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Wuensch dir was

Wuensch dir was

Titel: Wuensch dir was
Autoren: Adena Halpern Ursula C Sturm
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irgendwohin gezogen, wo uns keiner kannte. Wie oft stellte ich mir das vor, wenn ich bei unseren Kindern zu Hause saß, während Howard fremdging. Aber damals tat eine Frau so etwas nicht – man verließ seinen Mann nicht einfach.

    Wissen Sie, was man als Frau damals tat? Man hielt den Mund.
    Schließlich führte ich ja ein äußerst komfortables Leben. Ich musste mich finanziell nie einschränken. Ich hatte reichlich Haushaltsgeld zur Verfügung, und ich konnte es nach Herzenslust ausgeben. Meine Kinder waren bestens versorgt. Wir unternahmen Reisen, herrliche Reisen in die ganze Welt. Ich habe alles gesehen, vom Eiffelturm bis zur Chinesischen Mauer, und mit dem Schmuck, den mir Howard im Laufe unserer Ehe schenkte, hätte ich mich von Kopf bis Fuß mit Diamanten bedecken können. Barbara und Danny fehlte es nie an etwas. Sie besuchten die besten Schulen, sie verbrachten die Sommer im Ferienlager und später an der Küste von Jersey. Was das anging, war Howard ein großartiger Ehemann und Vater. So gesehen, wäre es eine sträfliche Dummheit gewesen, ihn zu verlassen, und wie gesagt, es kam damals so gut wie nie vor. Heute ist das anders; heutzutage können Frauen einen ordentlichen Batzen Geld verdienen und allein leben. Damals jedoch bekam eine Frau nur eine Kreditkarte, wenn ihr Ehemann ein Konto für sie eröffnete, wussten Sie das? Im Ernst! Deshalb hielt ich den Mund. Selbst jetzt, zwei Jahre nach Howards Tod, hatte ich keinerlei Geldsorgen. Ich hatte alles, was ich brauchte. Howard hatte dafür gesorgt, dass ich immer gut bei Kasse war, und dafür würde ich ihm ewig dankbar sein. Trotzdem wäre es schön gewesen, wenn er mich wie eine gleichberechtigte Partnerin behandelt hätte.

    Natürlich konnte ich das nicht einzig und allein Howard zum Vorwurf machen. Es war vielmehr ein Problem meiner Generation. Ehefrauen waren eben gut angezogene, gepflegte Bürger zweiter Klasse. Ich hatte getan, was auch meine Freundinnen taten, um nicht auf der Straße zu stehen: Ich hielt den Mund.
    Und zwar unter anderem deshalb, weil … Ich verrate Ihnen jetzt mein allergrößtes, allerdunkelstes Geheimnis, das ich noch nie zuvor jemandem verraten habe. Es kommt mir gerade so vor, als hätte mir jemand ein Wahrheitsserum gespritzt. Also, wollen Sie den wahren Grund dafür wissen, weshalb ich mich nicht beschwerte und mich nicht von Howard scheiden ließ?
    Ich beneidete ihn um seine Affären.
    Es ist kaum zu glauben, aber damals wurde es quasi gebilligt, wenn ein Mann Affären hatte. Bei Frauen war das natürlich undenkbar. Ich erinnere mich noch genau, wie ich zu meiner Mutter sagte: »Er hat eine andere.«
    Worauf sie lediglich die Achseln zuckte und sagte: »Er arbeitet hart, und er sorgt für dich. Thema erledigt.« Und das war’s. Zu dieser Zeit hat man als Frau noch auf die eigene Mutter gehört und ihre Meinung respektiert. Mittlerweile nicht mehr. Ganz recht, du bist gemeint, Barbara!
    Was hätte ich damals nicht alles gegeben für eine kleine Romanze.

    Wenn mir mit meinen fünfundsiebzig Jahren etwas klar wurde, dann das. Traurig, aber wahr.
    Der Sex mit Howard war ganz in Ordnung gewesen; glaubte ich jedenfalls. Es mangelte mir ehrlich gesagt an Vergleichsmöglichkeiten. In meinem ganzen Leben hatte ich mit keinem anderen Mann geschlafen als mit Howard. Wir machten auch nie etwas sonderlich Ungewöhnliches. Die gute alte Missionarsstellung, gelegentlich war auch ich oben, dreimal die Woche, manchmal viermal, wenn Howard danach war. Ich hatte ohnehin nie viel für Sex übrig. Ich fragte mich, ob ich mehr Spaß daran gehabt hätte, wenn ich je mit einem anderen Mann ins Bett gegangen wäre. Ich war ein hübsches junges Ding mit einer tollen Figur; ich hätte jede Menge Männer haben können, wenn ich gewollt hätte. Ich wünschte, ich hätte einen Mann kennengelernt, der mir Liebesbriefe schrieb. Howard hatte mir nie auch nur eine einzige Zeile geschrieben. Sogar auf den Geburtstagskarten hatte seine Sekretärin seine Unterschrift gefälscht. Wie wunderbar und aufregend wäre es gewesen, wenigstens einmal zu spüren, dass mich ein anderer Mann attraktiv fand!
    Einmal wäre es tatsächlich beinahe so weit gekommen. Nicht, dass ich mich wirklich auf eine Affäre eingelassen hätte, als mich Russell Minden bei einer Benefizgala für das Philadelphia Museum of Art beiseitenahm und mir sagte, ich sei eine der schönsten Frauen, die er je gesehen habe. Er wollte mich zum
Lunch einladen. Das war 1962, und ich war wie
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