Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Xander, auf Liebe und Tod

Xander, auf Liebe und Tod

Titel: Xander, auf Liebe und Tod
Autoren: Keith R. A. DeCandido
Vom Netzwerk:
Sie hatte ihren Blazer
abgelegt, darunter kam ein weißes ärmelloses Hemd zum Vorschein, das ein Paar
perfekt geformte Arme sehen ließ, die an Porzellan erinnerten.
    Sie schrieb gerade die Worte Natalie French an die Tafel. Jetzt
hat sie also einen Namen. Und eine Aufgabe: Sie ist die Vertretungslehrerin. Es
gibt einen Gott! Xander hegte keine persönliche Abneigung gegen Dr. Gregory -
er war ein so achtbares menschliches Wesen, wie er es als Lehrer sein konnte,
was ihn in Xanders Pantheon unmittelbar über die Nacktschnecken erhob -, aber
soweit es ihn betraf, konnte der Mann getrost bis in alle Ewigkeit vermisst
bleiben.
    In dem Moment hörte er Willow sagen: »Stimmt was nicht?« Xander
drehte sich um und sah, dass Buffy in die Knie gegangen war, um etwas vom Boden
aufzuheben.
    Dieses Etwas entpuppte sich als eine Brille mit einem
gesplitterten Augenglas. »Aus welchem Grund könnte Dr. Gregory seine Brille
nicht aufgehoben haben, falls er sie hat fallen lassen?«, murmelte Buffy. Dann
zuckte sie die Achseln, legte die Brille auf einen der Tische und nahm neben
dem verhassten Blayne Platz.
    Das letzte Klingelzeichen ertönte, und die Klasse ließ sich
nieder. »Mein Name«, begann die herrlichste Stimme des Universums, »ist Natalie
French und ich bin die Vertretung für Dr. Gregory.«
    Buffy fragte: »Wissen Sie, wann er wiederkommt?«
    Wen kümmert’s?, dachte Xander.
    »Nein, keine Ahnung…« Sie konsultierte den Sitzplan. »… Buffy. Ich
wurde lediglich angerufen und davon in Kenntnis gesetzt, dass und wo ich
gebraucht werde.«
    Blayne murmelte: »Ich sag dir gleich, was ich von dir
brauche.«
    »Wie bitte, Blayne?«
    Aber klar, dachte Xander, seinen Namen brauchst du nicht in der
Liste nachzusehen, weil er dich ja zu der bescheuerten Klasse geführt hat…
    »Ich habe mich bloß gerade gefragt, ob Sie da weitermachen, wo Dr.
Gregory aufgehört hat«, sagte Blayne rasch.
    »Ja«, antwortete Miss French mit einem Lächeln, das den ganzen
Raum zum Leuchten brachte. »Seinen Aufzeichnungen zufolge habt ihr euch gerade
mit dem Leben der Insekten beschäftigt.« Sie ging zu dem Tisch mit den
Exponaten und nahm einen Glasbehälter, der die Plastikreproduktion irgendeiner
Insektenart enthielt. »Die Gottesanbeterin ist ein überaus faszinierendes
Geschöpf, das dem Zwang unterliegt, allein zu leben. Wer kann mir den Grund
dafür sagen… Buffy?«
    Buffy betrachtete den Behälter einen Moment lang, dann sagte sie:
»Tja, da kommt mir irgendwie der Ausdruck hässlich wie Ungeziefer in den
Sinn.«
    Das Lächeln erlosch, und Miss Frenchs Züge verfinsterten sich.
Xander ertappte sich dabei, dass er sich eine Sekunde fast vor ihr fürchtete.
»Es ist absolut nichts Hässliches an diesen einzigartigen Geschöpfen,« sagte
Miss French, dann nahm ihr Gesicht wieder jenen grandiosen, ihr eigenen
Ausdruck an. »Sie leben alleine, weil sie Kannibalen sind.«
    Einige Schüler gaben angewiderte Laute von sich. Xander gehörte
nicht zu ihnen. Er hatte genug damit zu tun, die Lehrerin unentwegt anzustarren.
    »Das ist jedoch schwerlich ihr Fehler«, fuhr Miss French
fort. »Die Natur hat sie so gemacht: edel, einsam und fruchtbar. Weltweit
existieren mehr als achtzehnhundert verschiedene Arten der Gottesanbeterin, und bei nahezu jeder ist das Weibchen
größer und aggressiver als das männliche Exemplar.«
    Blayne, der den Zwischenfall mit seiner Schulter anscheinend schon
wieder vergessen hatte, beugte sich zu Buffy hinüber. »Gegen ein aggressives
Weibchen ist doch nichts einzuwenden, oder?« Buffy warf ihm einen genervten
Blick zu und er setzte sich rasch wieder gerade hin. Xander musste grinsen,
doch dann fuhr er fort, Miss French anzustarren, die jetzt ein Lehrbuch nahm
und daraus vorzulesen begann, während sie durch den Mittelgang schritt.
    »Die kalifornische Gottesanbeterin legt ihre Eier und sucht sich
anschließend ein Männchen, das diese befruchtet. Nachdem es seiner Rolle genügt
hat, überzieht sie die Eier mit einer Schutzhülle und befestigt sie an einem
Blatt oder einem Zweig außerhalb jeder Gefahr.« Sie hielt das Lehrbuch in die
Höhe und zeigte der Klasse eine Abbildung. Xander bekam nicht mit, was das Bild
darstellte, da er sich in diesem Moment von ihren Augen förmlich aufgespießt
fand.
    »Nachdem sie ihre Arbeit gewissenhaft ausgeführt hat, wird sie
binnen weniger Monate mehrere hundert Nachkommen haben.« Miss French legte das
Lehrbuch zur Seite und ließ den Blick durch das Klassenzimmer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher