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WoW 07 - KdA 2 - Die Dämonenseele

WoW 07 - KdA 2 - Die Dämonenseele

Titel: WoW 07 - KdA 2 - Die Dämonenseele
Autoren: Richard A. Knaak
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beigestanden?
    »Ha! Ich war mir sicher, dass ich dich hier finden würde.«
    Die Stimme war seiner eigenen so ähnlich, dass Malfurion den Neuankömmling sofort erkannte. Er gab seine Suche nach innerem Frieden auf, erhob sich und begrüßte seinen Bruder ruhig: »Illidan, warum kommst du?«
    »Warum sollte ich nicht?« Sein Bruder hatte sein mitternachtsblaues Haar wie immer zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, doch im Gegensatz zu sonst trug er jetzt eine offene schwarze Lederweste, eine schwarze Hose und ebenso schwarze hohe Stiefel. An der Weste steckte, direkt über seinem Herzen, ein Abzeichen, auf dem ein dunkler Vogelkopf inmitten eines roten Rings zu sehen war.
    Die Kleidung war neu. Offenbar handelte es sich um eine Art von Uniform. Das Bild auf dem Abzeichen war das Wappen von Kur'talos Ravencrest, Illidans neuem Schutzherrn.
    »Bei Sonnenuntergang wird Lord Ravencrest etwas verkünden, Bruder. Ich bin extra früh aufgestanden, damit ich dich finden und rechtzeitig zurückbringen kann.«
    Wie die meisten Nachtelfen war auch Illidan daran gewöhnt, bei Tag zu schlafen. Malfurion hatte hingegen gelernt, das Gegenteil zu tun. Bei Tag konnte man am besten auf die Kräfte einwirken, die in der Natur vorhanden waren. Natürlich hätte er das Druidentum auch nachts studieren können, aber bei Tageslicht war die Verbindung zwischen den Elfen und dem Brunnen der Ewigkeit am schwächsten. Das senkte das Risiko, bei einem neuen Zauberspruch versehentlich auf diese Energie zurückzugreifen. Besonders in seiner Anfangszeit hatte Malfurion häufig dagegen ankämpfen müssen. Mittlerweile fühlte er sich bei Tag wohler als in der Nacht.
    »Ich wollte mich ohnehin gerade auf den Rückweg machen«, sagte Malfurion und ging auf seinen Bruder zu.
    »Es würde schlecht aussehen, wenn du nicht da wärst. Lord Ravencrest mag keine Verzögerungen oder Unzuverlässigkeit, vor allen Dingen nicht von denen, die einen wichtigen Bestandteil seiner Pläne darstellen. Das weißt du sehr gut, Malfurion.«
    Die beiden Brüder hatten zwar gegensätzliche magische Richtungen eingeschlagen, beherrschten ihre Künste jedoch in gleichem Maße virtuos. Illidan hatte den Herrn der Black-Rook-Festung vor einem Dämon gerettet und war daraufhin zu dessen persönlichem Zauberer aufgestiegen, eine Position, die normalerweise von einem ranghohen Angehörigen der Mondgarde bekleidet wurde. In der Mondgarde versammelten sich die Meisterzauberer der Nachtelfen. Illidan hatte ebenfalls eine wichtige Rolle bei dem Sieg über die Dämonen im Westen gespielt. Er hatte nach dem Tod des Anführers der Mondgarde die Führung dieser besonderen Kämpfer übernommen und ihre Magie effektiv gegen die Angreifer eingesetzt.
    »Ich musste Suramar verlassen«, widersprach Malfurion. »Ich fühlte mich eingeschlossen. Ich konnte den Wald nicht mehr spüren.«
    »Die halbe Stadt besteht aus Gebäuden, die man aus lebenden Bäumen geschaffen hat. Wo ist der Unterschied?«
    Wie sollte er Illidan die Eindrücke erklären, die mit jedem Tag stärker in seinen Geist eindrangen? Je tiefer Malfurion in seine magische Kunst eintauchte, desto deutlicher spürte er jeden Aspekt der wahren Welt. Draußen im Wald spürte er die Gelassenheit der Bäume, die Felsen, die Vögel… alles.
    In der Stadt spürte er nur die fast wahnsinnige Aura, die sein Volk verursacht hatte. Die Bäume waren zu Häusern geworden, die Erde hatte man aufgerissen und die Felsen verschoben, um die Landschaft den Wünschen der Nachtelfen anzupassen. Nichts war mehr so, wie die Natur es erschaffen hatte. Die Gedanken der Bäume waren verwirrt und nach innen gekehrt. Sie verstanden sich nicht einmal mehr selbst und untereinander, so sehr hatte man sie verändert. Wenn Malfurion durch die Stadt ging, spürte er ihre Falschheit, auch wenn er wusste, dass sein Volk – ebenso wie die Zwerge und die anderen Arten – das Recht hatte, eine Zivilisation zu gründen. Es war kein Verbrechen, Unterkünfte zu bauen und das Land urbar zu machen. Tiere taten schließlich auf ihre Weise das Gleiche.
    Und doch stieg sein Unwohlsein mit jedem Besuch.
    »Lass uns zu den Reittieren gehen«, sagte Malfurion, ohne auf die Frage seines Bruders einzugehen.
    Illidan grinste und nickte dann. Seite an Seite stiegen die Zwillinge den bewaldeten Hügel hinauf. In der letzten Zeit hatten sie sich nur noch wenig zu sagen, wenn sich ihre Gespräche nicht gerade um den Kampf drehten. Einst waren sie unzertrennlich gewesen,
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