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Titel: wsmt
Autoren: Unknown
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Familienbande. Auch gut. Immerhin, fünfzig Scheine sind fünfzig
Scheine. Was wollte er damit? Eine Tänzerin aushalten?
    Hélène erklärte mir, er habe
das Alter für Tänzerinnen hinter sich, könne aber auf den Brettern noch seinen
Mann stehen. Eine unerwartete Gelegenheit biete sich ihm. Wenn auch nicht, um
eine neue Karriere zu starten, so doch wenigstens, um sich ein paar Monate über
Wasser zu halten. Er hatte ein Engagement bei einem Tourneetheater ergattert.
Hatte den Brief gezeigt von der Künstleragentur, die ihm die Arbeit verschaffen
wollte. Allerdings hatte er noch keinen Vertrag unterschrieben. Es widerstrebte
ihm nämlich, Verpflichtungen einzugehen, ohne zu wissen, ob er sie erfüllen
konnte. Der wählerische Arbeitslose mußte einen Teil seiner Garderobe neu
kaufen, denn der Tourneedirektor stellte nur die Kostüme für die Bühne, nicht
aber den Anzug für die Straße. Dazu kamen noch Schminke und verschiedene andere
Utensilien, die er für seinen Beruf brauchte.
    Das Ganze roch auf zehn Meter
nach Beschiß. Trotzdem nahm ich ein paar Scheine aus meiner Brieftasche und
legte sie auf den Schreibtisch.
    „Fünfundzwanzig Riesen müssen
reichen“, sagte ich. „Die Hälfte. Das ist der übliche Tarif. Ich weiß, wie der
Hase läuft. Und erzählen Sie mir nicht, daß es mir der liebe Gott vergelten
wird. Ich bin Atheist.“
    „Sie glauben also,“ stammelte
Hélène, „daß...“
    „...ich keinen Pfennig
wiedersehen werde. Und Sie? Glauben Sie was anderes? Stellen Sie sich nicht
dummer, als Sie sind, meine Liebe.“
    Sie wurde rot.
    „Na ja...ich hatte schon so’n
komisches Gefühl“, gab sie zu. „Zu Beginn unserer Unterhaltung... aber
danach...“
    „Ja. Er hat bestimmt viel
Talent, wenn er will. Und dann war er ein Freund Ihres Vaters. Darauf ist er
sicher herumgeritten.“
    Sie nahm die Scheine, runzelte
die Stirn und sah mich mit ihrem entzückenden kleinen Trotzkopf an.
    „Dieses Geld habe ich von Ihnen
geliehen“, stellte sie klar. „Ich werde es Ihnen auf jeden Fall wiedergeben.“
    „Reden Sie keinen Unsinn. Wenn
Sie es mir wiedergeben, geben Sie es wieder. Wenn nicht... dann nicht. Es wird
mich nicht umbringen. Ich schulde selbst ‘ner Menge Leute was, die ihr Geld
nicht eintreiben müssen, um was zum Essen zu haben. Da kann ich wohl Ihrem
zufälligen Schützling unter die Arme greifen. Ich wollte die Sache nur klarstellen,
weil ich nicht für ein Rindvieh gehalten werden möchte. Das ist alles. Schicken
Sie es ihm mit der Post?“
    „Ich soll es ihm heute abend
bringen.“
    „Nach dem Essen?“
    „Ja.“
    „Hört, hört! Nächtliches
Rendezvous, hm?“
    Sie hob die Schultern: „Wie albern
Sie sind!“
    „Und wo findet das Tête-à-tête
statt?“
    „Im Café Batifol.“
    „Ja, das ist ihr Treffpunkt.
War es... denn ich glaube, es hat sich dort seit ein paar Jahren verändert.
Wenn Sie nichts dagegen haben, essen wir zusammen zu Abend, und danach begleite
ich Sie.“
    Sie lächelte: „Haben Sie Angst,
daß er mich vergewaltigt?“
    „Meine Teuerste, ich traue
diesen ausgedienten Angebern nicht. Sie haben eine unangenehme Art, sich für
Sacha Guitry zu halten. Ich will damit sagen, wenn ich eine kleine Schwester hätte,
würde ich sie Monsieur Auguste Colin, genannt Nicolss, mit zwei s, nicht
anvertrauen.“
    „Aber ich bin nicht Ihre kleine
Schwester!“ widersprach sie lachend.
    „Gott sei Dank“, lachte ich
zurück. „Es gibt immer noch so viele Vorurteile, selbst in den aufgeschlossensten
Familien!“

Alberne
Spiele
     
    Für einen Oktoberabend war es
sehr mild. Auf den Boulevards drängten sich die Spaziergänger. Kurz vor dem
Boulevard de Strasbourg neben dem ehemaligen Eldo, das seit einer Ewigkeit
schon ein Kino war, erhob sich die hell erleuchtete Fassade des
Palais-de-Cristal. Dieses neue Varietétheater versuchte, an die „olympische“
Zeit des Eldo nach dem Ersten Weltkrieg anzuknüpfen. Ein Name zog sich über die
gesamte Breite des Gebäudes: der Star des Abends. Die Leuchtbuchstaben zuckten
durch die Nacht, erloschen, leuchteten auf, erloschen wieder: Gil Andréa...Gil Andréa... Zuerst
flammte der Vorname auf, dann blieb es einige Sekunden lang dunkel, worauf der
Nachname in leuchtendem Rot erschien. Dann erlosch alles mit einem Schlag. Nach
einer kurzen Atempause buchstabierte der elektrische Mechanismus den Namen des
Idols für die Midinettes, die kaum lesen konnten. Ein grünes G, ein gelbes I,
ein blaues L, usw. Eine Farbzusammenstellung,
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