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Wuesten - Tierparadiese unserer Erde

Wuesten - Tierparadiese unserer Erde

Titel: Wuesten - Tierparadiese unserer Erde
Autoren: Bertelsmann Lexikon
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aufsaugen, die sich auf ihrem Körper niederschlägt. Der Dornteufel (
Moloch horridus
), eine Agame (Echse) der inneraustralischen Wüsten, leitet über ein haarfeines Kanalsystem an der Basis seiner stachligen Hornschuppen die morgendlichen Tautropfen zu seiner Mundöffnung. Die Schwarzkäfer der Gattung
Lepidochora
errichten sogar »Nebelfallen« im Dünensand der Namib. Dazu ziehen sie bis zu 1 m lange Furchen in die Gleithänge besonders hoher Dünen. Darin fängt sich der einströmende Nebel. Die Furchenwände nehmen die Nebelfeuchtigkeit auf und die Käfer saugen diese wieder aus dem Sand heraus.
    Langer Flug zum Wasser
    Zahlreiche Flughühner (Familie Pteroclididae) dringen tief in Wüsten vor, wo sie weitgehend geschützt vor Räubern ihre Brut großziehen. So brütet das Senegalflughuhn (
Pterocles senegallus
) in der extrem trockenen Stein- und Kieswüste der Sahara, in der die nächste Wasserstelle häufig bis zu 50 km weit entfernt liegt. Für die Wasserversorgung der Jungtiere sind ausschließlich die Väter zuständig. Die Männchen reinigen zunächst ihr Brustgefieder mit Sand. Auf diese Weise beseitigen sie den Wasser abweisenden Fettfilm auf den Federn. Dann stellen sie sich brusttief in die Wasserstelle, damit sich Bauch- und Brustgefieder vollsaugen. Bis zu 40 g Wasser können sie im Gefieder aufnehmen und anschließend über viele Kilometer zu ihrem Nachwuchs transportieren. Die Küken stecken ihre Schnäbel tief ins Gefieder und saugen die mitgebrachten Wassertropfen auf.

STRATEGIEN GEGEN ÜBERHITZUNG
    Abkühlen um zu überleben
    Die entscheidende Bedrohung für das Überleben von Pflanzen und Tieren in der Wüste besteht neben der Austrocknung in der übermäßigen Hitze. Wüstenorganismen müssen daher Anpassungen entwickeln, die es ihnen ermöglichen, ihre Körpertemperatur in einem erträglichen Rahmen zu halten. Die einfachste Strategie ist naheliegend: Pflanzen und Tiere weichen der Sonneneinstrahlung aus. So nutzen viele tierische Wüstenbewohner jede sich bietende Möglichkeit, in den raren Schatten zu gelangen. Wo kein Schatten ist, müssen andere Strategien helfen. Dazu zählt es, die heiße Oberfläche möglichst nicht zu berühren. Eine andere Möglichkeit ist Schwitzen oder Hecheln. Pflanzen sind streng ortsgebunden und können der Hitze nicht entkommen. Sie können allerdings durch eine veränderte Blattstellung die Wärmeeinstrahlung vermindern oder sich gar selbst beschatten.
    Inhalt
    Tödliche Hitze
    Kostbarer Schatten
    Abkühlung durch Verdunstungskälte
    Aktiv bei Tag und Nacht
    Unterwegs im heißen Sand
    Tödliche Hitze
    Dass Wärme viele Organismen erst richtig »auftauen« lässt, beweglich und reaktionsschnell macht, ist bekannt. Man sollte also annehmen, dass Tiere und Pflanzen in warmer Umgebung schlicht »schneller« leben, rascher wachsen und vielleicht früher sterben. Doch ab einer bestimmten Temperatur ist keine Steigerung der Lebensfunktionen mehr zu verzeichnen. Bereits ein wenig darüber kommt es zum sog. Hitzestress, bei dem das Wachstum drastisch zurückgeht. Reicht z. B. bei Pflanzen die für eine Kühlung notwendige Transpirationsleistung nicht aus und die Temperatur des lebenden Gewebes steigt weiter an, dann können die überhitzten Zellen absterben.
    © shutterstock.com/EcoPrint
    Kameldornakazien überleben in der Namib durch ihre tief reichenden Wurzeln.
    Enzyme verlieren ihre Form
    Fast alle biochemischen Reaktionen in lebenden Zellen laufen durch Vermittlung von Enzymen ab. Als Biokatalysatoren bringen sie die Reaktionspartner in die richtige Position zueinander, so dass von mehreren möglichen Umwandlungen nur die erwünschte ablaufen kann. Für jedes Enzym gibt es eine optimale Temperatur. Unterkühlung verlangsamt zwar die Arbeit der Enzyme, bleibt aber meist ohne Folgen. Anders bei Überhitzung: Steigen die Temperaturen über einen Schwellenwert, können Enzymmoleküle, die vorher zu bestimmten Formen gefaltet waren, gestreckt werden oder in mehrere Untereinheiten zerfallen. Dadurch werden abgeschirmte Bindungsstellen »entblößt«, die sich sofort an andere Moleküle anheften. Sie verklumpen. Das Prinzip ist vom Braten eines Spiegeleis bekannt: Das Eiklar wird undurchsichtig und fest, weil die darin gelösten Eiweiße (Proteine) ihre ursprüngliche Raumstruktur verlieren und sich anschließend zu Molekülnetzen »verheddern«. Obwohl die Bausteine des Eis noch dieselben sind wie vorher, haben sich ihre Löslichkeit oder Lichtdurchlässigkeit
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