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Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Titel: Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott
Autoren: Tamara Ramsay
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Tür,
    du
hätt’st dich nur verirret
    und
kämst nun müd zurück.«
     
    Der alte Herr brauchte nicht weiter zu
sprechen. Die Kleine hatte verstanden, und sie warf sich in seine Arme und
weinte zum ersten Male seit langer Zeit an einem menschlichen Herzen. Alle
Ratlosigkeit und Sehnsucht weinte sie aus, die so schwer auf ihr gelegen
hatten. Dann aber trocknete sie die Augen und richtete sich wieder auf. »Jetzt
weiß ich, was ich will«, sagte sie mit fester Stimme. »Ich will heimkehren, ob
ich erlöst werde oder nicht. — Und in Wirklichkeit habe ich das immer gewollt!«
    Wie sie ihn aber noch einmal anschauen
wollte, war der Platz neben ihr leer. Nur der Junge saß neben ihr und zupfte
noch immer wie in Gedanken an den Saiten seiner Geige.

Der Nöck
     
    Kaum hatte sich Dott ein wenig nach
diesem Erlebnis beruhigt, als sie die Krähen daherfliegen sah.
    »Wir haben ihn! Wir haben ihn!« riefen
die Jungen, während sie sich ins Gras fallen ließen.
    »Ja, wir haben den Nöck gefunden«,
bestätigte Cornix, als er sich vor der Kleinen niedergelassen hatte. »›Ihr
sollt nur heimgehen‹, läßt er euch sagen. Dann würdet ihr schon sehen, was
weiter geschieht.«
    Die Kleine sah eine Weile verblüfft auf
den Krähenfürsten.
    »Hat er denn gar nicht gesagt, wie wir
erlöst werden können?« fragte sie enttäuscht.
    »Doch«, erwiderte Cornix. »Der Junge
braucht dem Kobold nur seine Gaben zurückzugeben, dann erhält er auch das Seine
wieder.«
    »Und ich?« fragte Dott. — »Hat er dir
denn gar nichts für mich gesagt?«
    »Nein. Für dich hat er mir nichts
gesagt«, sagte Cornix, indem er sich räusperte.
    »Aber irgend etwas wird er doch auch
für mich gesagt haben!« rief die Kleine voller Angst.
    »Etwas hat er allerdings gesagt«, gab Cornix
zu, »du mußt sehen, ob du etwas daraus machen kannst. Er sagt, wenn deine
Mutter dir entgegenkommt, um dich ins Haus zu führen, wirst du erlöst werden.«
    Die Kleine schwieg. Als sie aber ein
wenig nachdachte, meinte sie bitter, daß ihre Erlösung unmöglich sei. — Wie
konnte die Mutter denn der kleinen Dott entgegengehen, solange diese noch nicht
erlöst war! Die Mutter konnte ja gar nicht wissen, daß die Kleine da war,
solange sie noch unsichtbar war! Dott fand es sehr wenig freundlich von dem
Nöck, daß er ihr eine so seltsame Auskunft erteilt hatte und das sagte sie auch.
    »Aber darum können wir doch tun, was er gesagt hat«, meinte Klaus, nachdem er eine Weile nachgedacht hatte. »Er
hat ja gesagt, daß wir schon sehen würden, was weiter geschieht!«
    Dott preßte die Lippen zusammen, damit
ihr kein übereiltes Wort entschlüpfte.
    »Ich will heimkehren, Cornix«, erklärte
sie, und sie wußte nun, was sie sagte. »Wenn du mich nur noch zu Gurian
bringst, damit ich ihm Lebewohl sagen kann, dann will ich mich gleich auf den
Weg zu den Eltern machen.« Sie schaute bei den letzten Worten zu Boden, denn
sie wagte es nicht, Cornix zu bitten, sie wieder in die Prignitz
zurückzubringen!
    Der aber schien jetzt nicht auf diese
Frage eingehen zu wollen. »Steigt nur auf«, sagte er. »Bis zum Altvater ist es
nur noch ein Sprung.«
    Und nachdem die Kinder sich wieder
kleingemacht hatten, stieg Dott auf den Rücken des Knesen, während Klaus es
sich zwischen den Flügeln von Mutter Kra bequem zu machen versuchte, und dann
erhob sich der ganze Schwarm mit schnellen, scharfen Flügelschlägen in die
Luft.
    Als sie aber so rasch in die Höhe
stiegen, und der große, schattige Garten mit dem Schloß darin zwischen dunklen
Wäldern unter ihnen lag, da mußte die Kleine noch eine Frage stellen. — »Kannst
du mir wohl sagen, Cornix, wie der Dichter heißt, der hier gewohnt hat?«
erkundigte sie sich.
    »Joseph von Eichendorff heißt er«,
erwiderte Cornix, »er ist einer von denen, die uns versichern, daß auch wir
einmal selig werden können.«
    »O Cornix!« flüsterte sie, tief zu ihm
heruntergebeugt: »Dann ist ja das traurige Lied von ihm, das die Kinder über
den Nöck gesungen haben!«
     
    O
Nöck, was hilft das Singen dein
    du
kannst ja doch nicht selig sein!
     
    Der
Nöck erhebt die Augen,
    sieht
an die Kleinen,
    beginnt
zu weinen
    und
senkt sich in die Flut hinein.
     
    Und indem sie sich weit vorbeugte, rief
sie so laut sie konnte zur Erde hinunter:
     
    »Komm
wieder, Nöck, du singst so schön!
    Wer
singt, kann in den Himmel gehn.«
     
    Während sie aber diese Worte
hinunterrief, war Cornix wie im Sturz abwärts und in eine Schlucht
hineingeschossen,
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