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Titel: wsmt
Autoren: Unknown
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Streit, Handgemenge usw.“
    „Das
ist ja absurd“, protestierte Gil Andréa, vollkommen beherrscht.
    Ich
lächelte:
    „Ja.
Das Ganze hat weder Hand noch Fuß. Aber wir sind hier, um uns zu amüsieren,
nicht wahr? Ihr Vater sollte nur...“
    Ich
sah in dessen Richtung. Verdammt! Papa Gilet stand nicht mehr neben dem
Klavier. Während mein Verstand geglänzt hatte und meine Hirnzellen so richtig
in Schwung gekommen waren, hatte sich der Alte aus dem Staub gemacht. Ich
stürzte aus dem Salon. Um ein Haar hätte ich Hélène Dulaure umgerannt. Draußen
sah ich ihn, die Hand am Türknauf. Ich stürzte mich auf ihn.
    Im
selben Augenblick begann im Salon ein Heidenspektakel. Ich hörte Gil Andréa
brüllen: „Jetzt ist der richtige Augenblick, Clara! Du hast mich doch mal
geliebt. Vergiß das nicht!“ Kampfgetümmel, Gekicher von Clara Nox, dann der
kurze Knall einer Pistole. Einmal, zweimal, dreimal. Angstschreie. Dann ein
Todesschrei.
    „Großes
Finale mit dem ganzen Ensemble!“ sagte ich und verpaßte Vater Gilet einen
klassischen Kinnhaken. Genau auf den Punkt.
    Er
spuckte alle Theaterrequisiten aus, die in den Mund gestopft werden, um
pausbäckig auszusehen. Mit einem Schlag riß ich ihm seine hübschen Haare à la
Maurice Garçon vom Kopf, und was kam zum Vorschein? Eine Glatze, glatt und
glänzend wie eine Billardkugel, rosig wie die Morgenröte. Auch der Schnurrbart
war falsch.
    „Wie
nennst du denn diese Rolle?“ fragte ich ihn lachend. „Wie war ich als Leiche?
Oder: Wie war ich als Halbtoter? Du verdammter Nicolss! Du verdammter alter
Schmierenkomödiant!“

17

Die
schönste Rolle seines Lebens
     
    Mit
der Linken packte ich ihn im Genick. In der Rechten hielt ich den Revolver.
Nicolss leistete keinen Widerstand. Ich schleppte ihn in den Salon, schubste
ich ihn in einen Sessel, wo er etwas unsanft landete. Ein hübsches Bild! Die
Dulaure war ohnmächtig geworden ; Gil Andréa starrte wie betäubt auf das Blut
an seinem Bein; Thérèse lag auf dem Boden. Sie würde die Bohnen, die sie soeben
genossen hatte, wohl niemals verdauen.
    Neben
dem Klavier stand schwankend Clara Nox. Sie atmete heftig, die Haare hingen ihr
im Gesicht. Tragikomisch. In der Hand einen dicken Revolver. Ich stürzte zu ihr
hin. Sie richtete die Kanone auf mich.
    „Ich
tu’s, Gil“, schrie sie. „Ich tu’s für dich!“
    Sie
drückte ab. Das Magazin war leer. Sie fluchte, warf mir das schwere Ding ins
Gesicht. Ich duckte mich, versetzte ihr eins mit dem Griff meines Revolvers.
Sie sackte zusammen wie ein nasser Sack. Ich ging zu Gil Andréa.
    „Der
Mann in dem Keller“, sagte ich, „ist Ihr Vater, nicht wahr? Vater unser, der Du
bist im Keller!“
    Ein
Mieter in der Etage über uns klopfte mit einem Stock oder einem Besenstiel.
    „Das
war ein bißchen zu laut. Die Nachbarn werden sich fragen, was hier vorgeht.“
    „Das
mußte ja so kommen“, stammelte der Sänger. „Das konnte gar nicht anders kommen.
Ich hätte nicht auf sie hören sollen.“
    Mit
dem Kinn zeigte er auf Nicolss und auf Thérèses Leiche.
    „Die
haben Sie... hm... erpreßt?“
    „Ja.“
    „Denn
Sie haben Ihren Vater getötet?“
    Er
schlug die Hände vors Gesicht. Es gibt weniger beredte Antworten. Dann
zerwühlte er sich die Haare, zerstörte die schöne Harmonie der
Gil-Andréa-Frisur. Nicht schlimm. So bald würde er nicht wieder auf die Bühne
kommen.
    „Clara
Nox mit ihren Ausdrücken hat mich darauf gebracht, daß Ihr Vater tot ist“,
erklärte ich. „Von einem Verstorbenen sagt man: Der arme Soundso. ,Es wär mir
nicht mal in den Sinn gekommen, mit einem andern als mit dir zu schlafen, nicht
mal mit deinem armen Vater’, hat sie gesagt...“
    Ich
stopfte mir eine Pfeife.
    „...Heute
mußte ich an berühmte Kriminalfälle denken: an Madame Bessarabo, an den jungen
Daudet... Ich hätte an Ihren berühmten Kollegen Fragson denken sollen. Er und
sein Vater liebten dieselbe Frau. Nur daß Fragson von seinem Vater umgebracht
wurde. Bei Ihnen war es umgekehrt. Thérèse hat Sie mit Ihrem Vater betrogen?“
    „Ich
weiß es nicht... Wir haben nie mehr davon gesprochen...aber am 6. Oktober...ich
kam von einer Galavorstellung... da hab ich sie überrascht...“
    „Im...
Gespräch?“
    „Ja.
Herrgott nochmal! Warum hab ich das getan? Thérèse war mir scheißegal. Alle
diese Mädchen waren mir scheißegal.“
    „Natürlich,
die waren Ihnen scheißegal. Na ja, ich will Ihnen keine Moralpredigt halten.
Ist nicht meine Art. Ich denk aber zum
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