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Wüstenfeuer

Wüstenfeuer

Titel: Wüstenfeuer
Autoren: Clive Cussler
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Innerhalb eines kurzen Augenblicks war der Jäger zum Gejagten geworden. Als der Wind die Segel wieder füllte, sprang das kleinere Schiff geradezu vorwärts, aber nicht schnell genug. Der bronzene Rammsporn der Galeere küsste die hintere Flanke des Piratenschiffes und riss seinen Rumpf bis zum Heckspiegel auf. Bei der Kollision kenterte das Schiff beinahe, richtete sich dann jedoch wieder auf, während das Heck absackte.
    Lauter Jubel brach unter den römischen Legionären aus, und Vitellus erlaubte sich ein triumphierendes Lächeln darüber, dass ihnen der Sieg so gut wie sicher war.
    Doch dann drehte er sich zu dem zweiten Schiff um und erkannte auf Anhieb, dass sie überlistet worden waren.
    Während des kurzen Scharmützels hatte sich dieses zweite Schiff nämlich unauffällig genähert. Und während der Rammsporn der Galeere sein Ziel fand, schob sich das Schiff mit den grauen Segeln sofort an die Backbordseite der Galeere. Das Krachen und Knirschen berstender Ruder erklang, während eine dichte Salve von Pfeilen und Enterhaken auf das römische Deck herabregnete. Innerhalb von Sekunden waren die beiden Schiffe nahezu unlösbar miteinander verbunden, und eine ganze Masse von Schwerter schwingenden Barbaren ergoss sich über die Reling.
    Die erste Welle Angreifer berührte kaum das Deck, als sie bereits von einer Phalanx rasiermesserscharfer Lanzen aufgespießt wurde. Die römischen Schleuderer verteidigten die Galeere zwar mit tödlicher Zielgenauigkeit, und ein Dutzend Angreifer wurden auch auf der Stelle ausgeschaltet. Aber die Heftigkeit des Angriffs wurde nicht gebrochen, da ein Dutzend weitere Barbaren ihre Plätze einnahmen. Plautius hielt seine Männer zurück, bis die Piratenhorde auf dem Galeerendeck ausschwärmte. Erst dann trat er aus seiner Deckung hervor und gab das Zeichen zum Gegenangriff. Das Klirren der Schwerter übertönte die qualvollen Todesschreie, als das Gemetzel begann. Die römischen Legionäre, besser ausgebildet und im Kampf um einiges disziplinierter, wehrten die ersten Angriffswellen mit Leichtigkeit ab. Die Barbaren waren daran gewöhnt, nur leicht bewaffnete Händler anzugreifen und keine schwer bewaffneten, erfahrenen Soldaten. So wichen sie vor der massiven Gegenwehr zurück. Um die enternden Piraten zurückzuschlagen sammelte Plautius die Hälfte seiner Männer, um dem eigenen Angriff mehr Druck zu verleihen. Er persönlich übernahm die Führung, als die Römer die Barbaren auf ihr eigenes Schiff zurücktrieben.
    Die Angriffsreihen der Barbaren brachen schnell auseinander, formierten sich jedoch schon bald wieder neu, als die Piraten erkannten, dass sie den Legionären zahlenmäßig um ein Mehrfaches überlegen waren. Jeweils zu dritt oder zu viert konzentrierten sie sich auf einen einzelnen römischen Soldaten, griffen ihn von verschiedenen Seiten an und überrannten ihn. Auf diese Weise verlor Plautius sechs Männer, bevor er seine Soldaten eine geschlossene Formation einnehmen ließ und zu einem Quadrat ordnete.
    Vom Achterdeck der Galeere aus beobachtete Vitellus, wie der römische Centurion einen Mann mit seinem Schwert regelrecht halbierte, als er die Barbaren wie mit einer Sense niedermähte. Der Kapitän hatte die Galeere mitsamt ihres an sie geketteten Verfolgers während des Kampfes Kurs aufs Festland nehmen lassen. Doch das Piratenschiff brachte einen Steinanker aus, der auf dem Meeresgrund Halt fand und beide Schiffe stoppte.
    Unterdessen hatte das Schiff mit dem blauen Segel eine Wende ausgeführt und machte nun Anstalten, in den Kampf einzugreifen. Behindert durch das große Leck in seinem Rumpf, durch das Wasser ungehindert eindringen konnte, steuerte das Piratenschiff schwerfällig die freie Steuerbordseite der römischen Galeere an. Indem es das Manöver seines Schwesterschiffes nachahmte, schob es sich längsseits, und seine Mannschaft entfesselte einen wahren Regen von Enterhaken, der die Römer überschüttete.
    »Ruderer zu den Waffen! Sofort an Deck antreten!«, rief Vitellus.
    Unter Deck folgten die erschöpften Ruderer dem Ruf des Kapitäns. Da sie ursprünglich als Soldaten ausgebildet waren, erwartete man von den Ruderern und allen anderen Seeleuten an Bord, dass sie sich an der Verteidigung des Schiffes beteiligten. Arcelian schloss sich der Schlange seiner Kollegen an, von denen jeder einen tiefen Schluck kalten Wassers aus einem Tonkrug trank und danach mit einem Schwert in der Faust an Deck eilte.
    »Halt den Kopf unten«, riet er dem
celeusta
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