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www.traummann-gesucht.komm!

www.traummann-gesucht.komm!

Titel: www.traummann-gesucht.komm!
Autoren: Lisa Cach
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meine neueste Errungenschaft kennen lernen sollte: Tyler, 38 Jahre alt, Diplom-Informatiker.
    Endlich hatte ich mich doch getraut. Diese Computerexperten saßen überall, und angesichts begrenzter Alternativen hatte ich mich dazu durchgerungen, mich mit einem zu verabreden.
    Schien ja auch unfair, ausschließlich des Berufes wegen einem Mann gegenüber voreingenommen zu sein. War doch nicht ausgeschlossen, dass er, wie er vorgegeben hatte, über eine künstlerische Ader verfügte und auch mal etwas anderes las als nur Fachzeitschriften und Science-Fiction-Romane. Vielleicht lief er ja wirklich Marathon und praktizierte Tai Chi (obwohl ich nicht mit Sicherheit sagen konnte, ob ihm das zum Vorteil gereicht hätte).
    Vielleicht bestand ja die entfernte Möglichkeit, dass sein Humor nicht auf dem Stand eines Drittklässlers stecken geblieben war, und vielleicht trug er eine analoge Armbanduhr statt eines digitalen Monstrums nebst integriertem Taschenrechner und satellitengestützter Wettervorhersage.
    Und selbst für den Fall, dass obige Angaben nicht zutrafen, hätte er durchaus andere respektable Qualitäten aufweisen können. Vielleicht hatte er ja nicht geflunkert und verfügte tatsächlich über ein Jahreseinkommen jenseits der Hunderttausend. Vielleicht wollte er wirklich eine Familie gründen. Vielleicht entsprach sein Foto ja der Realität.
    Man durfte hoffen.
    Ich hatte zugesagt, ihn bei sich zu Hause aufzusuchen – möglicherweise nicht die allergescheiteste Entscheidung, doch er hatte mir per E-Mail ein Bild des Gebäudes zukommen lassen, und ich konnte nicht widerstehen: Baujahr 1910, dreistöckig, mit über vierhundert Quadratmetern Wohnfläche. Er hatte geschrieben, er sei im Begriff, es Stück für Stück zu renovieren.
    Irvington bot eine ganze Palette historischer Prachthäuser – wobei der Ausdruck „historisch“, in Portland zumindest, relativ war –, und ich gondelte genüsslich die alleeartigen Straßen entlang und guckte mir die großen, alten Villen mit ihren Gärten an. Es war später Nachmittag, noch taghell zwar, jedoch mit dem Hauch jenes warmen, goldenen Tons, der einen zum gemächlichen Bummel reizt, wie die zahlreichen Spaziergänger auf den Bürgersteigen bewiesen.
    Es roch nach frisch gemähtem Rasen, und ich vernahm das stakkatoförmige Pumpen eines Sprengers sowie das hohle Dröhnen eines Basketballs irgendwo in jemandes Hofeinfahrt.
    Hier ließ sich leben, das sah ich gleich.
    Das Haus stand auf einem Eckgrundstück, wuchtig und weiß und laubbaumbeschattet. Ich stellte den Wagen am Straßenrand ab, marschierte den Pfad zur Haustür hinauf und machte mir dabei ein Bild vom Vorgarten, der zwar gepflegt und sauber wirkte, zugleich allerdings den Eindruck erweckte, als sei dort schon seit Urzeiten nichts mehr frisch gepflanzt worden.
    Ich versetzte mich unverzüglich in die Rolle der Gärtnerin für dieses Prachtgrundstück. Kletterrosen für die Spaliere an den Flanken des säulengestützten Vordachs; vorn an der Grundstücksfront entlang eine Fliederhecke, als Sichtschutz; verschiedene Tulpenzwiebeln als Frühlingsblüher, wie üblich; Dahlien für den Sommer. Mom hätte sicher ein paar gute Anregungen beigesteuert, ich brauchte sie schließlich nur zu fragen.
    Der Außenanstrich am Haus war stellenweise abgeschmirgelt, als warte er auf frische Fassadenfarbe. Zwei der Glasscheibchen in den Seitenfenstern links und rechts der Haustür wiesen Sprünge auf. Dads jahrelanges Gejammer über den so mühevollen Erhalt eines Altbaus kam mir in den Sinn, und ganz automatisch sah ich mich schon vor der Möglichkeit – dem Synchronismus? –, dass es mir am Ende mit so einem alten Kasten ähnlich ergehen könnte, mit Tyler nämlich.
    Ich läutete.
    Durch die Seitenfenster nahm ich eine flüchtige Bewegung wahr, und dann ging die Tür auf.
    „Hannah? Hi.“
    „Hi.“ Er sah so blendend aus wie auf dem Foto: Etwa einsfünfundneunzig groß, Figur eines Langstreckenläufers, aschblondes, ein wenig zu langes Haar und ein sympathisches, wenn auch hageres Gesicht. Allerdings trug er einen Ohrring: Einen kleinen Stift mit einem Saphir. Auf dem Foto hatte ich den nicht gesehen.
    „Hast du einigermaßen problemlos hergefunden?“
    „Dein Haus lässt sich kaum übersehen“, bemerkte ich.
    „Hereinspaziert“, sagte er und rückte beiseite. „Achtung, dass Sassy nicht ausreißt“, fügte er hinzu, als ihm eine übergewichtige, gelb getigerte Katze um die Füße strich. „Sie ist eine reine
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