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Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition)

Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition)

Titel: Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition)
Autoren: Anne Harenberg
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nur 4-jährige aufbringen können, wenn es um eines ihrer Kunstwerke
geht, „toll, wie ich das gekackt hab, oder? So richtig schön deutsch!“

36. ) Der Nasenbeißer
und sein Affe

 
    Meine Tochter bekommt in der Schule
öfter „Fehler-Hausaufgaben“. So nenne ich die Aufgaben, bei denen man die
falsche bzw. nicht passende Zahl, den falschen Satz oder das falsche Wort aus
einer Reihe von Zahlen, Sätzen oder Worten herausfinden muss.

 
    Wenn ich nicht in Dubai leben und
es nach über sechs Jahren Lektüre der örtlichen Zeitungen besser wissen würde,
hätte ich bei dem folgenden Eröffnungssatz eines Zeitungsartikels glatt
gedacht, dass es sich um so eine „Fehler-Hausaufgabe“ meiner Tochter und nicht
eine reale Geschichte handelt:

 
    „Ein unter Einfluss von Drogen
stehender Mann, der seinen Affen spazieren führte, hat seinen Nachbarn zu Boden
getreten, ihn in die Nase gebissen und dann Sand in den Mund gestreut,
woraufhin der Nachbar starb.“

 
    Eigentlich stolpert man da fast bei
jedem Wort über einen Fehler.

 
    1)   Unter den Einfluss
von Drogen? In Dubai gibt es doch gar keine Drogen!
    2)   Der seinen Affen
spazieren führte? Müsste das nicht Hund heißen?
    3)   In die Nase
gebissen? Wie bitte beißt man jemand in die Nase – vor allem, wenn man
seinen Affen an der Leine neben sich hat.
    4)   Sand in den Mund
gestreut? Warum streut man jemand mit kaputter Nase auch noch Sand in den Mund?
Oder war das der Affe?
    5)   Woraufhin der
Nachbar starb? Ich sehe ein, das mit der Nase und dem Sand in den Mund ist
nicht ganz fair und auch nicht ganz fein, aber gleich davon sterben?

 
    Bei dem Streit ging es übrigens um
eine Frau und der Nasenbeißer steht jetzt vor Gericht. Wenigstens etwas, was
man sofort glauben kann.

37. ) „Die ist aber
blond!“

 
    In den Vereinigten Arabischen
Emiraten braucht man seit geraumer Zeit eine ID-Karte, wenn man hier lebt. Wozu
genau diese ID-Karten notwendig sind, weiß keiner, oder besser gesagt, wusste
keiner. Nachdem alle Expats gezwungen worden waren,
sich eine zuzulegen und sie dann keiner benutzt hat, hat man sie eben schnell
als absolute Notwendigkeit für den Abschluss von allem und jedem gemacht.
Sprich: Man kann kein Bankkonto mehr eröffnen, zum Arzt gehen oder eine Versicherung
abschließen, wenn man keine Emirates-ID hat. Den Pass bringt man besser
trotzdem mit.

 
    Und weil das Ganze so viel Spaß
gemacht hat, aber irgendwann jeder Expat eine
ID-Karte hatte und es drohte Langeweile aufzukommen, hat man eben beschlossen, dass
Kinder auch eine ID-Karte brauchen. Die dürfen trotzdem kein Bankkonto
aufmachen, kein Auto kaufen oder eine Versicherung abschließen, aber egal,
gleiches ID-Karten-Recht für alle.

 
    Meinem Schicksal ergeben, trottete
ich also eines Morgens zum Typing Center meiner Wahl,
um die ID-Karten meiner Kinder zu beantragen. „ Typing Center“ sind kleine Büros, die in der ganzen Stadt verteilt sind, auf denen man
Anträge für die Ämter ausfüllen lassen kann. Das könnte man natürlich selber
machen. Tut man auch, da man erst den Antrag für den Antrag auf Englisch
ausfüllen muss, der dann im Typing Center auf
Arabisch übersetzt wird.

 
    Das typische Typing Center ist überlaufen und dort arbeiten Menschen, die so ziemlich alles machen,
außer dem Kunden bei seinem Begehr behilflich zu sein. Ein Typing Center ist eine Art Vorhof der Hölle, denn im Anschluss droht noch der richtige
Amtsbesuch, der in Dubai mindestens so unlustig ist wie in Deutschland.

 
    Im Typing Center meiner Wahl war es ausnahmsweise leer und nur ein junger, schmächtiger
Inder hielt die Stellung.

 
    Ich: „Ich möchte gerne ID-Karten
für meine Kinder machen lassen.“

 
    Indisches Helferlein: „Das geht
nicht.“

 
    Ich: „Warum?“

 
    Helferlein: „Ist noch keiner da.
Ich bin nur das Helferlein und kann kein Arabisch.“

 
    Ich: „Aber es ist doch schon 9.30
Uhr und Sie öffnen bereits um 8 Uhr?“

 
    Helferchen zuckt mit den Achseln und ich weiß immerhin, warum es leer im Typing Center ist.

 
    Ich: „Na, dann warte ich mal.“

 
    Helferlein: „Ist gut. Kann aber
dauern.“

 
    Ich: „Vielleicht kann ich schon mal
die Anträge für die Anträge ausfüllen, dann geht es nachher schneller.“

 
    Helferlein: „ Mmmmh .
Na gut.“

 
    Ich fülle die Anträge aus und gebe
sie Helferlein, der sie interessiert studiert.

 
    Helferlein, deutet auf den Antragsantrag
meiner jüngeren
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