anschein, daß ein Bakterium dem Virus folgt und ihn tötet, sobald sich der betreffende Befallene von der Seuche erholt hat. Die Götter waren uns fürwahr gnädig gesonnen, denn sie haben mit der Krankheit direkt die Heilung geschickt.«
    Narren, dachte Qing-jao. Wenn die Götter euch heilen wollten, hätten sie gar nicht erst die Seuche geschickt.
    Augenblicklich begriff sie, daß sie die Närrin war. Natürlich konnten die Götter sowohl die Krankheit als auch die Heilung geschickt haben. Falls eine Krankheit kam, und die Heilung folgte auf dem Fuße, hatten die Götter sie geschickt. Wie konnte sie so etwas töricht nennen? Es war, als habe sie die Götter selbst beleidigt.
    Sie zuckte innerlich zusammen und wartete darauf, daß die Götter sie mit ihrem Zorn überfielen. Es waren so viele Stunden ohne Reinigung verstrichen, daß es ein schwerer Anfall werden würde. Würde sie wieder die Linien eines ganzen Zimmers verfolgen müssen?
    Aber sie
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