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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring
Autoren: Stephen Baxter
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begann, würde der Stern augenblicklich instabil werden.
    Der Mantel würde explodieren. Ein asymmetrischer Kollaps des rotierenden Sterns würde eintreten.
    Dann würde der Kern in einer heftigen Implosion vergehen.
    Die gravitationale Bindungsenergie des riesigen Sterns würde in eine Flut aus Neutrinos umgewandelt werden, die durch den kollabierenden Kern wogte. Einige Neutrinos würden von der Implosion des Kerns eingefangen werden. Andere würden in den letzten paar Millisekunden, bevor das SMO endgültig zu einem Schwarzen Loch kollabierte, als ein immenser Neutrino-Puls entweichen…
    Sie erinnerte sich an die ersten Momente ihres Lebens: Wie ihre Mutter sie in den Händen gehalten und ein blendendes Licht ihr ins Gesicht geschienen hatte. Die Sonne, Lieserl. Die Sonne!
    In den letzten Momenten ihres langen Lebens würde ein Neutrino-Feuerball über die Knochen ihres Gesichts spielen.
    Lieserl lächelte. Es würde glorreich sein.

35

    DIE ZEIT VERGING.
    Nach einem bestimmten Punkt wurde selbst die Messung der Zeit bedeutungslos. Für Michael Poole war dieser Moment gekommen, als es nirgendwo mehr fusionsfähigen nuklearen Brennstoff gab und der letzte Stern flackernd erlosch. Das Universum war jetzt hunderttausendmal so alt wie zu dem Zeitpunkt, als die Xeelee es verlassen hatten. Nüchtern sah Poole zu, wie die Sterne durch Kollisionen aus den übriggebliebenen Fragmenten der Galaxien verdampften oder in die großen Schwarzen Löcher rutschten, die in den galaktischen Zentren entstanden waren. Dann, als die lange Nacht des Kosmos noch dunkler wurde, kollabierten sogar die Protonen, und die letzten Sternenleichen begannen zu zerfallen.
    Poole war des Sinnierens über die riesigen, langfristigen Projekte der Photino-Vögel müde.
    Er visierte etwas an, das einmal ein Neutronenstern gewesen war. Die kohlenstoffbeschichtete Oberfläche der Sternenleiche, die im Orbit um ein gigantisches Schwarzes Loch trieb, wurde durch den Zerfall der Protonen in ihrem Innern erwärmt – zumindest ein paar Grad über dem absoluten Nullpunkt gehalten. Als ob er Trost suchen würde, konzentrierte Poole seine Wahrnehmung auf diesen Schatten baryonischer Glorie. Vielleicht gab es noch andere baryonische Intelligenzen im Universum. Vielleicht existierten sogar noch Menschen oder Humanoide. Poole suchte freilich nicht nach ihnen. Mit der Schließung des Rings war auch die baryonische Geschichte abgeschlossen.
    Der einsame Michael Poole schmiegte sich dicht an die kalte Oberfläche des Neutronensterns. Sein Bewußtsein begann zu flackern und erlosch schließlich.
    Der Strom der Zeit floß unmarkiert den endlosen Meeren der zeitgleichen Unendlichkeit entgegen.
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