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Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition)

Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition)

Titel: Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition)
Autoren: Anne Harenberg
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einen
Pfefferminztee.

45. ) Wunder der
Technik

 
    Ein Besuch beim Arzt mit kleinen
Kindern ist keine reine Freude, vor allem wenn es mal wieder etwas länger
dauert. Seitdem ich allerdings – als wahrscheinlich letzter Mensch auf
dieser Welt – ein iPhone mein Eigen nenne, hat
sich das geändert.
    So spielte meine kleine Tochter
unlängst stundenlang mit den drei „Kinder-Apps“ herum, die sich auf meinem iPhone befinden und hatte dabei ganz rote Bäckchen vor
lauter Glück. Besonders, als ich ihr dann noch ein Gratis-Spielchen mit dem
Weihnachtsmann aus dem großen weiten Netz heruntergeladen habe.

 
    So saß sie schließlich da und haute
mit ihren kleinen, dicken Fingerchen immer wieder so
fest sie konnte auf den Gabensack des Weihnachtsmanns, der im Gegenzug auch
jedes Mal brav ein neues Geschenk rausholte. Während ich mir gerade überlegte,
wie ich im Apple-Laden erkläre, warum bei meinem Telefon die angeblich unkaputtbare Glasoberfläche zerborsten sei, ohne dass die
Verkäufer denken, dass ich sie veräppeln will, fragte meine Tochter mich
plötzlich mit sehr großen Augen:

 
    „Mama, hab ich die Geschenke dann
nachher auch wirklich alle zu Hause?“

46. ) Bye bye , Emirates Road

 
    Namen sind bekanntlich
Schall und Rauch und nirgends wird das deutlicher als in Dubai. Hier wird gern
mal eine Straße oder ein Gebäude von heute auf morgen umbenannt und dann ist
das eben so. Da ist nix mit langen Planungen, Verfahren, Ausschüssen,
Abstimmungen oder sonst was, wenn Scheich Mohammed etwas bestimmt, dann wird
das so gemacht. Und zwar sofort.

 
    So wurde letzthin
die wahrscheinlich - gemeinsam mit der Sheikh Zayed Road - bekannteste und meistbefahrenste Straße der gesamten Emirate umbenannt.
Die Straße heißt nun nicht mehr passenderweise „Emirates Road“ (sie verbindet
alle sieben Emirate), sondern „Sheikh Mohammed bin Zayed Road“.

 
    Gott sei Dank
klären einen die Medien heutzutage sofort auf, wer dieser Scheich eigentlich
ist: Er ist der Kronprinz von Abu Dhabi und damit sehr wichtig. Die Hauptstadt
der Vereinigten Arabischen Emirate ist nämlich Abu Dhabi und nicht Dubai, was
vielen Menschen nicht bekannt ist. Abu Dhabi ist deutlich größer als Dubai und
sitzt vor allem noch auf unglaublichen Ölreserven, Dubai dagegen sitzt mehr
oder weniger auf dem Trockenen. Entsprechend kommt das Staatsoberhaupt der
Emirate auch nicht aus Dubai, sondern aus Abu Dhabi.

 
    Scheich Khalifa
bin Zayed Al Nahyan ist der
wichtigste Mann der Emirate und da die Emirate eine „Monarchie“ sind, hat er
natürlich auch einen Kronprinzen und der ist eben jener Scheich Mohammed bin Zayed und seines Zeichens der Bruder von Scheich Khalifa
– in den weitverzweigten emiratischen Herrscherfamilien steht oft ein Bruder und nicht zwingend der älteste Sohn an
erster Stelle der Thronfolge.

 
    Von der
Thronfolge mal ganz abgesehen, ist dieser Scheich Mohammed auch noch irgendwie
stellvertretender Verteidigungsminister der Vereinigten Arabischen Emirate.
    Mmh . Trotzdem. Warum kriegt der jetzt eine eigene Straße?
Und, wie schon bemerkt, nicht irgendeine? Bis zu 12.000 Autos können ohne
Probleme pro Stunde die 12-spurige Emirates Road passieren.

 
    Nachtigall, ick hör dir trappsen . Wer schön
länger in den Emiraten lebt, der wird sich an die ebenso plötzliche Umbenennung
des Burj Khalifa erinnern. Dieser war während seiner
Bauzeit von mehr als zwei Jahren nur als Burj Dubai
bekannt und sollte auch unter diesem Namen als höchstes Haus der Welt in die
Geschichtsbücher eingehen. Doch am 4. Januar 2010, dem Tage der Einweihung,
wurde aus dem „Turm Dubai“ plötzlich der „Turm Khalifa“.

 
    Selbstverständlich
alles nur, um die großen Errungenschaften des Scheichs von Abu Dhabi und
Präsidenten der Emirate, Scheich Khalifa bin Zayed Al Nahyan , zu würdigen. Oder, wie böse Zungen
behaupteten, um Scheich Khalifa für seine ordentliche bis gewaltige
Finanzspritze für das während der Finanzkrise 2008 ins Trudeln geratene Dubai
zu danken.

 
    Auch diesmal
sollen natürlich allein die Verdienste von Scheich Mohammed bin Zayed geehrt werden. Immerhin, die Umbenennungen
funktionieren. Heute spricht niemand mehr vom Burj Dubai, obwohl noch in der Eröffnungsnacht eine Facebook-Gruppe mit dem schönen Namen
„I will not call the Burj Dubai Burj Khalifa“
gegründet wurde, die zunächst großen Erfolg hatte.

 
    Ich bin gespannt,
wann ich das erste Mal von der „Sheikh Mohammed Road“
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