Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
Hauptreihe verbleiben – maximal zwei oder drei. Die Sonne indessen hätte ohne die Intervention der Photino-Vögel noch Dutzende Milliarden Jahre überleben müssen.«
    »Was dann?« fragte Seilspinnerin. »Was werden wir tun, wenn die Neue Sonne auch erlischt?«
    Morrow lächelte. »Dann werden wir wohl weiterziehen: Zu einem anderen Stern, wieder einem anderen, und so fort… Wir haben hier genügend Zeit, um uns etwas einfallen zu lassen, Seilspinnerin.«
    Nun ging die Neue Sonne wieder auf und erhob sich über die Kante des Bootes. Die vier wandten sich instinktiv dem Licht zu, dessen bleiches Weiß die Altersund Erschöpfungsfalten in ihren Gesichtern abmilderte.
    »Es sieht so aus«, sagte Mark, »als ob sich der von uns ausgesuchte Stern – die Neue Sonne – schon weit in seinem zweiten Lebensabschnitt befände. Er hat vielleicht noch eine Lebenserwartung von einer dreiviertel Million Jahren.«
    Seilspinnerin runzelte die Stirn. »Das ist doch Schwachsinn. Warum suchen wir uns dann nicht einen jungen Stern aus und nehmen Kurs auf ihn, solange wir noch können? Es ist nämlich möglich, daß wir uns nicht mehr bewegen können, wenn die Neue Sonne stirbt.«
    »Nein«, widersprach Mark geduldig. »Seilspinnerin, wir brauchen einen älteren Stern.«
    Der Neue Sonne genannte Stern näherte sich bereits dem Ende des zweiten Stadiums seiner Existenz. Im ersten war Wasserstoff zu Helium fusioniert. Jetzt fusionierte das Helium seinerseits, und ein Regen komplexerer Elemente hatte einen neuen inneren Kern entstehen lassen: Hauptsächlich aus Sauerstoff, aber auch mit Neon, Silizium, Magnesium und anderen Elementen.
    Und später, in der dritten Phase, wenn die Sauerstoffusion begann, würde der Stern sterben… wie, war indessen noch völlig unklar.
    »Entzückend«, meinte Seilspinnerin. »Und wir werden mit ihm sterben.«
    »Nein«, erwiderte Mark ernst. »Im Gegenteil, Seilspinnerin, wir sterben ohne ihn. Begreif doch, die Neue Sonne ist ein Sauerstoffreservoir…«
    Morrow zeigte aufgeregt mit dem Finger. »Schaut. Schaut. Dort ist das Wurmloch… Ich glaube, es ist fast soweit.«
    Louise drehte sich auf ihrem Sitz um.
    Eine neue Entität tauchte nun über dem Horizont des rotierenden Bootes auf: Die vertrauten Konturen eines Wurmloch-Interfaces. Dieses Interface hatte eine Höhe von nur hundert Metern – viel kleiner als das kilometerhohe Ungetüm, das von der Northern durch eine fremde Raumzeit geschleppt worden war –, aber, genauso wie seine größeren Verwandten aus der Vergangenheit, verfügte es auch über den klassischen Tetraeder-Rahmen, das schimmernde elektrostatische Blau der Verstrebungen aus exotischer Materie und die in herbstlichem Gold glitzernden Flanken. Ein Dutzend Robot-Drohnen patrouillierte um das Interface und wartete geduldig.
    Louise spürte, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten; sie wischte sie unwirsch weg. Wir errichten schon Dinge hier, dachte sie. Wir rekonstruieren bereits dieses Universum.
    »Wenn es hier Planeten gäbe«, sagte Mark zu Seilspinnerin, »könnten wir auf einem landen und versuchen, ihn zu terraformen. Aber es gibt keine Planeten, auf denen wir landen könnten. Nirgendwo. Dies ist ein sehr junges Universum. Es sind hier, von den Kernen der Protosterne abgesehen, bestenfalls Spuren schwerer Elemente vorhanden. Es gibt weder Monde noch Kometen oder Asteroiden… Wir haben keine Rohstoffe, außer der Hülle der Northern – und dem, was wir sonst noch mitgebracht haben. Wir können nicht einmal unsere Atmosphäre wiederaufbereiten.«
    Morrow nickte. »Also«, folgerte er, »werden wir den Stern ausbeuten.«
    Die andere Endstelle dieses Wurmlochs war im Korpus der Neuen Sonne versenkt worden. Lieserl hatte das Interface eskortiert – genauso, wie sie einst in das Herz von Sol vorgedrungen war.

    Bald würde angereichertes Gas aus dem Herzen des neuen Sterns in den Raum strömen – und würde hier, weit entfernt von der heißen Neuen Sonne, abgezapft werden können.
    Die Robotschiffe verfügten über Öffnungen mit elektromagnetischen Feldern, die Sternenstaub in einem Volumen von vielen Millionen Kubikkilometern ansaugen konnten. Wenn das Wurmloch in Betrieb genommen wurde, würden die Schiffe die paar Körner der wertvollen schweren Elemente herausfiltern.
    »Atmosphärische Gase haben erste Priorität«, sagte Mark. »Wir haben nach der Kollision mit dem String einen Großteil unserer Luftreserven verloren. Noch so ein Vorkommnis, und wir wären am
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher