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Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Titel: Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott
Autoren: Tamara Ramsay
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wiedersehen, nicht den Roten Jungen und Frau Harke
und das Brückenmännchen! — Und hast du auch daran gedacht, daß ich dann niemals
mehr mit Gurian und Cornix sprechen kann?« — Und bei diesen Gedanken traten ihr
auch schon die Tränen in die Augen.
    Der Junge schaute von der Seite zu ihr
hinüber und schwieg. Nach einem Weilchen aber sagte er: »Nein, mit den Tieren
wirst du nicht mehr sprechen können, dafür aber mit den Menschen. Und ich will
dir auch sagen, welche Gedanken mir gekommen sind. In der Adventsnacht
und später, als wir über die Hochöfen und Gruben geflogen sind, habe ich
erkannt, daß es nicht recht ist, wenn wir anders leben wollen als die
Menschen!«
    »Aber die Menschen wollen uns
doch gar nicht bei sich haben, solange wir verwandelt sind!« rief Dott, und nun
fühlte sie, wie plötzlich wieder etwas von den alten, wohlbekannten Gefühlen in
ihr aufsteigen wollte, die Ungeduld und der schnellbereite Trotz, durch die sie
schon in so viel Kummer und Ungemach hineingerissen worden war.
    Und sie fuhr fort: »Ich habe doch
selbst gehört, wie Mutter sagte, daß es besser wäre, ich sei tot, als daß sie
denken müßte, ich sei zum Schrecken und Abscheu der Menschen geworden, und es
ist noch gar nicht so gewiß, ob Vater und Mutter mich überhaupt noch haben
wollen; und darum weiß ich nicht, ob ich nicht doch am besten ganz bei den
Tieren bleiben soll.«
    »Ja, Dott, wenn du wirklich der
Schrecken der Menschen bleiben willst, nur, weil deine Mutter..., dann muß ich
eben allein...«
    Ach, wie seltsam, nun war es ja gerade
umgekehrt wie bei der St.-Anna-Kirche, dachte er, nun war er es, der dafür
sorgen mußte, daß die kleine Dott sich erlösen lassen wollte!
    Da wandte ihm Dott auch schon das
Gesicht zu, das ganz weiß geworden war.
    »Was wolltest du weiter sagen, Klaus?«
fragte sie leise. Der Junge aber antwortete nicht auf ihre Frage. »Laß uns
heimkehren, Dott«, sagte er nur.
    Der Kleinen wurde es immer schwerer ums
Herz, als sie merkte, wie der Junge ihr auswich, und schon wollte sie die Frage
noch einmal stellen — als sie merkte, daß sie nicht mehr allein waren. Ein
alter Herr stand neben ihnen, schaute gütig auf die Kleine nieder und setzte
sich dann neben sie ins Gras.
    »Kennst du das Lied vom zerbrochenen
Ringlein, mein Kind?« fragte er unvermittelt.
    O ja, das kannte die Kleine gut: »In
einem kühlen Grunde, da geht ein Mühlenrad« — aber es war doch seltsam, daß der
alte Herr sie gerade an dieses Lied erinnerte! Darin war ja alles enthalten,
was sie selber fühlte:
     
    »Hör
ich ein Mühlrad gehen,
    ich
weiß nicht, was ich will,
    ich
möcht am liebsten sterben,
    dann
wär’s auf einmal still.«
     
    »Ja«, sagte die Kleine ernst. »Das Lied
kenne ich.«
    »Nun siehst du, mein Kind, dieses Lied
ist von mir«, sagte der alte Herr. »Soll ich dir ein wenig von mir erzählen? —
Woher meinst du wohl, daß ich stamme?«
    Die Kleine musterte ihn verstohlen.
    »Ich stamme aus der Mark, wie du«,
erklärte er und lächelte. »Dort lebten meine Ahnen wie die deinen, bis der
Letzte von ihnen im Dreißigjährigen Krieg alles verlor und hierher nach
Oberschlesien kam.«
    Dott wunderte sich nicht darüber, daß
der alte Herr so viel über sie wußte. Er war ja keiner von den Lebenden, und
sein Wissen war deshalb viel größer.
    »Du kannst dir wohl denken, wie es mit
meinen Eltern beschaffen war«, fuhr er fort. »Von deutscher Abstammung war mein
Vater und wie der deine aus dem Westen über die Elbe in den Osten gekommen. Und
meine Mutter war aus Mähren, aus einem slawischen Geschlecht, wie die deine. Es
ging mir also nicht anders als dir, kleine Dott. Auch ich hatte in mir das Erbe
des Westens und des Ostens zu tragen. Da glaubst du doch wohl selbst, daß wir
uns ganz gut verstehen könnten?«
    Ja, das meinte die kleine Dott
wirklich, und darum nickte sie; sie war nun ganz sicher, daß der alte Herr
gekommen war, um ihr aus ihren Schwierigkeiten zu helfen.
    »Siehst du, kleine Dott, ich hatte
einmal ein Kind, das Gott mir fortgenommen hat. Möchtest du hören, was ich auf
den Tod meines Kindes gedichtet habe?« fragte er. Und als sie nickte, begann er
mit leiser Stimme zu sprechen:
     
    »Von
fern die Uhren schlagen,
    es
ist schon tiefe Nacht,
    die
Lampe brennt so düster,
    dein
Bettlein ist gemacht.
     
    Die
Winde nur noch gehen
    wehklagend
um das Haus,
    wir
sitzen einsam drinnen
    und
lauschen oft hinaus.
     
    Es
ist, als müßtest leise
    du
klopfen an die
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