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Titel: wsmt
Autoren: Unknown
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Hab
einen Artikel für Sie, vierspaltig, fettgedruckt, für die Titelseite.“
    Ich
legte auf. Nahm wieder ab und rief die Tour Pointue an. Verlangte
einen von Faroux’ Leuten, sagte ihm meinen Namen und den Ort, wo ich zu finden
war.
    „Wird
mir ein Vergnügen sein, Sie abzuholen“, antwortete er.
    Flasche!
Ich pflanzte mich vor Gil Andréa auf.
    „Ja“,
begann ich wieder. „Sie hielten Kriegsrat ab, eben, aber nicht so, wie Sie
gesagt haben. In Clara Nox steigt wieder der Haß zu Mado hoch, mein Fehler. Sie
läuft zu ihr und erwürgt sie. Dann kommt sie hierher und gesteht alles.
Wahrscheinlich genießt sie es, daß Sie in der Klemme sind. Dieser Mord, das wird
ein aufsehenerregender Skandal. Ein schöner Schlamassel! Schöner, als Sie es
sich in ihrer Rachsucht vorstellen kann. Mado ermordet...dieser Privatdetektiv,
den Mado engagiert hat...die Leiche im Keller! Aber...Sie machen ebenfalls
Geständnisse. Versuchen es mit der sentimentalen Masche. Schmus, schöne Worte,
das liegt Ihnen ja. Machen ihr weis, daß sie sich für Sie opfern muß. Sie hat
Mado getötet. Dann soll sie auch Nestor Burma töten, der indirekt für Mados Tod
verantwortlich ist. Dafür geben Sie ihr die Kanone. Ich komm rein. Sie schreien
Jetzt ist der richtige Augenblick’, sozusagen als Startschuß. Aber Clara macht
nicht mit. Vielleicht hatte sie das auch gar nicht vor. Sie findet, Sie haben
für Thérèse mehr getan als für sie, Clara. Also opfert sie sich nicht für ihre
Rivalin. ,Sieh zu, wie du klarkommst’, sagt sie. Später — ich lauf hinter
Nicolss her — beschwören Sie nochmal ihre Liebe zu Ihnen. Und sie holt den
Revolver raus, aber um Thérèse zu erschießen, und danach Sie. Im letzten
Augenblick will sie Ihnen aber dann doch den Gefallen tun. Sie hat Mado
getötet. Sie hat Thérèse getötet. Jetzt ist für sie sowieso alles im Eimer. Ein
Toter mehr oder weniger... ,Ich tu’s Gil! Ich tu’s für dich!‘ Glück für mich:
die Pistole ist leer. So war das!“
    „So
war das“, wiederholte Gil Andréa, aschfahl im Gesicht.
    Dann
betrachtete er lange sein blutverklebtes Hosenbein. Nicolss raucht immer noch.
Hélène Dulaure hatte aufgehört zu weinen. Sie war am Boden zerstört. Clara Nox
brachte eine komische Note in die Szenerie. Sie schnarchte.
    Ich
zog mit beiden Händen die Vorhänge zurück, öffnete die Fenstertür und trat auf
den Balkon. Es war eine Ewigkeit her, daß ich mir meine Pfeife gestopft hatte.
Ich zündete sie an.
    Der
Morgen dämmerte, trostlos, ekelhaft. Unten spielte sich ‘ne Menge ab. Die
ersten Arbeiter gingen über den Boulevard Magenta. Ein Milchwagen kreuzte ein
Taxi mit Betrunkenen, die falsch sangen. Einen von Gil Andréas großen Erfolgen.
Die Metro fuhr donnernd über die Brücke von Barbés. Von der Gare du Nord oder
de l’Est stieg das kurze Pfeifen einer Lokomotive in den Himmel.
    Durch
den kalten Nebel blickte ich zum Faubourg Saint-Martin, zu einem ganz
bestimmten Haus. Ich dachte nicht an Lécuyer. Der Schuft würde sich diebisch
freuen. Scheiß Lécuyer. Aber Vater Dolmet würde jeden Augenblick aufstehen und
zur Arbeit gehen. Erschien ihm die Luft heute morgen milder? ‚Vielleicht gibt
es eine Gerechtigkeit.’ Er glaubte nicht dran. Gab es eine Gerechtigkeit? Das
Ganze hier bewies nichts. Nichts würde Janine wieder lebendig machen. Sie hatte
sich mit achtzehn Jahren umgebracht.
     
    Paris
1956

Nachgang
     
    Die
Speisekarte war handgeschrieben. Eine Sauerkraut-Platte mit Wellfleisch und
Würsten bot sich für 30 Francs an. Ganze zehn Mark. Dichter Zigarettenrauch
hatte die Gardinen am Fenster angegraut. Der Blick auf die vollbesetzten Tische
war verschleiert. Viele Blaukittel saßen da und etliche Latzhosen. Möbelpacker
waren wohl unter den Gästen und auch einige Fernfahrer.
    Wenn
sie eines dieser Bistros verlassen, dann haben sie sich sattgegessen und einen
halben Liter Wein getrunken und noch keine 20 Mark bezahlt. „Au bien chez soi“
in der Rue du Faubourg St. Denis ist so eine Kneipe, es gibt auch noch andere.
    Um
die Ecke, am Boulevard de Strasbourg, sind die Schnellimbißläden schon in der
Überhand. Da bietet einer — wie originell! — , weil wir mitten im Elsässer
Viertel von Paris sind, statt Hamburger schon Strasburger an. Die polyglotten
Sprachversuche, wie weiter drunten im touristisch stark frequentierten
Hallen-Viertel, bleiben aus. Gemuse-Soupe mit halb Hahnlein, habe ich dort gelesen, ist ein Tourist-Menu. Inkl. ein Bier.
Kostet nicht viel. Hat
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