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Wuesten - Tierparadiese unserer Erde

Wuesten - Tierparadiese unserer Erde

Titel: Wuesten - Tierparadiese unserer Erde
Autoren: Bertelsmann Lexikon
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bezeichnete Zustand ist mit der Winterruhe in Kältegebieten vergleichbar. Bei stark gedrosseltem Stoffwechsel zehren die Tiere dann von ihren Fettreserven und können auf diese Weise ungünstige Perioden von bis zu zwei Jahren überdauern. Bei der Schaufelfußkröte werden die äußersten Hautschichten dabei derber und ledriger, und von Hautdrüsen ausgeschiedene Sekrete bilden eine pergamentartige Hülle, die das Tier wie ein Frischhaltebeutel umgibt und Wasserverlust weitgehend verhindert.
    Eins, zwei, drei im Sauseschritt
    Fällt endlich genug Regen und bilden sich Pfützen, geht alles wie im Zeitraffer: Die Schaufelfußkröten graben sich aus, paaren sich und legen ihre Eier ins Wasser. Diese entwickeln sich innerhalb von nur 36 Stunden zu Kaulquappen. Deren Verwandlung muss erfolgt sein, bevor das Wasser wieder verdunstet. So viel fressen wie möglich, lautet daher die Devise. Als Nahrung stehen winzige Algen zur Verfügung, die ebenfalls im Boden überdauert haben. Ist diese Ressource allerdings knapp, verwandeln sich einige Kaulquappen in Kannibalen und ernähren sich von Artgenossen. Dies ist durchaus im Sinn der Arterhaltung, denn nur so ist gewährleistet, dass wenigstens ein Teil dieser Generation zu geschlechtsreifen Tieren heranwächst. Sie vergraben sich wieder im Boden und warten auf den nächsten Regen. Beim Katholikenfrosch kann im Notfall die Entwicklung noch im Laichstadium unterbrochen werden, da dieser im Gegensatz zum Laich anderer Amphibien eine feste Hülle hat und dadurch jahrelang im trockenen Boden lebensfähig bleibt.
    Dauerstadien im Wüstensand
    Auch viele andere Tiere sind auf die nur zeitweise vorhandenen, die sog. ephemeren Gewässer angewiesen und verbringen einen Großteil ihres Lebens in Form eines Dauerstadiums. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Eier, weil diese oft besonderswiderstandsfähig sind. Die Eier der weltweit verbreiteten Salinenkrebschen (
Artemia salina
), der Feenkrebschen (
Branchipus spec
.) oder der ebenfalls zu den Krebstieren zählenden Kiemenfüßer (
Triops spec
.) überstehen Temperaturschwankungen zwischen dem Gefrierpunkt und 65 °C und können mitunter bis zu 50 Jahre im Trockenen ausharren. Füllen sich die kleinen Senken oder Trockenseen wieder mit Wasser, schlüpfen unmittelbar kleinste Larven. Ähnlich verhält es sich mit den im Boden ruhenden Algen, die dann die Nahrungsgrundlage der Krebschen bilden.
    Schnecken in der Wüste
    Selbst feuchtigkeitsliebende Weichtiere haben Wege gefunden, um in der Wüste zu überleben. Hierzu zählen Wüstenschnecken wie
Helix desertorum
und mehrere Vertreter der Familien Sphincterochilidae und der vorwiegend amerikanischen Oreohelicidae. Natürlich müssen auch sie ihren empfindlichen Körper vor Austrocknung schützen. So haben die in Trockengebieten Israels, Kleinasiens und Nordafrikas vorkommenden Sphincterochilidae fast durchweg extrem helle und außergewöhnlich dickschalige Gehäuse, die 95 % des Sonnenlichts reflektieren und die inneren Organe vor Wasserverlust bewahren. Da selbst dies bei extremer Trockenheit nicht ausreicht, verschließen die Schnecken dann die Öffnung ihres Hauses mit einem Kalkdeckel und können so Dürreperioden von bis zu drei Jahren überstehen. Bei der ebenfalls in Nordafrika und im Mittelmeergebiet lebenden Schnecke
Otala lactea
wurde ein Absinken der Stoffwechselrate im Zustand der Trockenstarre auf 20–30 % der normalen Rate nachgewiesen. Während der Sommerruhe atmet sie nur dann, wenn die Kohlendioxidkonzentration in der Lunge einen kritischen Wert übersteigt.
    Vom Regen abhängige Insekten
    Auch einige Insekten haben sich die Taktik der Überdauerung zu eigen gemacht: Stechmückenlarven entwickeln sich nur im Wasser. In kleinen Tümpeln werden die Eier in weniger als einer Woche zu geschlechtsreifen Mücken. Schmetterlinge wiederum brauchen zwar kein Wasser zur Entwicklung, aber ihre Raupen sind auf frisches Grün als Nahrung angewiesen. Da dieses nur nach einem Regenguss reichlich sprießt, überdauern die Tiere entweder als Ei oder als Schmetterlingspuppe. Erst bei ausreichender Feuchtigkeit schreitet die Entwicklung weiter voran.
    Embryo in Wartestellung
    Eine weitere Anpassung an das mit dem Regen wechselnde Nahrungsangebot ist die Vermehrungsstrategie des Roten Riesenkängurus (
Macropus rufus
). Dabei wird das weibliche Tier sofort nach der Geburt eines Jungtieres erneut befruchtet. Statt sich aber in normalem Tempo weiterzuentwickeln, verharrt der Keim in
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