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Xenozid

Xenozid

Titel: Xenozid
Autoren: Card Orson Scott
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meinem Wald zurückkehren zu müssen, wenn ich mich jemals paaren wollte. Ich hätte niemals Tag um Tag an derselben Stelle verwurzelt gestanden und mein Leben praktisch durch die Geschichten gelebt, die die Brüder mir bringen.‹
    ›Dann reicht es dir nicht, von der Descolada frei zu sein? Mußt du von all ihren Folgen frei sein, bevor du zufrieden sein kannst?‹
    ›Ich bin immer zufrieden. Ich bin, was ich bin, ganz gleich, wie ich es geworden bin.‹
    ›Aber noch immer nicht frei.‹
    ›Sowohl als Männer wie auch als Gattinnen müssen wir noch immer unser Leben verlieren, um unsere Gene weitergeben zu können.‹
    ›Armer Narr. Glaubst du etwa, daß ich, die Schwarmkönigin, frei bin? Glaubst du, daß menschliche Eltern, sobald sie Kinder bekommen haben, jemals wieder wahrhaft frei sind? Wenn das Leben für dich Unabhängigkeit bedeutet, die vollkommen uneingeschränkte Freiheit, das zu tun, was du willst, dann lebt kein einziges vernunftbegabtes Wesen. Keiner von uns ist jemals völlig frei.‹
    ›Schlage Wurzeln, mein Freund, und dann verrate mir, wie unfrei du warst, als du noch keine Wurzeln geschlagen hattest.‹
     
    Wang-mu und Meister Han warteten gemeinsam am Flußufer, etwa einhundert Meter von ihrem Haus entfernt. Jane hatte ihnen gesagt, daß sie bald jemand von Lusitania besuchen würde. Beide wußten, es bedeutete, daß der Überlichtflug verwirklicht worden war, doch darüber hinaus konnten sie nur annehmen, daß sich ihr Besucher in einer Umlaufbahn um Weg befand, eine Fähre zum Planeten genommen hatte und nun zu ihnen unterwegs war.
    Statt dessen erschien vor ihnen am Flußufer ein lächerlich kleines Metallgebilde. Die Tür wurde geöffnet. Ein Mann kam heraus. Ein junger, gutaussehender Mann. Er hielt eine Glasröhre in der Hand.
    Und er lächelte.
    Wang-mu hatte noch nie solch ein Lächeln gesehen. Er sah direkt in sie hinein, als gehöre ihm ihre Seele. Als kenne er sie besser, als sie sich selbst kannte.
    »Wang-mu«, sagte er leise. »Königliche Mutter des Westens. Und Fei-tzu, der große Lehrer des Weges.«
    Er verbeugte sich. Sie erwiderten die Geste.
    »Ich will mich nicht lange aufhalten«, sagte er und gab Meister Han das Reagenzglas. »Hier ist der Virus. Sobald ich fort bin, trinkt ihr das. Ich glaube, es schmeckt abscheulich, aber trinkt es trotzdem. Dann schließt Kontakt mit so vielen Leuten wie möglich, in euerm Haus und in der benachbarten Stadt. Euch bleiben etwa sechs Stunden, bevor ihr euch krank fühlt. Mit etwas Glück dürftet ihr am Ende des zweiten Tages kein einziges Symptom mehr haben. Kein einziges.« Er grinste. »Keine kleinen Lufttänze mehr für Sie, Meister Han.«
    »Keine Unterwürfigkeit, für keinen von uns«, sagte Han Fei-tzu. »Wir sind bereit, unsere Nachricht sofort zu verbreiten.«
    »Erzählt keinem davon, bis ihr die Injektion schon eine Weile verbreitet habt.«
    »Natürlich«, sagte Meister Han. »Ihre Weisheit lehrt mich, vorsichtig zu sein, obwohl mein Herz mich auffordert, mich zu beeilen und die glorreiche Revolution zu verkünden, die diese gnädige Seuche uns bringen wird.«
    »Ja, sehr schön«, sagte der Mann. Dann wandte er sich an Wang-mu. »Aber du brauchst den Virus nicht, nicht wahr?«
    »Nein, Herr«, sagte Wang-mu.
    »Jane sagt, daß du zu den intelligentesten Menschen gehörst, die sie je gesehen hat.«
    »Jane ist zu gütig«, erwiderte Wang-mu.
    »Nein, sie hat mir die Daten gezeigt.« Er musterte sie von oben bis unten. Ihr gefiel nicht, wie er mit diesem einzigen langen Blick Besitz von ihren gesamten Körper ergriff. »Du mußt die Seuche nicht abwarten. Es wäre sogar besser, wenn du gehst, bevor sie ausbricht.«
    »Gehen?«
    »Was hält dich hier noch?« fragte der Mann. »Ganz gleich, wie revolutionär es hier zugehen wird, du wirst noch immer ein Dienstmädchen und das Kind einfacher Eltern sein. An so einem Ort könntest du dein ganzes Leben damit verbringen, dagegen anzukämpfen, und wärest am Ende noch immer nicht mehr als eine Dienerin mit einem überraschend guten Verstand. Komm mit mir, und du wirst die Geschichte verändern. Geschichte machen.«
    »Mit Ihnen gehen und was tun?«
    »Natürlich den Kongreß stürzen. Seine Mitglieder auf die Knie zwingen. Alle Kolonialwelten zu gleichberechtigten Mitgliedern der Politik machen, die Korruption ausmerzen, alle üblen Geheimnisse bekanntgeben und die Lusitania-Flotte nach Hause rufen, bevor sie ein scheußliches Verbrechen begehen kann. Allen ramännischen
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