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Die feurigen Kuesse des Wuestenprinzen

Die feurigen Kuesse des Wuestenprinzen

Titel: Die feurigen Kuesse des Wuestenprinzen
Autoren: Olivia Gates
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PROLOG
    „Amjad, ich frage dich: Verzeihst du?“
    Amjad Aal Shalaan fiel es schwer, den Mann anzusehen, der diese Frage laut und deutlich gestellt hatte: seinen Vater, den König, der in vollem Ornat vor ihm stand. In sein Gesicht, das jetzt einen beherrschten Ausdruck zeigte, hatte sich die Last jahrelanger Verantwortung tief eingegraben. Nur in seinen Augen erkannte man die widerstreitenden Gefühle, die von Bedauern über Schmerz bis zu Wut reichten.
    Amjad ließ den Blick zu seinen Brüdern schweifen, die neben dem Vater standen.
    Die Dar Al Adl, die prächtige Gerichtshalle des Königreichs Zohayd, war bis auf den letzten Platz mit Stammesvertretern besetzt. Sie alle sahen ihn erwartungsvoll an, während die Säulen und Kuppeln das Echo der kräftigen Stimme des Königs zurückwarfen.
    Verzeihen?
    Dabei hatte er bereits mehr verziehen, als es jeder andere Mann an seiner Stelle getan hätte.
    Er hatte seiner Braut vergeben, dass sie nicht unberührt in die Ehe gegangen war. Gelassen hatte er ihr versichert, dass er von ihr nichts verlangen würde, was er selbst nicht bieten konnte. Wichtig war doch nur, dass sie als seine Frau hinter ihm stand und seine Ziele unterstützte.
    Dann hatte er ihr vergeben, dass sie ein Kind von ihrem früheren Geliebten erwartet hatte. Fehler gehörten zum Leben – warum deshalb eine Beziehung opfern?
    Betrogen fühlte er sich nicht. Er hatte seine Braut, die er bis dahin nicht gekannt hatte, eine Woche vor der Hochzeit unter mehreren ausgewählt. Oder, besser gesagt: Sie war ihm empfohlen worden. Für ihn als Kronprinzen eines Reiches, in dem Stammesvereinbarungen eine ausschlaggebende Rolle spielten, kamen die eigenen Überlegungen oft erst an zweiter Stelle.
    Er hatte sie geheiratet, als seine einzige Frau. Und weil es nicht nur um Staatspolitik gegangen war, sondern um sein Leben, war er entschlossen gewesen, das Beste daraus zu machen. Er hatte in seiner Frau nur das Gute sehen und ihr alles geben wollen.
    Und wie hatte sie es ihm gedankt? Mit übelstem Verrat.
    „Amjad?“, fragte sein Vater scharf.
    Antworten hatte er viele gehabt. Für Sorgen, Appetitlosigkeit, Schmerzen wie Nadelstiche in den Handflächen und Wadenkrämpfe hatte er Überarbeitung, Stress und Erschöpfung verantwortlich gemacht.
    Als Bauchschmerzen, nicht endende Halsschmerzen und ein übler Geschmack im Mund hinzugekommen waren, hatte er einen anderen Grund vermutet: Kummer.
    Vom Kopf her ließ sich vieles akzeptieren – aber tief im Herzen hatte er sich nicht wirklich mit der Situation abfinden können.
    Also hatte die Ehe mit einer Lüge begonnen, um die Ehre seiner Braut und ihrer Familie zu schützen. Nur so würde der Frieden, der durch ihre Heirat besiegelt worden war, auch halten.
    Was aber, wenn er das Kind nicht so lieben konnte, wie jedes Kind es verdiente?
    Erst als er richtig krank geworden war und er weder Nahrung noch Getränke bei sich behalten konnte, hatte er die königlichen Leibärzte hinzugezogen.
    Zuerst waren sie ratlos gewesen. Die Symptome passten zu keinem Krankheitsbild, und die verordneten Medikamente hatten nicht angeschlagen.
    Als er schließlich immer apathischer wurde, hatte er sich sogar erleichtert gefühlt. Die Bewusstseinstrübung hatte seinen Schmerz gelindert.
    Doch als darauf Schwindel und Benommenheit gefolgt waren, hatte er gewusst, dass ihm etwas Heimtückisches zu schaffen machte. Und da man bei den Untersuchungen nichts gefunden hatte, musste es von außen kommen.
    Alles und jeden hatte er verdächtigt – nur nicht sie. Wie sollte er einer Ehefrau misstrauen, die ihn dankbar und zärtlich verwöhnte?
    Er betrachtete seine Hände, die kraftlos auf den Knien lagen und die die Zeichen des Verrats trugen: weiße halbmondförmige Einlagerungen in den Fingernägeln und dunkle Flecken auf der Haut.
    Nie würde er den Moment vergessen, als er begriffen hatte, wie er vergiftet worden war: mit liebevollen Geschenken! Süßigkeiten, Handtücher, Badesalz, Duftöle und andere Aufmerksamkeiten – alle in Smaragdgrün, seiner Augenfarbe, die sie, wie sie sagte, besonders liebte.
    Alle versetzt mit Arsen.
    Seine Frau hatte ihn umbringen wollen. Langsam und so gut wie ohne Spuren.
    Fast wäre es ihr gelungen. Er hatte es gerade noch seinen Brüdern zuflüstern können, dann war er ins Koma gefallen. So hatten die Ärzte endlich gewusst, wie sie ihn behandeln sollten, und ihm geholfen. Aber die Behandlung war die Hölle gewesen …
    Und jetzt stand sein Vater vor ihm und
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