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Wüstenfeuer

Wüstenfeuer

Titel: Wüstenfeuer
Autoren: Clive Cussler
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vom Kurs abgebracht worden. Vitellus hoffte inständig, dass sie sich in der Nähe der anatolischen Küste befanden, wo sie vielleicht auf andere Schiffe der römischen Flotte trafen.
    Der Kapitän wandte sich an den bulligen Mann, der die schwere Ruderpinne der Galeere bediente.
    »
Gubernator
, bring uns in Landnähe und möglichst in windgeschützte Gewässer. Wenn wir ihnen den Wind aus den Segeln nehmen können, dürften wir diesen Teufeln entkommen.«
    Unter Deck erhielt der
celeusta
den Befehl, einen Schnellfeuer-Rhythmus zu trommeln. Jegliche Gespräche zwischen Arcelian und den anderen Ruderern erstarben, und so war nur noch das dumpfe Schnaufen heftiger Atemzüge zu hören. Die Nachricht von den verfolgenden Piratenschiffen war bis zu den Ruderbänken hinab gedrungen. Jeder Mann konzentrierte sich darauf, sein Ruder so schnell und wirkungsvoll wie möglich durchs Wasser zu ziehen, wusste er doch, dass wahrscheinlich auch sein eigenes Leben auf dem Spiel stand.
    Für fast eine halbe Stunde hielt die Galeere den Abstand zu den Verfolgerschiffen. Mit Hilfe von Segel und Ruder schob sich das römische Schiff mit fast sieben Knoten durch die Wellen. Aber die kleineren und besser besegelten Piratenschiffe holten allmählich auf. Nahezu bis zur vollständigen Erschöpfung gefordert, durften die Ruderer der Galeere ihren Rhythmus ein wenig drosseln, um Kraft zu sparen. Während die braune, dunstige Landmasse vor ihnen beinahe verlockend aus dem Meer wuchs, kamen die Piraten allmählich näher und griffen schließlich an.
    Während sich sein Begleiter hinter der Galeere hielt, arbeitete sich das Schiff mit dem blauen Segel bis auf die gleiche Höhe vor und überholte dann seltsamerweise das römische Schiff. Während des Passierens drängte sich die bunt gewürfelte Horde bewaffneter Barbaren an Deck und beschimpfte und verhöhnte die Römer lautstark. Vitellus ignorierte die Rufe und starrte auf die Küstenlinie voraus. Die drei Schiffe waren nur noch wenige Kilometer vom Festland entfernt – und an seinem Rahsegel konnte er erkennen, dass der Wind nachließ.
    Er befürchtete, dass es zu wenig war und für seine erschöpften Ruderer zu spät geschah.
    Vitellus suchte die vor ihm liegende Landschaft ab. Er hoffte, irgendwo an Land gehen und seine Legionäre auf festem Boden antreten lassen zu können, wo sie ihre volle Kampfkraft entfalten mochten. Doch die Küstenlinie bestand aus einer hohen Felswand, die keine Lücke aufwies, in der die Galeere eine sichere Zuflucht hätte finden können.
    Bei einem Vorsprung von fast vierhundert Metern drehte das führende Piratenschiff plötzlich. In einer perfekt ausgeführten Wende schwang es vollständig herum und hielt direkt auf die Galeere zu. Auf den ersten Blick erschien dieses Manöver selbstmörderisch. Die römische Seekriegsstrategie hatte sich lange Zeit auf das Rammen des Gegners als vorherrschende Kampftaktik verlassen, und sogar die kleine Diere war mit einem schweren Bugvorbau aus Bronze ausgestattet. Vielleicht war bei den Barbaren ja mehr Muskel- als Gehirnmasse vorhanden, dachte Vitellus. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als das erste Schiff zu rammen und zu versenken, da sich in diesem Fall, wie er zu wissen glaubte, das zweite Schiff zurückziehen würde.
    »Wenn sie abdrehen oder wenden, folge ihnen und durchbohre sie um jeden Preis mit unserem Rammsporn«, befahl er dem Steuermann. Ein jüngerer Offizier stand an der Leiter ins Schiffsinnere, um Anweisungen an die Ruderer weiterzugeben. An Deck hielten die Legionäre ihre Schilde und Wurfspieße bereit. Erwartungsvolle Stille legte sich über die Galeere.
    Die Barbaren behielten ihren direkten Kurs auf die Galeere bei, bis sie nur noch dreißig Meter von ihr entfernt waren. Dann schwenkte der Gegner, wie Vitellus vorausgesehen hatte, plötzlich nach Backbord.
    »Ramm sie!«, rief der Römer, während der Steuermann die Ruderpinne herumriss. Unter Deck wechselten die Ruderer an Steuerbord für mehrere Züge die Richtung der Ruderblätter, so dass die Galeere eine scharfe Wende nach Steuerbord ausführte. Genauso schnell trieben sie das Schiff wieder vorwärts und zogen ihre Ruder ebenso wie ihre Kollegen an Backbord mit äußerster Kraft durchs Wasser.
    Das kleinere Piratenschiff versuchte, den Kurs der Galeere zu kreuzen, doch das römische Schiff wendete ebenfalls. Die Barbaren verloren an Fahrt, als ihre Segel beim Wenden für einen Moment schlaff wurden, während die Galeere ihr Tempo beibehielt.
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