Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Xeelee 1: Das Floss

Xeelee 1: Das Floss

Titel: Xeelee 1: Das Floss
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
eines engen Spektrums, von karmesinrot bis hin zu einem schmutzig-blutigen Farbton.
    »Ein bißchen zurück«, sagte Rees. »… Da. Das ist es, glaube ich.«
    Die Linse verdunkelte sich. Die Lampe auf der Vorderseite, immer noch scharlachrot, leuchtete jetzt in einem hellen Dauerlicht. Rees erinnerte sich an das Warnlicht auf der Winde und spürte, wie ihm unter der Last seines Gewichts kalte Schauer über den Rücken liefen. »Maulwurf. Was bedeutet dieses Licht?«
    »Warnung«, sagte der Maulwurf mit seiner flachen Stimme. »Lebensbedrohliche Umweltzerstörung. Einsatz der Hilfsausrüstung wird empfohlen.«
    Rees verstand ›bedrohlich‹, aber was bedeuteten die übrigen Worte des Maulwurfs? Was für eine Hilfsausrüstung? »Verdammt, Maulwurf, was sollen wir tun?«
    Aber der Maulwurf hatte darauf keine Antwort. Geduldig beschäftigte er sich weiterhin mit dem Entladen seines Korbs.
    Die Gedanken überschlugen sich in Rees’ Kopf, während er ihm dabei zusah. Die Ereignisse der letzten Schichten tauchten wie die Teile eines Puzzles in seiner Erinnerung auf. Dies war für Menschen ein sehr rauhes Universum. Die Implosion hatte das bewiesen. Und nun, wenn er den Maulwurf nicht völlig falsch verstanden hatte, schien es, als sei die Rötung des Himmels ein Fanal des Untergangs für sie alle, als ob der Nebel selbst eine riesige, unbegreifliche Warnlampe wäre.
    Die Begrenztheit seiner Möglichkeiten wurde ihm wieder bewußt, und sein Gewicht lastete schwerer auf ihm als selbst die Anziehungskraft des Sterns. Niemals würde irgend jemand verstehen, was ihn bedrückte. Er war nur irgendein dummes Kind, und seine Sorgen beruhten auf Hinweisen und Bruchstücken, die er selbst nur teilweise verstand.
    Würde er immer noch ein Kind sein, wenn das Ende kam?
    Weltuntergangsszenarien blitzten in seiner Vorstellung auf: Er stellte sich vor, wie die Sterne erloschen, die Wolken dicker wurden und die Luft selbst zu Gas wurde und nicht mehr zum Atmen taugte…
    Er mußte auf die Oberfläche zurückkehren, auf den Gürtel und darüber hinaus; er mußte mehr herausfinden. Und in seinem ganzen Universum gab es nur einen Ort, den er aufsuchen konnte.
    Das Floß. Irgendwie mußte er auf das Floß gelangen.
    Mit neu erwachter Zielstrebigkeit, ungerichtet, aber intensiv, bewegte er seinen Stuhl auf die Ausstiegsrampe zu.

2

    DER BAUM WAR EIN FÜNFZIG METER breites Rad aus Laub und Holz. Seine Rotation verlangsamte sich, und zögernd ließ er sich auf der Gravitationsquelle des Sternenkerns nieder.
    Pallis, der Baum-Pilot, hing mit Händen und Füßen unter dem knorrigen Stamm des Baums. Der Sternenkern und das ihn umkreisende Gürtel-Bergwerk lagen in seinem Rücken. Kritisch blickte er durch das Blätterdach auf den Rauch, der zerrissen über den obersten Zweigen hing. Die Rauchschicht war nirgendwo auch nur annähernd dick genug: Er konnte genau sehen, wie das Sternenlicht durchschien und die runden Blätter des Baums umflutete. Er tastete sich mit den Händen am nächsten Zweig entlang und fühlte das leise Zittern der dünnen Holzschicht. Sogar hier, am Ansatz der Zweige, konnte er die schwankende Unsicherheit des Baumes fühlen. Zwei Kräfte wirkten auf den Baum ein: Einerseits versuchte er der tödlichen Schwerkraftquelle des Sterns zu entgehen, andererseits floh er vor dem Schatten der Rauchwolke, wodurch er wieder auf die Gravitationsquelle zugetrieben wurde. Es bedurfte eines geschickten Floßsteuermanns, um einen Ausgleich zwischen diesen beiden Kräften herzustellen; der Baum sollte sich in der erforderlichen Entfernung in einem dynamischen Gleichgewicht befinden.
    Nun stießen die rotierenden Zweige des Baumes in die Luft, und er bewegte sich mit einem Ruck um gut einen Meter nach oben. Beinahe wäre Pallis heruntergefallen. Eine Wolke von Skitters taumelte aus dem Laubwerk; die kleinen, radförmigen Wesen schwirrten um sein Gesicht und seine Arme, während sie versuchten, in den Schutz des Baumes, aus dem sie stammten, zurückzugelangen.
    Zum Teufel mit diesem Bengel…
    Mit einer wütenden, fließenden Bewegung seiner Arme hangelte er sich durch das Blattwerk zur Oberseite des Baumes. Die zerklüftete Decke aus Rauch und Dampf hing einige Meter über seinem Kopf und war durch Rauchfäden lose mit den Ästen verbunden. Bald erkannte er, daß das feuchte Holz in mindestens der Hälfte der an den Ästen angebrachten Feuerkesseln verbraucht worden war.
    Und Gover, sein sogenannter Assistent, war nirgendwo zu sehen.
    Mit ins
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher