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Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition)

Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition)

Titel: Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition)
Autoren: Anne Harenberg
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sich hin
kaute, als gäbe es weder den Nebel, noch den kläffenden Hund oder mich. Die
Ruhe selbst. Kamel möchte man sein.

39. ) Der Lack ist ab

 
    Ich habe das eine oder andere graue
Haar – und ich weiß genau, warum ich die habe. Für jedes einzelne gibt es
eine Erklärung bzw. einen Verursacher. Leider nützt dieses Wissen wenig, die
Haare sind grau. Also habe ich mir eines schönen Morgens, als die
Hauptverantwortlichen in der Schule waren, mal wieder das graue Unglück auf
meinem Kopf weggefärbt. Dann habe ich die beiden abgeholt.

    Bei meinem Anblick kräht die ältere
Grauhaarverursacherin sofort los:

 
    „Mama, du siehst so anders aus! Was
ist mit deinen Haaren passiert? Warum sind die so dunkelbraun?“

 
    Das Kind hat mich schon mindestens
100 Mal fasziniert dabei beobachtet, wie ich mir die Haare gefärbt habe.

 
    „Die hat mir der Weihnachtsmann
gebracht.“ Wer dumm fragt, kriegt eine dumme Antwort und wir nähern uns
mit großen Schritten der Vorweihnachtszeit.

 
    „Ehrlich?“

 
    Seufz.

 
    „Mama, aber es ist doch noch gar
nicht Weihnachten.“

 
    „Tja, wenn jemand sein Geschenk ganz
dringend früher braucht, dann bringt der Weihnachtsmann das ausnahmsweise auch
schon mal ein paar Wochen vorher“.

 
    „Ehrlich?“

 
    Seufz.

 
    „Natürlich.“

 
    „Und warum hast du so dringend neue
Haare gebraucht?“

 
    „Ich habe keine neuen Haare
gebraucht, ich habe nur neue Farbe für meine Haare gebraucht.“

 
    „Warum?“

 
    Seufz, seufz, seufz.

 
    „Weil die alte weg war.“

 
    „Ehrlich?“

 
    „Ja, ehrlich. Hast du doch gesehen,
meine Haare waren doch ganz grau.“

 
    Kind schweigt und man kann förmlich
die Gehirnwindungen knacken und arbeiten hören.

 
    „Mama, kann der Weihnachtsmann mir
mein neues Fahrrad jetzt auch schon bringen? Beim alten Fahrrad ist der Lack
doch auch ab.“

 
    Danke.

40. ) Ist doch nur
´ne Shisha      

 
    Die Shisha – oder
Wasserpfeife – ist ein fester Bestandteil der arabischen Kultur. Wer
jemals in Dubai in einem Café oder Restaurant gesessen hat, der wird
wahrscheinlich den Kopf nach einem ungewohnten, leicht süßlichem Geruch
umgedreht und einen Shisha-Raucher neben sich entdeckt haben. Alkohol darf nur
in den großen Hotels ausgegeben werden, Shishas dagegen gibt es in jedem noch
so kleinen Café oder Restaurant.

 
    Die mit Wasserdampf motorisierten
Pfeifen erfreuen sich großer Beliebtheit. Rund 30 Prozent der jungen Emiratis zwischen 22 und 44 Jahren rauchen regelmäßig eine
Shisha – manche bis zu 5 Stück pro Tag. Die meisten Expats mögen diese exotische Form des Rauchens ebenfalls, zumindest hin und wieder.
Und selbst ich als passionierte Nichtraucherin kann mir vorstellen, warum: Die
Wasserpfeifen haben Geschmack. Apfel oder Wassermelone, Erdbeer oder Vanille – das schmeckt und riecht doch gleich deutlich besser als so
eine stinkgewöhnliche Zigarette.

 
    In Versuchung kommen, mich dem
Shisha-Rauchen zu verschreiben, werde ich dennoch nicht. Denn eine Shisha
– an der man gut eine Stunde zu rauchen hat – beschert einem trotz
nettem Geschmack ungefähr 100 bis 200 Mal so viel Nikotin wie eine einzige
Zigarette. „Harmlos“ ist was anderes.

 
    Das hat jetzt auch die
Gesundheitsbehörde der Emirate erkannt und den Kampf gegen das Shisha-Rauchen
aufgenommen. Shisha-Tabak wird ab sofort mit den gleichen, schrecklichen
Bildern, die man schon von Zigarettenpäckchen kennt, verkauft. Auch die
Inhaltsstoffe werden strenger kontrolliert. So dürfen sich mit sofortiger
Wirkung keine Parasiten, Schimmel, Fremdkörper und Insekten mehr in dem Tabak
befinden. Ab sofort? Bin ich froh, dass ich schon vor „ab sofort“ keine Shishas
geraucht habe.

41. ) Blink, Blink

 
    Dubai liegt in einem muslimischen
Land, was aber niemanden davon abhält, Weihnachten oder andere religiöse Feste
zu feiern, wie sie fallen. Bei gut 120 verschiedenen Nationalitäten und
entsprechend vielen Religionen kann es da schon mal zu Missverständnissen
kommen.

 
    So krähen meine Kinder jedes Jahr,
wenn wir Ende Oktober, Anfang November im Dunkeln nach Hause fahren und an
jedem zweiten Haus in unserer Wohnanlage die Lichterketten blinken und glitzern
sehen:

 
    „ Maaaama , Weihnachtsdeko !!!“

 
    Den Zahn muss ich ihnen jedes Jahr
ziehen.

    „Kinder, das ist keine Weihnachtsdeko , das sind die Lichter, die die indischen Mitbürger zu Diwali aufhängen.“

 
    „Ach so!“,
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