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bei uns in der Beratungs-Hotline, wenn die vor der Scheidung stehen“, fuhr sie fort, „die flennen nur rum und behaupten, sie bringen sich um. Oder sie bringen erst sie um und dann sich. Sie werden damit nicht fertig, haben nicht den geringsten Schimmer und können sich keine Zukunft ohne sie vorstellen.“ Sie unterbrach ihr Wüten für einen Moment, als ich hinter ihr zur Seite trat, um einen Jogger passieren zu lassen.
„Die Frauen hingegen, die sich scheiden lassen, die sind einzig am Besitz des Eigenheims interessiert.“
„Klingt so, als seien die Frauen die Geldgierigen und die Männer die Romantiker.“
„Was macht jemanden eigentlich zum Romantiker?“ fragte sie. „Nach dem Märchenbuch gezimmerte Ideale und eindimensionale Vorstellungen von Menschen und Beziehungen. Stellt einen nicht eben als Intelligenzbolzen dar.“
„Aber vielleicht brauchen wir ein wenig von dieser Art Zauber im Leben. Die Wirklichkeit ist zu kalt und grau. Ich möchte ans märchenhafte Happyend glauben, ‚und wenn sie nicht gestorben sind‘, und auch an die unsterbliche Liebe.“
„Der Erfahrung zum Trotz?“
„Ja.“
„Was ist denn das für eine unrealistische Philosophie?“
„Wenn du dich mit einer derart verbitterten Einstellung auf Partnersuche begibst, dann lockst du auch keinen warmherzigen Burschen an“, sagte ich. „Es ist, als gäbs irgendwo da draußen ‘ne Art Karma-Kraft fürs Kontaktieren, die einem zurückgibt, was man hingegeben hat.“
„Hingegeben?“ kicherte sie anzüglich.
„War nicht sexuell gemeint“, sagte ich eingeschnappt.
„Wüsste nicht, was dir diese karmagestützte Männersuche bisher gebracht hätte. Guck dir nur diese Pappnase von Pete an.“
„Aber gekriegt habe ich doch das, was ich wollte, oder? War doch nur sein Körper, der mich interessierte, und mehr hat er mir auch nicht gegeben. Will ich zumindest hoffen. Ich war noch nicht beim Frauenarzt.“
Ein Jogger lief auf uns zu, und ich trat erneut beiseite. Er war ein gut aussehender Typ, Anfang dreißig, dunkle Augen und mit einer Kinnpartie wie ein männliches Model. Außerdem schien er ohne Suspensorium in seinen engen Laufhosen einherzutraben.
Er nickte uns zu und joggte vorbei.
„Hast du das gesehen?“ fragte ich.
„War doch unübersehbar.“
„Meinst du, er weiß, dass es so weit vorragt? Als würde ihm ein Ast da unten rauswachsen. Wie bei ‘nem Baum.“
„Weiß er bestimmt“, sagte Louise. „Macht ihm vielleicht Spaß, wenn er’s in aller Öffentlichkeit so rumschlackern lassen kann. Glaubt womöglich, das törnt uns an.“
„Erinnert mich an ‘nen Hund, der sich den Penis leckt, wo’s jeder sehen kann.“
„Ich dachte immer,
du
wärst diejenige, die so vom männlichen Organ besessen ist.“
„Nur im entsprechenden Ambiente“, sagte ich. Ich drehte mich um und schaute zurück, den Wanderpfad hinunter, aber der Jogger war längst weg. „Meinst du, der kommt zurück?“
„Träum weiter.“
Ein kurzes Stück stapften wir wortlos vor uns hin. Der Pfad war seitlich in einen bewaldeten Abhang gehauen, und zur Rechten konnten wir durch die Bäume sehen und stellenweise den Japanischen Garten im Washington Park erkennen.
„Also, das jüngste Rendezvous hat mir fürs Erste jegliche Lust auf weitere Treffs ausgetrieben“, sagte Louise.
„Ein Date und Feierabend?“
Sie zuckte mit den Schultern.
„Im Grunde bist du gar nicht erpicht aufs Heiraten, stimmts?“ fragte ich. „Nicht mal auf eine Beziehung.“ Ich wusste, diese Diskussion hatten wir durch, aber mir war, als müsste ich mich permanent überzeugen, dass es auch wirklich stimmte.
„Nicht besonders. Ich komme mir zwar bescheuert vor, wenn ich das sage, aber ich bin auch allein glücklich. Ich habs gern, wenn ich meine Wohnung für mich habe. Ich ziehe gern meine eigenen Sachen durch, und da ich keine Kinder möchte, stehe ich auch nicht so sehr unter Druck, möglichst bald einen zu finden.“
„Und Sex, der fehlt dir nicht?“
Sie zuckte wieder die Schultern, als sei es ihr peinlich zuzugeben, dass sie nicht als ein Haufen frustrierter Hormone herumlief. „Weißt du, ich konnte nie einschlafen, so mit ‘nem Kerl im Bett. Ich glaube, den Winter verbringe ich lieber mit einer Daunendecke als mit ‘nem Mann.“
„Aber mit Scott warst du doch ziemlich glücklich, damals, während eurer Zeit, oder?“
„Das ist lange her. Das Neue an der Sache, das machte es erträglich.“
„War er denn miserabel im Bett?“ fragte
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