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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring
Autoren: Stephen Baxter
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die Tage von dieser einen Punktquelle definiert werden, die wie eine immerwährende Supernova strahlt. Die Schatten werden lang und tief sein… und nachts wird der Himmel leuchten. Es wird ein sehr fremdartiger Anblick sein.«
    Er sah sie durchdringend an. »Nun, ich schätze, daß es vor allem für diejenigen von euch fremdartig sein wird, die sich noch an die Erde erinnern«, sagte er. »Aber, offen gesagt, davon dürfte es wohl nicht mehr allzu viele geben…«
    Die Sonne verschwand aufgrund der Rotation des Bootes außer Sicht und sank unter den engen Horizont des Raumers. Und – langsam, majestätisch – erhoben sich die Lichter der neuen Galaxis über sie.
    Bei dieser Galaxis handelte es sich um einen flachen Ellipsoiden, der im Vergleich zu den großen Galaxien auf der anderen Seite des Rings jedoch nur ein Zwerg gewesen wäre: Mit einer Masse von einer Milliarde Sonnen wies das System gerade ein Prozent der Masse der Milchstraße oder der Andromedagalaxis auf und war nicht einmal viel größer als die alten Magellanschen Wolken, die ›Juniorparther‹ der Milchstraße. Und – weil die durchschnittliche Größe der Sterne die der Milchstraße um das Hundertfache übertraf – existierten in dieser Galaxis nur zehn Millionen Sterne, verglichen mit den hundert Milliarden der Milchstraße… Aber jeder einzelne dieser Sterne war ein gleißendes weißes SMO, die diese Galaxis in einen Teppich aus extrem hellen Lichtpunkten verwandelten. Louise kam es so vor, als ob sie ein Feld aus zehn Millionen Edelsteinen betrachten würde, die auf einem Samtkissen ausgebreitet waren.
    Dieses Universum war mit kleinen Spielzeuggalaxien übersät; so weit das Auge reichte, füllten sie den Raum in allen Richtungen in einer zufälligen, aber einheitlichen Konfiguration. Dieser Kosmos war jung – zu jung, als daß die gigantischen, langsamen Zeitabläufe schon die großen Strukturen von galaktischen Clustern, Superclustern, Barrieren und Leerräumen hätten entstehen lassen können, die eines Tages den Weltraum dominieren würden.
    Mit Unbehagen schaute Morrow zu der dräuenden Kontur der Galaxis auf. Unbewußt legte er beide Hände auf den Bauch.
    »Morrow, geht es Ihnen gut?«
    »Ja, es geht mir gut«, bestätigte er Louise wenig glaubhaft. »Ich scheine nur etwas empfindlich auf die Zentrifugalkraft zu reagieren.«
    Louise lächelte und tätschelte seine Hände. »Es wird wohl eher die Corioliskraft sein – die Tangentialkraft. Aber lassen Sie sich durch die Rotation des Bootes nicht beunruhigen«, empfahl sie ihm. Sie überlegte. »Vielmehr sollten Sie sich über Ihre Raumkrankheit freuen.«
    Morrow hob seine rasierten Augenbrauen. »Wirklich?«
    »Diese Empfindung sagt Ihnen nämlich, daß Sie existieren, Morrow. Eingebettet in dieses neue Universum…«
    Louise erklärte ihm, daß die Gesetze der Physik Ausdruck fundamentaler Symmetrien waren. Und Symmetrien zwischen Bezugsrahmen gehörten zu den stärksten Symmetrien überhaupt.
    Morrow ließ Skepsis erkennen. »Und was hat das jetzt mit meiner Raumkrankheit zu tun?«
    »Nun, schauen Sie: Hier existiert eine bestimmte Art der Symmetrie. Das Boot rotiert, im Mittelpunkt eines stationären Universums. Also unterliegen Sie der Zentrifugal- und Corioliskraft – zwei sich überlagernden Kräften. Es sind diese Kräfte, die Ihr Unwohlsein verursachen. Aber was ist nun mit der Symmetrie? Versuchen Sie einmal ein Gedankenexperiment. Stellen Sie sich vor, daß das Boot stationär im Zentrum eines rotierenden Universums stünde.« Sie wies mit den Händen auf die sich über ihnen drehende Galaxis. »Wie würden Sie den Unterschied definieren? Die Sterne, die sich um das Boot herumbewegen, sähen nämlich alle gleich aus.«
    »Und wir würden auch dem gleichen Drehmoment unterliegen?«
    »Ja, genau. Sie würden sich genauso schwindlig fühlen wie jetzt auch, Morrow.«
    »Aber wodurch würden diese Kräfte denn verursacht werden?«
    Sie lächelte. »Das ist eben der Punkt. Sie würden durch den Inertialzug des rotierenden Universums verursacht: ein Zug, der durch den großen Strom von Sternen und Galaxien ausgeübt wird, der Sie umfließt.
    Ihr Schwindelgefühl muß Sie also nicht beunruhigen oder Ihnen gar peinlich sein. Es ist lediglich das Gefühl Ihres neuen Universums, das mit den Fingern des Inertialzuges an Ihnen zieht.«
    Er rang sich ein Lächeln ab und fuhr mit der Hand über seine schweißbedeckte Glatze. »Ja, danke für diese Belehrung«, meinte er. »Aber
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