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Wüstenfeuer

Wüstenfeuer

Titel: Wüstenfeuer
Autoren: Clive Cussler
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der die Waffen verteilt hatte und nun das Ende der Schlange bildete.
    »Ich sehe dem Barbaren lieber ins Gesicht, wenn ich ihn töte«, erwiderte der Trommler mit seinem typischen Grinsen.
    Die Ruderer griffen keinen Augenblick zu früh in den Kampf ein, während sich die zweite Welle Piraten über die Steuerbordreling schwang. Die Mannschaft der Galeere warf sich den Angreifern als kompakte Masse aus Muskeln und Stahl entgegen.
    Als Arcelian das Hauptdeck betrat, war er über das Massaker entsetzt. Leichen und abgetrennte Gliedmaßen lagen verstreut zwischen ständig größer werdenden Blutpfützen. Kaum schlachterprobt erstarrte er für einen kurzen Moment, bis ein Offizier an ihm vorbeirannte und ihn anbrüllte: »Durchtrenn gefälligst die Enterseile!«
    Als er ein straff gespanntes Seil am Bug der Galeere gewahrte, machte er einen entschlossenen Satz vorwärts und zerschnitt es mit seinem Schwert. Er verfolgte noch, wie das freie Ende peitschenartig zum Deck des Schiffes mit dem blauen Segel zurückschwang, dessen Deck sich einige Meter unterhalb des Galeerendecks befand. Dann ließ er den Blick an der Reling der Galeere entlangwandern und bemerkte ein halbes Dutzend weiterer Enterseile, die das Piratenschiff an Ort und Stelle fixierten.
    »Kappt die Seile!«, rief er. »Stoßt die Piraten ab!«
    Seine Worte fanden jedoch kein Gehör, und er musste erkennen, dass nahezu jedes Mannschaftsmitglied der Galeere mit den Barbaren in einen Kampf auf Leben und Tod verwickelt war. Nur am Heck der Galeere gewahrte er mit einiger Hoffnung, dass der
celeusta
seinem Beispiel folgte und ein Enterseil mit einem kleinen Beil attackierte. Doch allmählich wurde die Zeit knapp. An Bord des langsam sinkenden Piratenschiffes schickten sich die Barbaren an, das römische Schiff zu entern, da sie erkannten, dass sich ihr eigenes Schiff nicht mehr lange würde über Wasser halten können.
    Arcelian stieg über einen sterbenden Schiffskameraden, um zum nächsten Enterseil zu gelangen, und hob sein Schwert. Ehe er aber zuschlagen konnte, hörte er in der Luft ein Pfeifen, und die Spitze eines Pfeils bohrte sich nur wenige Zentimeter von seinem Fuß entfernt in die Decksplanken. Er achtete nicht weiter darauf, sondern durchschlug das Seil mit der Schwertklinge und ging dann hinter der Reling in Deckung, als ein weiterer Pfeil über seinen Kopf hinwegzischte. Er lugte über das Geländer und entdeckte seinen Angreifer, einen kilikischen Bogenschützen, der sich einen halbwegs sicheren Platz in der Spitze des Segelmastes des Piratenschiffes gesucht hatte. Der Bogenschütze achtete schon nicht mehr auf den Ruderer, sondern zielte bereits für seinen nächsten Schuss auf das Achterschiff. Arcelian erkannte zu seinem Schrecken, dass der Schütze sich den
celeusta
, der gerade im Begriff war, ein drittes Enterseil zu kappen, als nächstes Opfer ausgesucht hatte.
    »Celeusta!«
, brüllte der Ruderer.
    Die Warnung erfolgte jedoch zu spät. Ein Pfeil bohrte sich tief in die Brust des kleinen Mannes. Der Trommler gab einen tiefen Stöhnlaut von sich und sackte auf die Knie, während ein Blutstrom seine gesamte Brust rot färbte. In einer letzten Demonstration von Gefolgschaftstreue holte er mit dem Beil aus, zerschnitt das Enterseil und stürzte dann leblos auf das Deck.
    Das Schiff der Barbaren tauchte zunehmend tiefer ins Wasser und löste einen letzten Sturm auf die Galeere aus. Nur noch zwei Enterseile hielten die beiden Schiffe zusammen, was die Piraten bislang aber – bis auf den Bogenschützen – übersehen hatten. Immer noch auf seinem Platz in der Mastspitze ausharrend, zielte und schoss er abermals auf Arcelian und verfehlte ihn nur knapp.
    Arcelian zog reflexartig den Kopf ein und sah gleichzeitig, dass sich die noch intakten Enterseile mittschiffs zwischen den beiden Rümpfen spannten, obwohl sich die beiden Schiffe am Heck berührten und das Kampfgeschehen sich nach achtern verlagert hatte. Der Ruderer ging auf alle viere hinunter und kroch unter der Reling bis zum ersten Enterseil. Ein sterbender Barbar – sein Bauch bestand aus einer einzigen blutigen Masse zerfetzten Fleisches – lag nicht weit entfernt. Der kräftige Ruderer erreichte ihn und wuchtete sich den Mann auf die Schulter, dann machte er kehrt und näherte sich dem Enterseil. In diesem Augenblick hörte er einen dumpfen Laut, begleitet von einem heftigen Stoß gegen seine Schulter, als sich ein Pfeil in den Rücken des Piraten bohrte. Mit der freien Hand schwang
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