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Wuensch dir was

Wuensch dir was

Titel: Wuensch dir was
Autoren: Adena Halpern Ursula C Sturm
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arme Junge sich zuletzt rasiert oder geduscht hat.

    Er erhebt sich, sobald er mich erblickt. Stets ein Gentleman, selbst in diesem Zustand. Er trägt ein T-Shirt und eine Sporthose, nicht viel anders als die Sachen, die ich dabeihabe, um sie ihm zurückzugeben.
    »Tag, Mrs. Jerome. Schön, Sie zu sehen. Vielen Dank, dass Sie gekommen sind.«
    Ich blicke in seine blauen Augen und entdecke darin keinen Funken der Zuneigung, die ich bei unserer letzten Begegnung darin gesehen habe. Nur nicht zu lang in diese blauen Augen sehen. Diese blauen Augen.
    »Ich muss mich bei dir bedanken, Zachary.« Ich nehme gegenüber von ihm Platz. »Ich habe dir die Sachen mitgebracht, die sich meine Enkelin von dir geborgt hat. Sie hat mich gebeten, sie dir zurückzugeben.«
    »Oh. Okay. Danke«, sagt er mit trübseliger Miene und nimmt die Tüte entgegen.
    »Ich weiß, im Moment ist das für dich alles nur schwer nachzuvollziehen, aber eines Tages wirst du es vielleicht verstehen. Meine Enkelin Ellie … ich weiß, dass sie wunderschöne Stunden mit dir verbracht hat. Sie hat es mir selbst gesagt.«
    »Ach ja?« Er hebt den Kopf.
    »Ja. Und es ist ihr sehr schwergefallen, mitten in der Nacht aus deiner Wohnung zu verschwinden.«
    »Ich verstehe einfach nicht, warum sie das getan hat.« Zachary sinkt in seinem Sessel zusammen. »Ich weiß, es ging alles sehr schnell. Ich nehme an, Sie fragen sich, wie zwei Menschen, die sich gerade erst kennengelernt
haben, binnen eines einzigen Tages so starke Gefühle füreinander entwickeln können.« Er stockt. »Und trotzdem war es so.«
    »Du musst mir nichts erklären«, unterbreche ich ihn. »Ich weiß, wovon du sprichst. Ihr wart auf einer Wellenlänge. Das hat nichts damit zu tun, wie lange man sich kennt.«
    »Ich hatte schon befürchtet, Sie würden es kindisch finden.«
    »Naivität ist eine Sache, aber zu wissen, dass man zueinander passt, das ist etwas völlig anderes«, entgegne ich.
    »Und warum ist sie dann …« – er sucht nach den richtigen Worten – »so sang- und klanglos verschwunden? Was ist passiert?«
    Ich hatte mir die halbe Nacht das Hirn zermartert, wie ich diese Frage beantworten soll. Im Endeffekt ist die Antwort ganz einfach.
    »Weißt du, Zachary, Ellie war … Ellie hatte Verpflichtungen. Sie dachte, sie könnte sich davor drücken, wie wir das alle hin und wieder tun. Aber schlussendlich hat sie es nicht übers Herz gebracht. Sie wusste, sie musste sich ihrer Verantwortung stellen.«
    »Das verstehe ich nicht. Hat sie eine Familie?«
    »Ja.« Ich seufze. »Sie hat eine Familie.«
    »Und Howard?«
    »Sie liebt Howard über alles. Ob sie es zugeben konnte oder nicht, sie liebt ihn, und sie wird ihn immer lieben. Aber sie hat dringend einen Tag Abstand
benötigt, um ihr Leben zu überdenken. Deshalb ist sie nach Philadelphia gekommen, um mit Lucy als Komplizin einen Tag lang alles hinter sich zu lassen. Es sollte ein unbeschwerter Kurzurlaub werden, in dem sie lauter Dinge tun wollte, die sie schon lange nicht mehr getan hatte. Es sollte nichts mit dem richtigen Leben zu tun haben. Doch dann ist etwas Unvorhergesehenes geschehen – sie hat dich kennengelernt.«
    »Das hat sie Ihnen erzählt?«, fragt Zachary.
    »Das brauchte Sie mir nicht zu erzählen.«
    »Und warum ist sie gegangen?«
    »Sie wollte dich nicht verlassen. Sie war fest entschlossen, bei dir zu bleiben, ihr Leben auf den Kopf zu stellen und noch einmal von vorn anzufangen. Aber leider – diese Erfahrung hast du zum Glück noch nicht gemacht – kann man manchmal seine Route nicht mehr ändern, wenn man einmal einen bestimmten Weg eingeschlagen hat. Ellie hatte ihre Zweifel, aber Tatsache ist: Howard ist ihre große Liebe, und ihre Familie bedeutet ihr mehr als alles andere. Das hat sie allerdings erst erkannt, nachdem sie sich diesen einen Tag im Leben freigenommen hatte. Sie musste zurück. Aber ich kann dir versichern, dass sie nichts lieber getan hätte, als bei dir zu bleiben. Doch manchmal bleibt einem eben nichts anderes übrig, als zurückzukehren und sich seinen Problemen zu stellen.«
    Zachary nickt. »Ich hatte, ehrlich gesagt, den leisen Verdacht, dass die Sache mit Howard noch nicht vorbei ist.«

    »Nein, das ist sie nicht. Ellie wird immer zu ihm stehen, in guten wie in schlechten Tagen.« Und dann sage ich etwas, das mich selbst einen Augenblick stocken lässt. »Howard ist nämlich ihr Seelenverwandter.« Kaum habe ich es ausgesprochen, da weiß ich, dass es stimmt.
    »Es hätte mir klar
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