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Wüstenfeuer

Wüstenfeuer

Titel: Wüstenfeuer
Autoren: Clive Cussler
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Arcelian das Schwert, holte aus und durchtrennte das Seil, während ein zweiter Pfeil in seinen menschlichen Schutzschild eindrang. Der Ruderer brach in die Knie, stieß den mittlerweile toten Barbaren von seiner Schulter und rang nach Atem.
    Von seinen Anstrengungen nahezu vollkommen erschöpft, betrachtete Arcelian den letzten Enterhaken, der sich ein paar Meter über ihm in eine Rah gegraben hatte. Über die Reling hinweg entdeckte er den feindlichen Bogenschützen, der seinen Platz am Segelmast endlich verlassen hatte und nun aufs Deck hinabkletterte. Arcelian nutzte diese günstige Gelegenheit, sprang auf und rannte über das Galeerendeck und kletterte dort auf die Reling, wo sich das Enterseil zum Piratenschiff spannte. Um sein Gleichgewicht kämpfend, holte er mit dem Schwert zum entscheidenden Befreiungsschlag aus – doch dazu kam er nicht mehr.
    Die Belastung des Seils durch die beiden auseinanderweichenden Schiffe war zu groß, und der Eisenhaken verlor den Halt am Mast. Die enorme Spannung des Seils beschleunigte den Haken wie ein Geschoss, und so wirbelte er in einem flachen Bogen zum Wasser hinab.
    Die messerscharfen Widerhaken pfiffen knapp an Arcelian vorbei und hätten ihm beinahe einen blutigen Abgang beschert. Doch das Seil schlang sich um seinen Oberschenkel, riss ihn von der Reling und schleuderte ihn dicht vor dem Bug des Piratenschiffes ins Meer.
    Da er nicht schwimmen konnte, strampelte und ruderte Arcelian wie wild, um den Kopf weiter über Wasser zu halten. Verzweifelt um sich schlagend stieß er gegen etwas Hartes und klammerte sich mit beiden Händen daran fest. Es war ein Stück Holzreling des Piratenschiffes, das während der ersten Kollision mit der römischen Galeere herausgebrochen und groß genug war, um ihn nicht untergehen zu lassen. Plötzlich ragte das Piratenschiff mit dem blauen Segel über ihm auf, und er trat heftig mit den Beinen, um ihm aus dem Weg zu gehen.
    Dabei wurde er von der Galeere weiter abgetrieben, zumal er in eine Strömung geriet, gegen die er in seinem geschwächten Zustand nicht ankämpfen konnte. Mühsam wassertretend, um seine Position zu halten, verfolgte er mit weit aufgerissenen Augen, wie das Piratenschiff von einer Windböe erfasst und auf die Küste zugetrieben wurde. Dabei ragte das Deck nur noch wenig über die Wasseroberfläche hinaus.
    Während das römische Schiff an Steuerbord durch Arcelian von den Enterhaken befreit worden war, hatten Vitellus und ein jüngerer Offizier die Enterseile an Backbord bis auf ein letztes in Hecknähe gelöst. Sich mit einem Pfeil in seiner Schulter schwer auf die Ruderpinne stützend machte sich der Kapitän durch laute Rufe beim Centurio auf dem benachbarten Schiff bemerkbar.
    »Plautius«, rief er mit matter Stimme, »komm auf die Galeere zurück. Wir haben uns von den Piraten befreit!«
    Der Centurio und seine Legionäre waren auf dem Piratenschiff immer noch in heftige Kämpfe verstrickt, obwohl die Anzahl der kampffähigen Männer stark geschrumpft war. Plautius zog sein bluttriefendes Schwert aus dem Hals eines Barbaren und blickte kurz zur Galeere hinüber.
    »Bring die Fracht an ihr Ziel. Ich werde die Barbaren aufhalten«, rief er zurück und stieß sein Schwert in den Leib eines weiteren Angreifers. Nur noch drei Legionäre standen ihm zur Seite, und Vitellus konnte erkennen, dass sie sich nicht mehr lange auf den Beinen halten würden.
    »Eure Tapferkeit und euer Mut werden nicht ungerühmt bleiben«, rief der Kapitän und durchtrennte die letzte Verbindung zwischen Galeere und Piratenschiff. »Lebewohl, Centurio!«
    Befreit von dem Räuberschiff, das an seinem Steinanker festlag, vollführte die Galeere einen Satz vorwärts, als sich ihr einzelnes Segel schlagartig mit Wind füllte.
    Da der
Gubernator
schon lange den Tod gefunden hatte, bot Vitellus seine gesamte noch verbliebene Kraft auf, um das Schiff in Richtung Festland zu lenken. Dabei spürte er, wie der Griff der Ruderpinne von seinem eigenen Blut benetzt und glitschig wurde. Eine gespenstische Stille breitete sich auf dem Deck aus und brachte ihn dazu, zum Rand des Achterkastells zu stolpern. Was er unten erblickte, verschlug ihm jedoch den Atem.
    Verstreut auf dem Deck lag eine Masse toter und zerfleischter Körper, Römer wie Barbaren, in einem roten Tümpel. Eine fast gleichgroße Anzahl von Angreifern und Mannschaftsmitgliedern hatte also bis zu einem tödlichen Unentschieden gegeneinander gefochten. Es waren die Überreste eines Gemetzels,
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