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Wuensch dir was

Wuensch dir was

Titel: Wuensch dir was
Autoren: Adena Halpern Ursula C Sturm
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Foto wieder hin und betrachtete die anderen Bilder.
    Ich weiß, dass er noch an sie denkt. Ich denke auch an sie.
    Manchmal fragt er mich: »Übrigens, wie geht es Ellie?«
    »Sie ist sehr glücklich«, sage ich dann.
    Sie fragen sich vermutlich, wie wir beide schließlich mit den folgenschweren Ereignissen fertiggeworden sind, die nicht nur unser beider Leben, sondern auch das unserer Mitmenschen nachhaltig verändert haben. Wie es kam, dass ich mich schließlich doch noch mit meiner Entscheidung ausgesöhnt habe.
    Das kann ich Ihnen gern erzählen.
    Wissen Sie noch, wie ich damals, ehe ich mich mit Zachary zum Frühstücken verabredet habe, in meiner Wohnung saß und feststellte, dass sie voll ist von Erinnerungen?
    Tja, glauben Sie mir, einer weisen alten Dame, dass ich weiß, wovon ich rede, wenn ich sage: Das perfekte
Leben gibt es nicht, und sollte jemand das Gegenteil behaupten, dann lügt er. Ja, ich habe es bereut, dass ich nicht den Sprung ins kalte Wasser gewagt und noch einmal von vorn angefangen habe. Die Frage ist nur: Hätte ich wirklich alles anders gemacht? Ich hätte zwar in einem moderneren Zeitalter gelebt, aber es ist doch das, was wir in der Vergangenheit von unseren Mitmenschen gelernt haben, das uns unwiderruflich zu dem macht, was wir sind. Ich mag aussehen wie fünfundsiebzig, aber im Grunde bin ich noch derselbe Mensch wie mit neunundzwanzig. Wir lernen dazu, wir verändern uns, aber trotzdem sind und bleiben wir immer wir selbst. Alle Welt denkt immer, alte Menschen seien so anders als sie selbst. Das ist weniger auf ihr Alter zurückzuführen als vielmehr auf die Generation, der sie entstammen.
    Tatsache ist: Ich habe das Beste aus meinem Leben gemacht. Ob ich etwas bereue? Selbstverständlich. Wer tut das nicht? Aber es gibt eine ganze Fülle wunderbarer Erinnerungen, die die schlechten aufwiegen.
    Inzwischen denke ich einfach nur noch an die guten Zeiten.
    Und falls Sie mir nicht glauben, dann blättern Sie zum Anfang zurück und lesen nach, was ich alles bereut habe. Lesen Sie nach, was ich an diesem einen geschenkten Tag alles nachgeholt habe. Ich habe alles getan, was ich immer schon tun wollte:
    Ich habe einen entscheidenden Beitrag zu Lucys Arbeit geleistet.

    Ich durfte Lucys Welt erleben.
    Ich habe einiges dazugelernt und die Welt aus einer Perspektive betrachtet, aus der ich sie schon lange nicht mehr gesehen hatte.
    Ich durfte noch einmal spüren, wie sich äußerliche Schönheit anfühlt.
    Ich habe mich verliebt, mit allem was dazugehört – Glückseligkeit wie Liebeskummer.
    Und vor allem habe ich aus diesem Tag gelernt, dass man all diese Erfahrungen auch in fortgeschrittenem Alter noch machen kann, sogar mit sechsundsiebzig.
    Ob ich Lucy noch beneide?
    Ein klein wenig werde ich das wohl immer tun, aber nur, weil sie das Glück hat, in ein anderes Zeitalter als ich geboren worden zu sein. Das ist die einzige Erfahrung, die mir nie vergönnt sein wird, ganz egal, wie alt – oder jung – mein Körper aussieht. Meine Geisteshaltung ist geprägt von meiner Generation, und diese Haltung konnte ich an meinem Tag als Neunundzwanzigjährige nicht ablegen. Ich sah jünger aus, aber innerlich war ich noch immer derselbe Mensch. Lucys Geisteshaltung ist geprägt von ihrer Generation. Das wird sich nie ändern. Und aus diesem Grund bin und bleibe ich ganz einfach eine stolze Großmutter.
    Schade nur, dass Howard nicht mehr lebt. Ich würde gern mit ihm über alles reden. Vielleicht könnten wir dann das eine oder andere Missverständnis aufklären. Er würde mich um Verzeihung bitten und ich ihn. Aber ich zerbreche mir seinetwegen nicht mehr unnötig
den Kopf. Wenn ich etwas aus der ganzen Sache gelernt habe, dann, dass ich nicht weiterhin mit einer derartigen Verbitterung an den Menschen denken kann, den ich aus ganzem Herzen geliebt habe. Ich kann ihm lediglich verzeihen und mich auf die positiven Seiten unseres gemeinsamen Lebens konzentrieren. In guten wie in schlechten Tagen , das haben wir uns schließlich vor dem Traualtar geschworen. Ich habe Howard Jerome geliebt.
    Ich habe ihn geliebt, aus ganzem Herzen und mit ganzer Seele.
    Ich bin sehr froh, das endlich aufrichtig von mir sagen zu können. Es ist die Antwort auf die Frage, die ich mir all die Jahre gestellt habe.
    Und was meinen einen Tag Urlaub vom Leben anbelangt, bin ich inzwischen zu dem Schluss gekommen, dass es auch den perfekten Urlaub nicht gibt. Manchmal regnet es; manchmal bekommt man ein Zimmer mit Blick auf
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