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Wuensch dir was

Wuensch dir was

Titel: Wuensch dir was
Autoren: Adena Halpern Ursula C Sturm
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jüngeren Semester: Feuchtigkeitscreme! Feuchtigkeitscreme ist wirklich das A und O der optischen Altersvorsorge. Ich schwöre jedenfalls darauf. Sie werden mit fünfundsiebzig zwar trotzdem aussehen wie das Gemälde von Dalí, aber immer noch besser als Ihre gleichaltrigen Freundinnen. Zu dumm, dass ich Ihnen Frida nicht zeigen kann.)
    Wie dem auch sei, wir standen uns sehr nahe, meine Enkelin und ich. Sie wohnte wie ich im Zentrum von Philadelphia, nur etwa vier Straßen weiter, und darüber war ich heilfroh. Nachdem Howard gestorben war, gab es nichts mehr, das mich in unserem viel zu großen Haus in der Vorstadt hielt. Ein paar Monate nach seinem Tod fiel mir auf, dass der Boiler draußen hinter dem Haus tropfte. Ich hatte keine Ahnung, dass ein Boiler nicht tropfen sollte. Der Boiler war Howards Baustelle gewesen, und ich hatte ihn in den dreißig Jahren, die wir dieses Haus bewohnt hatten, keines Blickes gewürdigt. Als ich eine Woche später ein Bad nehmen wollte, stellte ich fest, dass es kein heißes Wasser gab, und kurz darauf entdeckte ich im Garten hinter dem Haus eine riesige Pfütze. Ich rief Barbara an, die stante pede vorbeikam und mich rügte, weil ich nicht rechtzeitig einen Klempner geholt hatte. (Gut, rügen ist vielleicht etwas übertrieben, aber sie behandelte mich wie ein kleines Kind. Woher sollte ich denn
wissen, dass ein Boiler nicht tropfen darf?) Jedenfalls gab dieser Vorfall endgültig den Ausschlag für meinen Umzug. Ich ließ einen neuen Boiler einbauen und inserierte das Haus noch am selben Tag in der Zeitung, und mein Auto ebenfalls (Bemerkung am Rande: Die Kontrollleuchten am Armaturenbrett dienen nicht nur der Dekoration!). Ich legte mir eine hübsche Wohnung am Rittenhouse Square zu, im selben Haus, in dem auch Frida wohnte, und seither fühlte ich mich bedeutend wohler. Ich verbrachte meine Tage mit Bridge spielen oder besuchte gelegentlich ein Konzert im Kimmel Center, und abends ging ich mit Frida oder anderen Freundinnen, deren Männer bereits gestorben waren, zum Dinner aus. Frida und ich besuchten uns gegenseitig immerzu. Wir hatten eine Menge Spaß, und außerdem konnten wir so ein Auge aufeinander haben. Von meiner Wohnung aus sah man auf den Rittenhouse Square Park hinunter, und wenn die Sonne schien, saß ich oft dort unten auf einer Bank unter einem Baum, um die Zeitung zu lesen.
    Barbara war dagegen gewesen, dass ich in die Stadt zog. »Das ist viel zu weit weg von mir«, hatte sie gesagt. »Warum bleibst du nicht hier in der Vorstadt?« Ehrlich gesagt, war es mir ganz recht, dass Barbara in der Vorstadt wohnte. Ich verstand mich zwar ganz gut mit ihr, aber nicht so gut wie mit Lucy. Lucy und ich waren auf einer Wellenlänge, wie es so schön heißt; das würde bei Barbara und mir nie der Fall sein. Ja, ich weiß, ich bin ihre Mutter, aber mal ganz im Vertrauen,
es lag nicht ausschließlich an mir, dass Barbara und ich uns nicht so nahestanden.
    Bei uns klang jedes Gespräch wie eine Auseinandersetzung. Mit Lucy dagegen konnte ich mich völlig normal unterhalten. Barbara saß mir ständig im Nacken, genau wie ich es bei ihr damals getan hatte, als sie ein Teenager war. »Himmel noch mal, Barbara, ich bin erwachsen und kann sehr gut auf mich selbst aufpassen!«, beschwerte ich mich mit schöner Regelmäßigkeit, aber das ging bei Barbara zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus.
    »Wer soll sich denn um dich kümmern, wenn nicht ich?«, fragte sie immer.
    »Du musst dich nicht um mich kümmern«, beharrte ich dann, obwohl ich mir da gar nicht so sicher war. Aber ich musste achtgeben, dass sie mich nicht zu sehr bevormundete. Barbara war in vielerlei Hinsicht die weibliche Ausgabe von Howard. Sie traute mir überhaupt nichts zu.
    Lucy dagegen hielt mich für eine Frau von Welt. Ich genoss es, von meiner Enkelin so verehrt zu werden. Man stelle sich vor, sie hatte nach dem Uniabschluss sogar den Familiennamen ihres Vaters abgelegt und meinen Nachnamen angenommen! Es war wirklich ein Segen, dass sie nur ein paar Straßen weiter wohnte.
    Lucy kam ungefähr zweimal die Woche vorbei, manchmal auch öfter. Sie hatte keine eigene Waschmaschine, deshalb wusch sie bei mir und sah sich derweil ihre diversen Lieblingsserien an. Wenn sie kam,
briet ich uns meistens ein Brustfilet, und das verdrückten wir dann vor dem Fernseher. Manchmal ließen wir auch die Wäsche Wäsche sein und gingen in eines der gemütlichen kleinen Lokale hier in der Gegend, in denen es üblich war,
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