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Wuensch dir was

Wuensch dir was

Titel: Wuensch dir was
Autoren: Adena Halpern Ursula C Sturm
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machte mich traurig. Traurig und wütend.
    Ich bereute zum Beispiel, dass ich mich jahrelang in die Sonne gelegt hatte. Uns hatte damals nämlich niemand vor den Gefahren gewarnt. Tja, das gehört wohl zu den Dingen, die man mit zunehmendem Alter lernt. Vielen Dank auch.
    Wenn ich daran dachte, wie oft ich unter einer dicken Ölschicht am Pool gesessen hatte, ohne jeglichen UVA- oder UVB-Schutz! So etwas hatte es damals überhaupt nicht gegeben. Ungeschützt in der Sonne zu sitzen galt sogar als gesund . Wir hatten unsere Kinder der prallen Sonne ausgesetzt, weil es hieß, das täte ihnen gut, und wenn sie hinterher einen Sonnenbrand hatten, dann legten wir ihnen einen kalten Waschlappen
auf. Von Hautkrebs war damals keine Rede gewesen. Wir hatten nie davon gehört. Inzwischen war Hautkrebs bei meinen Freundinnen und mir eines der wichtigsten Gesprächsthemen. Sobald eine von uns einen klitzekleinen dunklen Fleck an ihrem Arm entdeckte, entspann sich daraus eine mehrstündige Episode von Dr. House , bis der Arzt Entwarnung gab. Im Falle der armen Harriet Langarten hatte es leider keine Entwarnung gegeben. Deshalb hatten wir alle solche Angst. Seitdem gehörte ich zu den alten Damen, die ihren Regenschirm aufspannen, sobald auch nur ein Sonnenstrahl zu sehen ist. Im Laufe der Jahre hatte ich sämtliche Cremes auf dem Markt durchprobiert, um Sonnenflecken und Falten loszuwerden. Ich hatte chemische Peelings über mich ergehen und mir von Dermatologen die oberste Hautschicht vom Gesicht kratzen lassen, um die Schäden zu beheben, die ich mir beim Sonnenbaden in den Siebzigern zugezogen hatte, weil ich für irgendeine Cocktailparty knackig braun und sexy aussehen wollte.
    Ich bereute außerdem, dass ich nicht mehr Sport getrieben hatte. Als ich jung gewesen war, hatten Normalsterbliche nicht »trainiert«. Wir hatten gelegentlich Tennis oder Golf gespielt, aber die meiste Zeit trafen wir uns im Country Club zum Bridge, während unsere Ehemänner Golf spielten. Und da die meisten unserer Männer mittlerweile bereits gestorben waren, konnte man davon ausgehen, dass Golf allein als Sport wohl auch nicht ausreicht. Vor ein paar Jahren hatte
ich mich mit Frida in einem Fitnessstudio angemeldet, aber alle anderen Mitglieder waren mindestens dreißig Jahre jünger als wir. Wir waren genau ein Mal dort. Stattdessen kaufte ich mir ein Laufband, auf dem ich unzählige Kilometer zurücklegte. Insgesamt war ich darauf inzwischen garantiert bis China und wieder retour marschiert. Ich behauptete immer, ich würde mich wohler fühlen, wenn ich Sport trieb, aber das war gelogen. Mir tat regelmäßig alles weh, die Füße, die Gelenke, der Busen. Es heißt ja immer, Schönheit muss leiden, aber ich kam irgendwann zu dem Schluss, dass ich genug gelitten hatte. Seitdem benutzte ich dieses Folterinstrument kaum mehr.
    Ich hatte es auch mit Schönheitsoperationen versucht, um jünger auszusehen – mit Botox und Restylane, mit Collageninjektionen und Elektrolyse. Ich hatte mir das Gesicht liften lassen (SCHMERZ lass nach!) und die Stirn (noch schmerzhafter, und wirkungslos obendrein; die reine Geldverschwendung). Ich sah zwar nicht aus wie einer dieser Hunde, die vor Falten kaum die Augen offen halten können, aber ich ging definitiv nicht als Fünfzigjährige durch, wie der Arzt es mir versprochen hatte. Quacksalber.
    Aber von den Äußerlichkeiten einmal abgesehen, gab es auch sonst so einiges, das ich anders gemacht hätte, wenn ich die Zeit hätte zurückdrehen können.
    Erstens: Ich hätte eine bessere Ausbildung absolviert.
    Es mag verrückt klingen, aber zu meiner Zeit, in den
1950er Jahren, um genau zu sein, war Bildung für Frauen absolut entbehrlich gewesen. Zumindest vertraten unsere Eltern (meine und die meiner Freundinnen jedenfalls) diese Ansicht. Als ich verkündete, ich wolle an der University of Pennsylvania englische Literatur studieren, sagte meine Mutter zu mir: »Du brauchst einen tüchtigen Ehemann«. Sie bestand darauf, dass ich auf die Sekretärinnenschule ging. Also lernte ich Tippen und dachte mir, gut, die Klassiker kann ich ja auch lesen, wenn ich mal allein zu Hause sitze, als müsste ich es heimlich tun; als wäre die Lektüre von James Joyce oder Dylan Thomas unrecht oder unschicklich. Leider hatte ich dann nie die Zeit zum Lesen. Wer hat das schon?
    Stattdessen lernte ich meinen Mann kennen.
    Das ist auch etwas, das ich anders gemacht hätte, wenn ich gekonnt hätte. Ich hätte meinen Mann nicht
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