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Xeelee 1: Das Floss

Xeelee 1: Das Floss

Titel: Xeelee 1: Das Floss
Autoren: Stephen Baxter
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zurückkehren?«
    Sie zuckte gleichmütig die Achseln und nippte an ihrem Getränk. Er beobachtete, wie sich das diffuse Licht in ihrem Haar reflektierte, und wieder fühlte er sich zu ihr hingezogen. Verdammt noch mal, er mußte sich dagegen wehren. Es mußten bereits fünftausend Schichten her sein, seit sie miteinander geschlafen hatten; damals hatten ihre Körper in Sheens Hängematte gebaumelt, während der Gürtel sich lautlos um seinen Stern drehte…
    Es war ein Gelegenheitsfick gewesen; zwei erschöpfte Menschen hatten zueinandergefunden. Nun, zum Teufel damit, es störte nur die Geschäfte. Er hatte in der Tat den Eindruck, daß die Bergarbeiter sie dazu benutzten, in den Verhandlungen mit ihm ihre Position zu stärken, wohl wissend, welche Wirkung sie auf ihn ausübte. Es war ein hartes Spiel. Und es wurde immer härter…
    Er versuchte sich darauf zu konzentrieren, was sie sagte. »…Unsere Produktion ist also rückläufig. Wir können die vereinbarte Ladung nicht liefern. Gord sagt, es wird fünfzig Schichten dauern, bis die Gießerei wieder funktionstüchtig ist. Und da hat er recht.« Sie schwieg und sah ihn herausfordernd an.
    Seine Augen lösten sich von ihrem Gesicht und suchten unwillig den Gürtel ab. Die zerstörte Gießerei war eine rußige, runzlige Wunde in der Kette der Kabinen. Für einen Moment ließ er seine Gedanken zur Szene dort drinnen während des Unglücks abschweifen – die Wände eingedrückt, die Schaufeln zu geschmolzenem Eisen zerfließend…
    Es schauderte ihn.
    »Es tut mir leid, Sheen«, sagte er dann langsam. »Wirklich. Aber…«
    »Aber du wirst uns nicht den vollen Preis zahlen«, meinte sie bitter.
    »Verdammt, ich bestimme die Spielregeln nicht. Ich habe einen ganzen Baum mit Nachschub dort oben; ich bin bereit, dir so viel zu geben, wie ich in Eisen zurückbekomme, zum vereinbarten Tauschkurs.«
    Sie zischte durch die zusammengepreßten Zähne und starrte ihr Getränk an. »Pallis, ich hasse es zu betteln. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie ich das hasse. Aber wir brauchen diesen Nachschub. Aus unseren Wasserhähnen kommt nur noch eine schmutzige Brühe. Wir sind krank, wir sterben…«
    Er trank aus. »Hör auf damit, Sheen«, sagte er in einem rauheren Ton, als er beabsichtigt hatte.
    Sie hob den Kopf und fixierte ihn mit zu Schlitzen verengten Augen. »Du brauchst unser Metall, Floßmensch. Vergiß das nicht.«
    Er atmete tief durch. »Sheen, wir haben noch eine weitere Quelle. Du weißt das. Die alte Besatzung hatte zwei Sternenkerne gefunden, die sich in hübschen Kreisen um den Kern des Nebels drehen…«
    Sie lachte leise. »Und weißt du, daß das andere Bergwerk nicht mehr produziert? Oder etwa doch, Pallis? Wir wissen noch nicht, was mit ihm geschehen ist, nur, daß es nicht mehr produziert. Lassen wir also diese Scharade.«
    Scham wallte in ihm auf; er fühlte sein Gesicht rot werden und stellte sich seine Narben vor, wie sie als fahles Netz hervortraten. Sie wußten es also. Wenigstens, dachte er düster, wenigstens hatten wir das einzige andere Bergwerk des Nebels evakuiert, als jener Stern zu dicht an ihm herunterfiel. Wenigstens waren wir dazu anständig genug. Aber wir waren nicht anständig genug, um in dieser unangenehmen Sache die Wahrheit zu sagen, denn wir wollten unsere Dominanz über diese Leute aufrechterhalten…
    »Sheen, das führt zu nichts. Ich tue nur meine Arbeit, und auf alles andere habe ich keinen Einfluß.« Er reichte seine Flasche zurück. »Du hast eine Schicht, um dir zu überlegen, ob du meine Bedingungen akzeptierst. Dann fahre ich ab, egal, wie du dich entschieden hast. Und – Sheen, überlege doch mal: Wir können unser Eisen viel leichter recyceln als ihr eure Nahrung und euer Wasser.«
    Sie musterte ihn leidenschaftslos. »Geh zum Teufel, Floßmann!«
    Pallis fühlte, wie seine Schultern einsackten. Er wandte sich um und ging langsam zur nächsten Wand, von wo aus er zu dem Baumseil springen konnte.

    Eine Gruppe Mineure, die Eisenplatten auf ihren Rücken gebunden hatten, kletterte den Baum hinauf. Unter der Aufsicht des Piloten wurden die Platten in großen Abständen sicher am Rand des Baumes befestigt. Auf dem Rückweg zum Gürtel waren die Bergleute mit Körben voll frischer Lebensmittel und Wasser beladen.
    Rees, der die Szene aus dem Laub beobachtete, konnte nicht verstehen, warum so viele Lebensmittelkörbe im Baum zurückgelassen wurden.
    Er hatte sich dicht an einen über einen halben Meter starken Ast
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