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Wuesten - Tierparadiese unserer Erde

Wuesten - Tierparadiese unserer Erde

Titel: Wuesten - Tierparadiese unserer Erde
Autoren: Bertelsmann Lexikon
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der Embryonalphase in der Gebärmutter und zwar mindestens so lange, wie das Erstgeborene gesäugt wird. Erst dann entwickelt er sich weiter und das sehr unterentwickelte Jungtier wird geboren. Diesen Vorgang bezeichnet man als Keimruhe (embryonale Diapause). Die Dauer der Keimruhe ist wesentlich von den Umweltbedingungen abhängig – in erster Linie von Nahrung und Feuchtigkeit. Bei guten Voraussetzungen wachsen in der Gebärmutter verharrende Embryos rasch heran. Bei Dürre und Futtermangel hingegen wird nur ein Jungtier aufgezogen, während das zweite in der Gebärmutter auf bessere Zeiten wartet.
    Brut bei Regen
    Eine bemerkenswerte Anpassung zeigen auch die australischen Wüstenvögel. Sie befinden sich ebenfalls in einer Art Wartestellung und haben ihr Fortpflanzungsverhalten ganz auf die Regenperioden abgestimmt. Im Gegensatz zu vielen anderen Tieren, deren innere Uhr ihnen bestimmte Fortpflanzungszyklen diktiert, beginnen z. B. die bunten und auch als Ziervögel bekannten australischen Zebrafinken (
Taeniopygia guttata
) schon ein bis zwei Tage nach einem Regenfall zu brüten. Genauso schnell reagieren Wellensittiche (
Melopsittacus undulatus
), Schopfwachteltauben (
Geophaps plumifera
) und Wammentrappen (
Ardeotis australis
).
    Wanderheuschrecken: eine biblische Plage
    Die wohl spektakulärste Auswirkung haben in manchen Jahren Regenfälle in der Wüste Nordafrikas. Die von dort bis Vorderasien verbreiteten Wanderheuschrecken (
Schistocerca peregrina
) leben in der Trockenzeit schon wegen des geringen Nahrungsangebots eher einzeln. Nach der Paarung legt das Weibchen in Sandlöchern etwa zehn Gelege mit jeweils 30–100 Eiern ab. Je nach Feuchtigkeit und Wärme entwickeln sich daraus innerhalb von 50 bis 60 Tagen die Jungtiere. Bei Nahrungsmangel sterben die meisten davon, ehe sie sich durch mehrmaliges Häuten im Lauf von Wochen oder Monaten zu geschlechtsreifen Insekten entwickeln konnten. Wenn es jedoch regnet und das Nahrungsangebot reichlich ist, ändert sich dies abrupt: Abertausende Heuschrecken erscheinen dann auf der Bildfläche. Bei erneuter Trockenheit wird diese Masse auf kleinen Vegetationsinseln zusammengedrängt. Die erhöhte Individuendichte ist Auslöser für die sog. Wanderphase. Wie schon im Alten Testament beschrieben, bilden die Wanderheuschrecken dann Schwärme, die auf der Suche nach Nahrung ganze Landstriche kahlfressen und verwüsten.
    Nebeltrinker und Wasserträger
    In einer Umgebung zu überleben, in der es weder permanente Wasserstellen noch ausreichende Niederschläge gibt, die eine entsprechend häufige Pfützenbildung erlauben, stellt Tiere vor besondere Probleme. Daher hat die Natur manche Arten, die ihren Flüssigkeitsbedarf nicht über die Nahrung decken können, mit trickreichen Anpassungen zur Wassergewinnung ausgestattet. So überleben einige Insekten und Reptilien, indem sie gewissermaßen Wasser aus der Luft trinken. Sie machen sich dabei den physikalischen Vorgang der Kondensation zunutze. Große und kräftige Wüstenbewohner suchen hingegen Wasser in der Tiefe oder holen es von weit entfernten Wasserstellen.
    © Mauritius Images/AGE
    Tibet-Wildesel in Ladakh
    Bei Nacht und Nebel unterwegs
    Speziell einige Bewohner küstennaher Wüsten wie der Namib oder der Atacama, in die regelmäßig feuchte Nebel hereingeweht werden, haben Möglichkeiten gefunden, an das in der Luft feinst verteilte Wasser zu gelangen.
    Am bekanntesten ist der sog. Nebeltrinker (
Onymacris unguicularis
), ein Schwarzkäfer, der ausschließlich auf den Kämmen der Sanddünen in der Namib lebt. Im dichten grauen Morgennebel stellt sich der schwarze Käfer mit gesenktem Kopf und hochgerecktem Hinterleib auf einen Dünenkamm, richtet seinen Körper nach dem Wind aus und wartet darauf, dass sich die Nebelfeuchtigkeit an seinem Körper niederschlägt. Über Rinnen seines Chitinpanzers läuft das kondensierte Wasser unmittelbar in seine Mundöffnung. An nur einem nebligen Morgen vermag der Käfer auf diese Weise bis zu 12 % seines Körpergewichts an Luftfeuchtigkeit aufzunehmen.
    In den Wüsten Südkaliforniens hat sich die Schabe
Arenivaga investigata
auf ähnliche Weise von flüssigen Wasserressourcen unabhängig gemacht. Sie stülpt paarige Bläschen aus ihrer Mundöffnung hervor, auf denen sich die Nachtluft als Morgentau niederschlagen kann. Zum gleichen Zweck rollen sich auch viele Wüstenschlangen auf den dem Meer zugewandten Seiten der Sanddünen zusammen. So können sie die Nebelfeuchte
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