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Titel: wsmt
Autoren: Unknown
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drauf an.“
    Er zwinkerte zurück.
    „Wie Sie wollen, M’sieur.
Interessanten Gästen stehe ich jederzeit zur Verfügung. Damit meine ich nicht
Monsieur Nicolss.“
    „Pariser Konzertsäle“,
vervollständigte ich ironisch.
    „Richtig. Auguste, Pariser
Konzertsäle“, wiederholte er grinsend. „Und Théâtre Chichois. ,Dreißig Jahre in
einer Mauer’ oder ,Das Leben eines Ziegelsteines’.“
    „Salut.“
    „Guten Abend, M’sieur.“
    Und ohne einleuchtenden Grund
putzte er wieder die blanke Theke blank. Offensichtlich freute er sich, seinem
Schuldner einen Knüppel zwischen die Beine geworfen zu haben. Hilfsbereit und
kameradschaftlich.
    Ich ging zu Hélène hinaus auf
den Faubourg Saint-Martin.
    „Gehen wir zu Fuß?“ fragte sie.
    Ich nahm ihren Arm. Er war
weich und warm. Aufmunternd sagte ich: „Chez Paul.“
    „Was soll das denn sein?“
    „Ein Bistro in der Nähe der
Gare de l’Est, wo unser Mann oft hingeht. Vielleicht wartet er da auf uns. Wenn
man sich überall mit so vielen Trotteln verabredet, kann man sich schon mal
vertun. Vielleicht überraschen wir ihn dort gleich mitten in einer anderen
Pumpaktion.“
    „Seien Sie doch nicht so
bissig“, protestierte Hélène. „Man könnte meinen, Sie wären noch nie abgebrannt
gewesen.“ Wir gingen den Faubourg hoch, so wie ein glücklicherer Kollege von
Colin die Champs-Elysées hochgegangen war. Ziemlich wenige Fußgänger. Ein Flic
ging vor dem imposanten Gebäude auf und ab, dem schloßartigen Rathaus des X.
Arrondissements, einem der bemerkenswertesten Gebäude von Paris, obwohl es in
einer schäbigen Umgebung steht. Von beiden Seiten der Straße gehen diese
dunklen Passagen ab, von denen es in dieser Gegend so viele gibt.
    Im Bistro Chez Paul in der
Avenue de Verdun kannte man Monsieur Nicolss als netten Mann, der Pech gehabt
hatte, wie man uns sagte; aber im Augenblick war er nicht da. Schon seit ein
paar Tagen hatte man ihn nicht mehr gesehen.
    „Gehen wir also zu ihm nach
Hause“, sagte ich.
    „Das machen Sie aber zum ersten
Mal,“ lächelten Hélène, „hinter jemandem herlaufen, um ihm Geld zu geben.“
    „Ja, nicht wahr? Im allgemeinen
ist es eher umgekehrt.. Ich sagte nicht dazu, daß eine innere Stimme mir
scheinheilig sagte, ich könne ruhig hinter ihm herlaufen, völlig sicher, daß
ich mich nie und nimmer auch nur von einem Sou trennen mußte. Nur so ein
Gefühl.
    Wir kehrten um, bogen in die
menschenleere Rue des Récollets ein. Auf der linken Seite erhoben sich die
unfreundlichen Mauern des Militärhospitals Villemin. Am anderen Ende der Straße
schimmerte das Wasser des Kanals im Schein der Laternen, die in großen
Abständen an seinem Ufer standen. Wir kamen auf den Quai de Valmy. An dieser
Stelle liegt die Fahrbahn tiefer als der Kanal. Es sieht immer so aus, als
würde er sie jeden Augenblick überschwemmen. Um nichts in der Welt hätte ich
Hélène allein hierhingehen lassen. Ich kenne keine günstigere Stelle in Paris
für eine böse Überraschung. Man muß sich nur wundern, warum hier nicht öfter
was passiert. Ein kleiner Schubs, und der, den man loswerden will, fällt in die
Brühe. Die zuständigen Behörden haben sich darauf beschränkt, ein Geländer
anzubringen, das gar keins ist. Genau besehen, ein ziemlich gefährliches Ding,
eine Eisenstange entlang dem Ufer, kaum mehr als fünfzehn Zentimeter hoch.
Tagsüber sitzen Angler drauf, und nachts stolpern Betrunkene drüber, was sie
dann mit einem Schlag nüchtern macht, zumal wenn ihr Kater nicht schwimmen
kann. Dieser Kater kann nämlich nicht schwimmen, er geht unter. Jaja, ein sehr
malerischer Winkel, sehr trostlos, von Gestank erfüllt. Daß Nicolss in diesem
Viertel wohnte, bestärkte mich noch in meiner vagen Unruhe. Wir gingen
hintereinander über den schmalen Steg, der oben auf den Schleusentoren dicht
über die Wasserfläche führte. Auf der anderen Seite des Kanals kamen wir auf
den Quai de Jemmapes, ein paar Schritte von dem Hôtel du Nord entfernt, berühmt
geworden durch den volkstümlichen Schriftsteller Eugène Dabit, dem Sohn des
Hotelbesitzers.
    Außer dem Plätschern des
Wassers, das durch die Spalten der Schleusenmauer in die Kammer schoß, war es
völlig still. Ein Auto fuhr auf die Drehbrücke und verschwand in der Rue de
Lancry. Die oberirdische Metrostation Jaurès war zu weit weg, als daß das
Geräusch der Züge zu uns hätte dringen können. Selbst von der nahen Gare de
l’Est wurde kein Laut herangetragen.
    Kurz hinter dem Hotel du
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