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Wuesten - Tierparadiese unserer Erde

Wuesten - Tierparadiese unserer Erde

Titel: Wuesten - Tierparadiese unserer Erde
Autoren: Bertelsmann Lexikon
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Gehölzen und Felsen der einzige Ort, an dem sie der sengenden Sonne entgehen können. Der nordamerikanische Eselhase (
Lepus californicus
) sitzt tagsüber meist im Schatten eines Riesenkaktus oder eines Mesquitebuschs und wandert gegebenenfalls mit dessen Schatten. Nur dann können seine riesigen Ohren, die ihm als Wärmetauscher dienen, Körperwärme an die Umgebung abgeben. Insekten, deren Körpertemperatur mit der Umgebungstemperatur steigt und fällt, halten sich während der heißen Zeit des Tages auf der sonnenabgewandten Seite von Zweigen auf. Käfer, Ameisen, Termiten und andere Lebewesen verkriechen sich am liebsten im Boden. Die meisten Vögel sind bei der Nahrungssuche stark von ihrem Gesichtssinn und damit auch vom Tageslicht abhängig. Immerhin verlegen auch sie ihre Hauptaktivität in die kühleren Morgen- und Abendstunden. Der Wüstentrugschmätzer (
Ashbyia lovensis
), ein Kleinvogel der australischen Trockengebiete, schlüpft an heißen Tagen in verlassene Erdhöhlen von Eidechsen, um sich vor der Mittagshitze zu schützen. Die Vogelarten, die den ganzen Tag über aktiv bleiben, suchen sich zumindest eine Sitzwarte im Schatten.
    Vögel als Kellerkinder
    Schattige Nischen an Felsen und unter Sträuchern bieten Vögeln zwar Sonnenschutz beim Brüten, haben aber den gefährlichen Nachteil, dass sich Raubtiere unbemerkt nähern können. Sicherheit ist für viele Vögel bei der Wahl eines geeigneten Nistplatzes deshalb wichtiger als die klimatischen Bedingungen. Nur perfekt getarnte Bodenbrüter wie die Helmwachtel (
Calliperla gambelii
)der Sonora-Wüste leisten sich eine schattige Nestmulde am Boden. Günstige Voraussetzungen im gleichen Lebensraum bieten die Säulenkakteen. Wer die oberen Etagen besiedelt wie der Kaktuszaunkönig (
Campylorhynchus brunneicapillus
), baut sein Nest so, dass es zumindest während der Mittagsstunden beschattet ist. Besonders privilegiert in Sachen Sonnenschutz sind die Höhlenbrüter, sowohl die Baumeister selbst wie der Gilabindenspecht (
Centurus uropygialis
) als auch seine »Nachmieter« wie der Elfenkauz (
Glaucidium whitneyi
) oder die Purpurschwalbe (
Progne subis
).
    Eine Möglichkeit, Sicherheit und Kühlung miteinander zu verbinden, bieten Erdhöhlen. Der Wüstensteinschmätzer (
Oenanthe deserti
) sucht sich in der Sahara gern verlassene Nagetierbauten und platziert sein Nest über 1 m tief unter der Oberfläche. Die in den Wüsten Nordamerikas lebende Kanincheneule (
Athene cunicularia
) benutzt oft die Höhlen von Präriehunden zur Brut und Jungenaufzucht. Sie ist sich bei Wohnungsmangel aber auch nicht zu schade, selbst eine Brutröhre in den Boden zu graben.
    Abtauchen heißt die Devise
    Vor allem in den Sand- oder Lösswüsten, wo das Anlegen von Erdbauten besonders einfach ist, beziehen die meisten Säugetiere die angenehm temperierten »Kellerwohnungen«. Schon in 25 cm Tiefe kann die Bodentemperatur bei 20 °C liegen, während auf der Oberfläche 45 °C herrschen. Der Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht macht in 25 cm Tiefe oftmals nur 2–5 °C aus, an der Oberfläche aber 20 °C und mehr. Viele Tiere verschlafen deshalb die Tageshitze und gehen nachts auf Nahrungssuche. Kängururatten, Springmäuse, Taschenmäuse, Präriehunde und Erdhörnchen graben sich Erdhöhlen. Manche verschließen sie sogar tagsüber, um die Hitze noch wirksamer auszusperren und um ihre eigene feuchte Atemluft nicht entweichen zu lassen. Inwiefern ist dieses Phänomen aber typisch für Wüsten? Auch in Europa heimische Wühlmäuse oder Murmeltiere leben schließlich im Boden. Für sie steht im Vordergrund, Feinden aus dem Weg zu gehen und sich vor Kälte zu schützen.
    Sie sind durchaus tagaktiv und genießen die Wärme. In den heißen Wüsten hingegen ist das unterirdische Geschoss meist die einzige Rückzugsmöglichkeit vor der mörderischen Hitze und wird als Zuflucht praktisch von allen dort lebenden Kleinsäugern genutzt. Auch die Reptilien der Wüsten verbringen die heißen Mittagsstunden in Felsspalten oder selbst gegrabenen Schlupflöchern. Schlangen wie Sandboa (
Eryx jaculus
) oder Hornviper (
Cerastes cerastes
) und Echsen wie Walzenskink (
Chalcides ocellatus
) oder Apothekerskink (
Scincus scincus
), auch Sandfische genannt, können im lockeren Sand mit wenigen Bewegungen abtauchen, nicht nur um der Sonne, sondern auch um Feinden zu entkommen. Ohnehin sind die meisten von ihnen dämmerungsaktiv, weil morgens und abends auch die Beutetiere wie Insekten,
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