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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring
Autoren: Stephen Baxter
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Ende.«
    »Enthält der Stern denn all die Gase, die wir benötigen?«
    »Nun, er enthält reichlich Sauerstoff, Seilspinnerin«, erwiderte Louise. »Aber das ist nicht genug. Eine reine Sauerstoff-Atmosphäre ist nämlich nicht besonders stabil – sie ist feuergefährlich. Deshalb brauchen wir ein neutrales Puffergas, um das Druckniveau von mehreren hundert Millibar zu erreichen, das zum Überleben erforderlich ist.«
    »Wie zum Beispiel Stickstoff«, wußte Seilspinnerin.
    »Ja. Aber die Stickstoffvorkommen der Neuen Sonne sind nicht sehr groß. Wir könnten uns jedoch mit Neon behelfen…«
    »Außerdem können wir unsere übrigen Speicher auffüllen. Wasser und Nahrungsmittel aus dem Sauerstoff synthetisieren.«
    »Wir haben auch noch andere Möglichkeiten, Seilspinnerin«, ergänzte Mark. »Auf lange Sicht können wir auch schwerere Elemente gewinnen: Magnesium, Silizium, Kohlenstoff – vielleicht sogar Eisen. Sie sind in der Neuen Sonne zwar nur als Spurenelemente vorhanden, aber sie sind da. Wir könnten sogar eine ganze Flotte von Northerns bauen, wenn wir die Geduld dazu aufbrächten. Ja, wir könnten sogar Steine herstellen.«
    Seilspinnerin betrachtete die Neue Sonne, und die punktförmige Lichtquelle glitzerte in ihren Augen und ließ sie sehr jung aussehen, dachte Louise. »Bei dem Gedanken, daß wir allein hier sind, in diesem Universum«, sagte Seilspinnerin, »…mit Ausnahme vielleicht der Xeelee – läuft es mir kalt den Rücken hinunter. Sterne wie dieser haben einst auch in unserem Universum geleuchtet – aber sie sind alle ausgelöscht und vernichtet worden, lange bevor die Menschheit das Bewußtsein erlangte.«
    »Wir mögen hier vielleicht Millionen Jahre überleben. Aber irgendwann werden wir dann auch verschwunden sein. Die Neue Sonne und all diese anderen Sterne werden sich selbst zerstören. Schließlich wird sich eine neue Generation von Sternen in der komplexer gewordenen Galaxis herausbilden – Sterne wie Sol. Und dann wird hier vermutlich auch Leben entstehen…
    Aber erst Milliarden Jahre nach unserem Abgang.«
    Mit großen Augen und einem sorgenvollen Gesichtsausdruck, der ihre psychische Labilität verriet, drehte Seilspinnerin sich zu Louise um. Sie zupfte an den Fingern und spielte am Pfeilspitzen-Anhänger auf der Brust herum. »Louise, wir könnten nichts erschaffen, das eine so lange Zeit überdauert. Kein wie auch immer geartetes Monument oder Aufzeichnung könnte so lange existieren. Wir werden in Vergessenheit geraten. Niemand wird jemals von unserer Existenz erfahren.«
    Louise drehte sich auf ihrem Sitz um, ergriff Seilspinnerins Hände und beruhigte sie. Erneut spürte sie ein intensives Gefühl der Verantwortung für Seilspinnerins instabilen Zustand. »Das ist nicht wahr, Seilspinnerin«, widersprach sie sanft. »Wir werden auch dann noch existieren. Diese SMO legen Spuren im Mikrowellen-Hintergrund – Energiespitzen, welche die flachen Strahlungskurven überlagern. Vergleichbare Spuren gab es auch im Mikrowellen-Spektrum unseres Heimatuniversums – daher haben wir nämlich auch die Kenntnis von der Existenz unserer eigenen urzeitlichen SMO. Und es wird noch andere Spuren geben, Relikte dieser Zeit. Diese riesigen Protosterne werden die Substanz der hiesigen jungen Galaxien mit schweren Elementen anreichern. Denn ohne die schweren Elemente hätten sich Sterne wie die alte Sonne nie bilden können… und wir werden ein Teil dieser Anreicherung sein, Seilspinnerin, winzige Spuren, Atome, die in einem anderen Universum entstanden sind.«
    Seilspinnerin runzelte die Stirn. »Ein Echo im Mikrowellen-Hintergrund? Sollte das vielleicht unser letztes Vermächtnis sein?«
    »Es könnte vielleicht ausreichen, um die Intelligenzen der Zukunft auf unsere Spur zu bringen. Und außerdem haben wir möglicherweise ohnehin noch eine Milliarde Jahre vor uns, Seilspinnerin. Zeit genug, um sich etwas einfallen zu lassen.« Sie tätschelte Seilspinnerins Hände. »Es würde zwar lange dauern, aber wir könnten uns einen Planeten erschaffen, hier draußen am Rande der Gravitationsquelle der Neuen Sonne.« Sie lächelte. Vielleicht könnten sie sogar einen Ozean schaffen, der so groß ist, daß die Great Britain wieder in See stechen kann. Das wäre etwas für den alten Isambard gewesen! Und…
    »Nein«, sagte Morrow entschieden.
    Überrascht wandte sich Louise ihm zu. Sein hagerer und schmaler Kopf war zuversichtlich dem Licht der Neuen Sonne zugewandt.
    »Was haben Sie gesagt?«
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