Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenfaust - 161 - Cyber-Tod

Sternenfaust - 161 - Cyber-Tod

Titel: Sternenfaust - 161 - Cyber-Tod
Autoren: Anonymous
Vom Netzwerk:
 
    27. März 2272, 8.05 Uhr
     
    Der nutzlos gewordene Nadler rutschte aus seinen nassen Fingern und fiel zu Boden. Es ist nicht wahr, es ist nicht wahr, es ist nicht wahr , wiederholte er das Mantra kontinuierlich.
    Am Himmel über der Stadt wurde noch immer gekämpft. Die Raumschiffe der Invasoren hatten zahllose Gleiter ausgespuckt, die überall niedergingen und Tod und Verderben über die Einwohner brachten. Sicherheitsteams der Kolonie hatten Kampfgleiter gestartet und versuchten, den Feind an einer Landung zu hindern – vergeblich. Es waren die Verteidiger, die nach und nach im Strahlenfeuer verglühten.
    Trümmerteile regneten zu Boden, verbrannte Leiber fielen in den Dreck, und der Regen schien nur noch aus Ascheflocken zu bestehen.
    Ihre Schiffe schwebten im Orbit und blickten hinab auf seine Welt, die dem Untergang geweiht war. Er hatte die anderen Siedler gewarnt, immer und immer wieder. Sie hatten ihn ausgelacht und verhöhnt, von einer längst vergangenen Gefahr gefaselt. Er kicherte. Seht ihr, ich hatte recht!
    Der Gedanke brachte jedoch keine Befriedigung, nur eine weitere Woge der Trauer. Die Tränen rannen heiß über seine Wangen, und seine Hände waren voller Blut. Er hatte natürlich versucht, sie aufzuhalten – vergeblich. Nur mit knapper Not war es ihm gelungen zu fliehen. Aus sicherer Entfernung hatte er beobachtet, wie sie ganze Kolonnen von Siedlern abtransportierten. Bald sind sie nur noch leere Hüllen. Marionetten, die an unsichtbaren Fäden hängen. Fäden, die aus dem Inneren ihres Körpers alles steuern konnten.
    Ein weiteres Trümmerteil schlug dicht neben ihm ein – es spielte keine Rolle. Seine Welt starb, seine Freunde waren längst tot. Genau wie vor vielen Jahren seine Frau und seine Tochter, war heute sein übriges Leben gestorben. Ausgelöscht von der neuen Ordnung.
    Hinter ihm ertönten Rufe. Als er sich umwandte, erkannte er mehrere glatzköpfige Männer, die auf ihn zurannten. Sie trugen Nadler, verzichteten jedoch auf ihren Einsatz.
    Sie wollen mich lebend.
    Er warf sich herum und stürmte los. Vor ihm tauchte das Polizeirevier auf. Am Ende der Straße setzte ein Schiff zur Landung an, das mit einer kristallinen Schicht überzogen war. Etwas lag am Boden. Er stolperte und knallte mit seinem Gesicht auf harten Beton. Schmerz durchzuckte seinen Mund, und er spuckte Blut. Splitter seiner Schneidezähne fielen in die rote Lache. Unter ihm lag ein toter Verteidiger, in seiner Hand ein Nadler.
    Ihr bekommt mich nicht! Niemals! Ich werde keine Marionette!
    Mit zitternden Händen bog er die Finger des toten Mannes zurück und griff sich den Nadler. Die Stimmen kamen näher. Er schloss die Augen, setzte die Waffe an seine Schläfe und drückte ab. Leer. Auf der ganzen verdammten Kolonie schien es kein volles Nadlermagazin mehr zu geben.
    Die Glatzköpfigen kamen vor ihm zum Stehen und starrten mit stoischer Miene auf ihn herab. Ihre Augen waren leer und kalt.
    Marionetten , dachte er.
    Als sie ihre Waffen wegsteckten, ihn ergriffen und mit sich fortschleppten, wusste er, dass ihn das gleiche Schicksal erwartete. Und es ist niemand da, der die Solaren Welten warnen kann. Das Star Corps wird völlig überrascht sein.
    Hoffnungslosigkeit durchströmte seinen Geist und umhüllte ihn wie ein Mantel aus Blei. Die Menschheit hatte verloren. Die Dronte waren zurück.
     
    *
     
    Zyrgon III, PICON-Observatorium
    31. Mai 2272, 8.05 Uhr
     
    Ihr Datenpad zwischen die Zähne geklemmt und in der linken Hand das Tablett mit den Syntho-Drinks balancierend, zog Sarah Drake vorsichtig ihre ID-Card hervor. Der Türsensor leuchtete rot auf, und ein misstönendes Summen drang aus dem Lautsprecher. Sie verdrehte die Augen. Ich werde Charlie eigenhändig erwürgen.
    Auch ein weiterer Versuch blieb, wie so oft in den letzten Tagen, erfolglos: Die Tür zum Kontrollraum des Observatoriums ließ sich nicht öffnen. Sarah trat mit dem rechten Fuß drei Mal gegen das Hindernis und wartete. Nach einer gefühlten Ewigkeit leuchtete eine grüne Diode auf, und mit einem Zischen fuhren beide Hälften der Tür in die Wand.
    »Da hat sich aber jemand Zeit gelassen«, wurde sie von Charlie begrüßt. Der dickliche Systemadministrator grinste frech, kam ihr entgegen und griff nach seinem Syntho-Drink. Geschickt zog sie das Tablett weg, schritt an seinem Schreibtisch vorbei und ließ ihre ID-Card darauf fallen.
    »Sobald die freigeschaltet ist, bekommst du dein Gebräu«, erklärte Sarah, nachdem sich das Datenpad
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher