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WoW 07 - KdA 2 - Die Dämonenseele

WoW 07 - KdA 2 - Die Dämonenseele

Titel: WoW 07 - KdA 2 - Die Dämonenseele
Autoren: Richard A. Knaak
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seinem Inneren, im südlichsten Turm, spielten sich ähnlich schreckliche Dinge ab. Dort hatte sich eine Gruppe Hochwohlgeborener versammelt. So nannte man die Nachtelfen, die der Königin direkt unterstellt waren. Sie beugten sich über ein sechseckiges Muster, das in den Boden geritzt worden war. Die Kapuzen ihrer eleganten und reich verzierten, grünlichen Kleidung hingen tief in ihre Gesichter und bedeckten beinahe ihre silbernen, pupillenlosen Augen… Augen, die jetzt verstörend rot zu glühen begannen.
    Die Nachtelfen beugten sich über das Muster und murmelten die mächtigen Worte ihres Zaubers. Eine wie Fäulnis schimmernde grüne Aura umgab sie und durchdrang ihre Seelen. Ihre Körper waren von der ständigen Anstrengung gezeichnet, aber sie gaben nicht auf. Diejenigen, die eine solche Schwäche gezeigt hatten, waren längst ausgelöscht worden. Jetzt woben nur noch die Hartgesottensten die dunkle Magie, die sie aus dem See herauf riefen.
    »Schneller«, krächzte eine Alptraumgestalt am Rande des glühenden Kreises. »Dieses Mal muss es gelingen…«
    Der gewaltige Dämon mit seinen Klauen und den riesigen, zusammengefalteten Flügeln bewegte sich auf vier kräftigen Beinen. Ein Reptilienschwanz, so dick wie ein Baumstamm, schlug immer wieder ungeduldig auf den Boden und hinterließ breite Risse im Stein. Sein krötenartiger, Stoßzahn bewehrter Kopf berührte fast die Decke, wenn er sich zwischen den wesentlich kleineren Teufelswächtern bewegte. Die gingen ihm vorsichtshalber aus dem Weg. Die lange grüne Mähne, die von seinem Kopf bis zu den Hufen seiner vier Beine reichte, schüttelte sich bei jedem donnernden Schritt.
    Unter schweren, haarlosen Brauen saßen Augen, die im gleichen Grün leuchteten und, ohne zu blinzeln, auf die düsteren Ereignisse vor ihnen blickten. Er, der die Nachtelfen bei ihrer Aufgabe anleitete, war daran gewöhnt, Furcht zu erzeugen, nicht etwa zu spüren. Doch in dieser dunklen Nacht empfand der Dämon Mannoroth eben jenes unangenehme Gefühl. Sein Herr hatte ihm einen Befehl erteilt, aber er hatte versagt. Das war noch nie zuvor geschehen. Schließlich war er Mannoroth, einer der vom Großmächtigen selbst erwählten Kommandanten…
    »Nun?«, knurrte der geflügelte Dämon. »Muss ich noch einen Kopf abreißen, armseliges Gewürm?«
    Ein vernarbter Nachtelf, der die waldgrüne Rüstung der Palastwache trug, wagte eine Antwort: »Es würde ihr nicht gefallen, wenn Ihr das noch einmal tätet, Milord.«
    Mannoroth drehte sich zu dem vorlauten Nachtelf um. Fauliger Atem strich über das verkniffene Gesicht des behelmten Soldaten. »Würde sie sich ebenso laut beschweren, wenn ich ihr stattdessen deinen Kopf geben würde, Captain Varo'then?«
    »Wahrscheinlich«, entgegnete der Nachtelf. Sein Gesicht wirkte völlig gefühllos.
    Die fleischige Klaue des Dämons schoss vor. Sie war so groß, dass sie Captain Varo'thens Kopf mitsamt Helm hätte zerquetschen können, aber der Dämon zögerte und ließ die Klaue schließlich wieder sinken. Sein Herr hatte ihm von Anfang an gesagt, dass der Königin und denen, die ihr nahe standen, nichts geschehen durfte. Der Herr der Brennenden Legion brauchte sie.
    Im Moment zumindest.
    Vor allem Varo'then galt als unantastbar, denn seit dem Tod von Lord Xavius, dem Berater der Königin, war er ihr Vertrauter. Jedes Mal, wenn die ruhmreiche Azshara beschloss, die Hochwohlgeborenen in der Kammer nicht mit ihrer Gegenwart zu ergötzen, nahm der Captain der Wache ihren Platz ein. Alles, was Varo'then sah oder hörte, berichtete er der Königin. Mannoroth kannte Azshara zwar erst seit kurzem, aber er hatte längst begriffen, dass sie sich nicht so einfach manipulieren ließ, wie manche es vermutet hatten. In ihrem Blick lag eine Arglist, die sie zu verbergen suchte, was ihr jedoch nicht immer gelang. Der Dämon fragte sich, was sein Herr mit ihr machen würde, wenn er schließlich diese Welt betrat.
    Falls er sie jemals betrat.
    Das Portal zu diesem anderen Ort, zu dem Reich zwischen den Welten und Dimensionen, wo sich die Brennende Legion zwischen ihren Raubzügen aufhielt, war bei einem magischen Angriff zusammengebrochen. Die gleiche Macht hatte auch den Turm gesprengt, in dem die Hochwohlgeborenen und die Dämonen gearbeitet hatten. Mannoroth wusste immer noch nicht, was dort wirklich passiert war, aber die Überlebenden der Katastrophe hatten von einem unsichtbaren Feind gesprochen, der den Berater erschlug. Mannoroth ahnte, wer dieser
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