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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring
Autoren: Stephen Baxter
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irgendwie fühle ich mich trotzdem nicht viel besser.«
    Seilspinnerin und Mark saßen auf den zwei Sitzen hinter Louise und Morrow. Jetzt beugte Mark sich nach vorne. »Eigentlich sollte es Ihnen aber jetzt besser gehen«, bemerkte er. »Die Tatsache, daß die allgemeine Relativitätstheorie auch hier Gültigkeit hat – wie unserem Kenntnisstand zufolge auch alle anderen uns bekannten Naturgesetze –, ist wohl der Grund, weshalb wir überhaupt noch am Leben sind.«
    Seilspinnerin schnaubte; das Licht der SMO wurde von der Pfeilspitze reflektiert, die noch immer auf ihrer Brust hing. »Ja, vielleicht. Aber wenn dieses Universum dem unseren so verdammt ähnlich ist, begreife ich nicht, warum es dann so anders sein sollte. Wenn ihr wißt, was ich meine.«
    Mark spreizte die Hände, legte den Kopf in den Nacken und schaute zu der Zwerg-Galaxis hinauf. »Der einzige Unterschied, Seilspinnerin, ist folgender Aspekt: Es ist alles eine Frage des Wann.«
    Seilspinnerin runzelte die Stirn. »Was meinst du mit ›wann‹?« Hinter der Brille wirkte Seilspinnerins kleines, rundes Gesicht ruhig und lernbegierig, aber Louise bemerkte, daß sie permanent an ihren Händen zupfte, die sich wie kleine Tiere in ihrem Schoß krümmten. Seilspinnerin war zu lange in der Pilotenkanzel dieses Nightfighters gewesen, dachte Louise. Sie hatte zu viel zu schnell gesehen…
    Seit sie aus dem Käfig befreit worden war, hatte Seilspinnerin zumindest einen gesunden Eindruck gemacht, und Mark versicherte Louise, daß sie ihre geistige Gesundheit bewahrt hatte. Selbst ihre Illusion des Kontaktes mit Michael Poole – eine Illusion, die sie gleich nach Verlassen des Rings ablegte – schien irgendeine unergründliche reale Grundlage gehabt zu haben, sagte Mark.
    Schön. Aber dennoch spürte Louise, daß Seilspinnerin sich noch immer nicht ganz von dieser Tortur erholt hatte. Sie war noch immer nicht ganz beisammen. Es würde lange dauern – Jahrzehnte vielleicht, bis sie den posttraumatischen Streß bewältigt hatte. Nun, dazu war Louise entschlossen, Seilspinnerin würde die Zeit bekommen, die sie brauchte.
    »Seilspinnerin«, sagte Mark, »dieses Universum entspricht genau dem unseren – mit dem einen Unterschied, daß es etwa zwanzig Milliarden Jahre jünger ist.
    Dies ist ein ›Baby-Universum‹. Sein Urknall liegt noch nicht einmal eine Milliarde Jahre zurück. Und es ist kleiner – die Raumzeit konnte sich noch nicht so weit entwickeln wie in unserem alten Universum, so daß es nur etwa ein Prozent von dessen Volumen hat. Und die Sterne…«
    »Ja?«
    »Seilspinnerin, das sind die ersten Sterne, die überhaupt hier leuchten. Nicht einer der Sterne, die wir dort draußen sehen, ist älter als eine Million Jahre.«
    Durch die nach dem Urknall in der Singularität erfolgte Nukleosynthese waren Wolken aus Wasserstoff und Helium entstanden, die nur wenige Verunreinigungen durch schwerere Elemente aufwiesen. Das neue Universum war dunkel gewesen, nur durch das verhallende Echo der Strahlung erhellt, die von der Singularität generiert worden war. Dann hatten sich die Gaswolken zu protogalaktischen Klumpen mit einer Milliarde Sonnenmassen verdichtet. Thermische Instabilitäten hatten einen weiteren Kollaps der Proto-Galaxien bewirkt, zu Knoten mit hundert Sonnenmassen oder mehr.
    Bald waren die ersten dieser ruhig brennenden Sterne flackernd zum Leben erwacht: Gleißende Monster, manche mit einer Million Sonnenmassen.
    Langsam hatte sich das Universum mit Licht gefüllt.
    »Die Art, in der diese Sterne geboren werden, ist einmalig«, sagte Mark, »denn sie sind die ersten. Es gab vorher keine Sterne. Also waren die Proto-Galaxien viel ruhiger – die Gaswolken wurden nämlich nicht von der Hitze und Gravitation früherer Sternengenerationen verwirbelt. Und das Gas war frei von schweren Elementen. Schwere Elemente üben einen Kühleffekt auf junge Sterne aus und begrenzen dadurch die Größe der entstehenden Sterne. Aus diesem Grund sind diese ›Babies‹ auch so riesig.
    Sie stellen das dar, was wir als Sterne der Population III bezeichnen, Seilspinnerin. Oder als SMO – ›Sehr Massive Objekte‹.«
    »Wenn sie so massiv sind«, erwiderte Seilspinnerin nachdenklich, »nehme ich an, daß sie auch eine kürzere Lebensdauer haben als Sterne wie Sol.«
    Louise sah sie wohlwollend an. »Gut, Seilspinnerin. Du hast recht. Die SMO verbrennen ihren Wasserstoffvorrat schnell. Jeder dieser Sterne wird höchstens ein paar Millionen Jahre in der
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