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Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition)

Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition)

Titel: Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition)
Autoren: Anne Harenberg
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schlecht als recht wieder
auf. Derweil hat Kind Zwei die Gelegenheit genutzt, sich sämtliche Ketten, die
am Ständer neben den Blusen hängen, umzuhängen und heillos zu verknoten. Kind
Zwei wird ebenfalls angeherrscht, und während ich noch versuche, den
Kettenknoten zu entwirren, reißt Kind Eins an einem langen, diesmal gelben
Satinkleid und schreit durch den ganzen Laden: „Das ist aber schön, Mama, das
will ich haben!“
    Die
ersten Leute sind nun auf uns aufmerksam geworden und ich weiß, jetzt kann es
nicht mehr lange dauern und wir werden rausgeschmissen. Und tatsächlich: Einen
umgekippten Stapel T-Shirts später („Ich wollte nur deine Größe raussuchen,
Mama“) erscheint eine Verkäuferin auf der Bildfläche. Aber nicht, um mir
lebenslängliches Hausverbot zu erteilen. Nein, um Kind Eins liebevoll auf den
Arm zu nehmen, das in der Zwischenzeit eine der rosa Blusen übergezogen hat und
mit den zu langen Ärmeln so durch die Luft fuchtelt, dass ein weiterer Stapel
Kleidung auf der Erde verstreut wird.
    „Ist
die aber süß!“, strahlt mich die Verkäuferin an. Ich lächele verlegen zurück
und schäme mich ein bisschen, weil ich den unentwirrbaren Kettenwust einfach
unter einen Rockstapel geschoben habe. Der Verkäuferin scheint der
unaufgeräumte Laden herzlich egal zu sein, sie strahlt weiter über das ganze
Gesicht. Allerdings nicht in meine Richtung, sondern zu meinen Kindern und
fragt sie fröhlich:
    „Wollt
ihr noch Schuhe dazu anprobieren?“
    Wenige Minuten
später rennen meine Kinder, zur Freude sämtlicher Verkäuferinnen der
Damenabteilung, in Erwachsenenkleidung gehüllt und mit viel zu großen Schuhen
und Hüten ausstaffiert sowie mit Ketten behangen durch Zara .
Ich selbst probiere derweil die gesamte Sommerkollektion in Ruhe durch. Ich
werde vollkommen ignoriert: Von meinen Kindern und den Verkäuferinnen.

 
    So liebe ich
Einkaufen.

31. ) Geschmacklos!
     
    Ich lebe gerne in Dubai –
trotz mancher Merkwürdigkeiten dieser Stadt bzw. dieses Landes. Allerdings
musste ich nun feststellen, dass ich zumindest in einem Punkt unter vollkommen
falschen Voraussetzungen hier gelebt habe: Ich habe mehr als fünf Jahre lang
fast täglich etwas gegessen und genossen, was ich für Hummus gehalten habe.

 
    Ein Zeitungsartikel brachte die
Erkenntnis, dass dem nicht so war. Tatsächlich habe ich, so die Zeitung, ein
geschmacksneutrales, viel zu flüssiges Püree gegessen, das aber auch so
wirklich gar nichts mit Hummus zu tun hat – mit
uns Zugereisten kann man es ja offensichtlich machen. Mit einem guten
Schweinsbraten wäre mir das nicht passiert.

 
    Laut Zeitungsbericht wollte man
feststellen, welche der vier großen Supermarktketten in Dubai die qualitativ
und geschmacklich besten Grundnahrungsmittel herstellt. Getestet wurden Hummus , Hühnersandwich, Kuchen und Brot – so viel zum
Thema, warum die UAE eine der höchsten Fettleibigkeitsraten der Welt haben.
Aber zurück zum Hummus . Der aus dem Supermarkt bei
mir in der Nähe wurde von den Testpersonen förmlich zerrissen. Leider ist das genau
der Hummus , den ich fast täglich esse und der mir
bislang sehr gut geschmeckt hat.

 
    Ich finde es absolut geschmacklos
von diesem bösen Supermarkt, mich so zu täuschen. Ich bin betroffen, wütend und
auch irgendwie traurig, weil diese gemeinen Testesser mir mein Lieblingsessen
kaputt gemacht haben. Sauer bin ich noch dazu, denn jetzt muss ich zu einem
wirklich weit entfernten Supermarkt fahren und mir echten Hummus kaufen, selbst wenn der mir am Ende gar nicht schmeckt. Ich kann schließlich
unmöglich weiter im Mittleren Osten leben und keine Ahnung haben, was Hummus ist.

32. ) Der Rottweiler
kommt im Tanga zur Party – oder gute Nachbarschaft

 
    Es gibt Menschen, die können sich
total locker machen. Bei allem und jedem. Zum Beispiel mein Nachbar. Vor zwei
Jahren ist er in das Haus nebenan gezogen und bislang habe ich von ihm noch
nicht viel mehr gehört, als das Knattern seiner Harley jeden Abend pünktlich um
22.47 Uhr, wenn er noch eine Runde dreht. Das entspannt ihn bestimmt total. Betonung
liegt auf „ihn“. Um 23.28 Uhr kommt er mit quietschenden Reifen zurück.
Theoretisch schlafe ich um diese Zeit längst, praktisch warte ich jeden Abend
zwanghaft auf das Aufheulen des heimkehrenden Harley-Motors, sonst komm ich
nicht zur Ruhe.

 
    Sehen tut man von dem Nachbarn
nicht viel. Außer der Leopardenbettwäsche und den Männer-Tangas, die jeden
Dienstagnachmittag auf der
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