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Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Titel: Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott
Autoren: Tamara Ramsay
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in der mit lautem Rauschen und Brausen ein Wasserfall über
die Felsen sprühte.
    »Der Wasserfall des Nöck!« dachte da
die kleine Dott. — Ach, Cornix war doch der weiseste aller Vögel! Sicher hatte
er gar nichts anderes gewollt, als daß sie, das Menschenkind, dem Nöck die Botschaft
von seiner Seligkeit bringen sollte!
     
     
     

Das Wiedersehen
     
    Hinter den Kindern lag nun das
oberschlesische Land mit seinen Bergwerken und Eisenhütten und großen Wäldern.
Im Norden sahen sie in der Ferne die herrliche schlesische Ebene liegen,
schimmernd und prangend mit ihren fruchtbaren Feldern und weithinleuchtenden
Städten und Dörfern. Im Süden schauten sie nach Mähren hinein, wo aus dem
blauen Dunst hier und dort ein Gletschergipfel der Apen blinkte. — Über die
Beskiden im Südosten aber konnte der Blick dorthin schweifen, wo die Länder des
Ostens begannen, hinter Polen und Mähren die Slowakei und Ungarn, und weit,
weit hinter ihnen das große Rußland!
    Bis hierher hatte die kleine Dott
reisen dürfen, bis zu dieser kostbaren Erde, wo die großen Völker des Ostens
und Westens sich so nahe gegenüberstanden, daß die gleichen Wolken über beide
hinwegzogen, daß der gleiche Regen die Felder beider tränkte, und daß die
Stürme, die auf der einen Seite die Wälder brachen, auf der anderen Seite die
Zerstörung fortsetzten.
    Dann aber schaute sie geradeaus, nach
Westen, wo das Land nun wieder zu steigen begann, unten die Hügel und Vorberge,
und darüber, immer höher übereinanderwachsend, die Sudeten. Und nun reckte er
sich vor ihr auf, der Mächtige, der Bergwart im Osten, der Altvater! Gewaltig
und groß stand er vor ihnen — die kleine Dott konnte ihre Augen nicht mehr von
ihm wenden, denn dort warteten ja ihre Freunde auf sie, Gurian und der ganze
Schwarm der Reiherjungen! Und wie der Gipfel immer näher rückte, da wollte es
ihr fast den Atem fortnehmen vor Erwartung und Spannung. Und plötzlich sah sie,
wie sich ein schwarzer Punkt von der Spitze löste und rasch in die Höhe
schraubte, schnell kam er näher! Das konnte nichts anderes als ein Vogel sein,
einer von den stolzen Großvögeln der Lüfte! Mit wunderschönem lässigem Flug kam
er auf sie zu — ein Reiher!
    »Gurian! Gurian! Gurian!« schrie da die
Kleine und streckte ihm beide Arme entgegen.
    In einem großen Bogen flog Gurian um
den Krähenschwarm herum, und wie auf Verabredung ließen sich alle zur Erde
nieder, tiefer und tiefer, bis sie auf einer großen blumigen Wiese landeten.
    Und hier sprang die Kleine zur Erde und
lief mit ausgebreiteten Armen auf Gurian zu und umschlang seinen zur Erde
gebogenen Hals und drückte ihr Gesicht in seine Federn und lachte und weinte
und wußte nicht, was sie tun sollte vor Freude!
    Gurian sprach kein Wort, aber er hielt
ganz still, bis die Kleine sich etwas beruhigt hatte.
    »Deine Freunde erwarten dich«, sagte er
dann mit seiner leisen, heiseren Stimme. Und dann hob er die kleine Dott auf
seinen Rücken, und hinauf ging es in großen Kreisen. Und nun stürmten sie
vorwärts, daß der Kleinen das Haar im Rücken flatterte.
    Hinter ihr folgte Cornix mit allen
seinen Krähen, als letzte Mutter Kra mit Klaus.

Die Erlösung
     
     
     

Unerklärliche Begebenheiten
     
    An einem späten Nachmittag wanderten
zwei Kinder eine Landstraße entlang. Es war in der Prignitz, im westlichsten
Teil der Mark Brandenburg und im allerwestlichsten Zipfel der Westprignitz, und
es war die Straße, die aus dem Dammrower Forst nach Norden führt. Die beiden
schienen so müde zu sein, daß sie kaum einen Fuß vor den anderen setzen
konnten.
    »Siehst du, Klaus, jetzt hast du auch
den Wald gesehen, in dem ich die Vögel zum ersten Male sprechen hörte«,
erklärte das kleine Mädchen, »und nun sind wir schon auf dem Wege zum Rambower
See. Und wenn wir beim See angelangt sind, dann ist es gar nicht mehr weit bis
zum Großen Dolmen.«
    Die Kleine sprach so eindringlich wie
jemand, der den anderen mit allen Mitteln zu überzeugen und mitzureißen sucht.
Aber vielleicht wollte sie sich auch selbst Mut machen, um dieses letzte Stück
ihres Weges zu bewältigen, denn das erschien ihr schwerer als alle bisherigen
Mühen der Reise.
    Man konnte den beiden Kindern ansehen,
daß sie einen weiten Weg zurückgelegt hatten. Ihre Kleider waren zerdrückt und
grau vom Übernachten in Schuppen und Ställen, ihre Schuhe waren weiß vom Staub
der Straße. Es mußte auch etwas mit dem rechten Fuß der Kleinen nicht ganz in
Ordnung sein,
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