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Wolke 8...

Wolke 8...

Titel: Wolke 8...
Autoren: Monika Kunze
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melodisch, mitfühlend.
    Diese Stimme, mein Gott, die kannte ich doch von irgendwoher! Wo war ich überhaupt? Was war passiert?
    Zaghaft öffnete ich die Augen.
    Nachdem ich den Mann an meinem Bett gesehen hatte, schloss ich sie sogleich wieder. Eines stand fest: Das war nicht mein Angetrauter! Ja, natürlich, der hätte mich ja auch nicht Frau Stenzel genannt. Oder? Noch einmal schaute ich hin, diesmal nur mit einem Auge, das andere kniff ich zu.
    Der Unbekannte lächelte und strich mir mit einer zärtlichen Geste über die Hand. Was da plötzlich in meinem Blut kreiste, konnte ich beim besten Willen nicht sagen. Ich wusste ja noch nicht einmal, dass so etwas in meinem Lebenssaft überhaupt existierte. Aber unangenehm fühlte sich das nicht an.
    "Lassen Sie das!", fuhr ich ihn trotzdem an, "wer sind Sie überhaupt?"
    "Ich bin Peter und für Sie zuständig in der nächsten Zeit!"
    Peter! Peter? Ich sah ihn an und bedauerte, dass ich ihn so angefaucht hatte, denn er gefiel mir, obwohl er auch nicht mehr der Jüngste zu sein schien. Er hatte schon viele graue Haare, einige Furchen auf der Stirn. Sein Mund zeugte von Lebenslust und Fröhlichkeit. Und dann dieser intensive Blick …
    "Frau Stenzel, wir werden heute beide gemeinsam einen kleinen Spaziergang im Park unternehmen, damit Sie mal an die frische Luft kommen …"
    Die Stimme irritierte mich genauso wie die Worte. War ich denn so lange nicht an der frischen Luft gewesen?
    "Na ja, wenn Sie das sagen …" ergab ich mich meinem Schicksal. Dass ich mich in dem Moment auch Peter ergeben hatte, wurde mir erst viel später klar.
     
    *
    Jener erste Spaziergang dauerte nicht einmal eine halbe Stunde. mir jedoch kam es vor, als gingen wir schon seit Jahrzehnten so unter den alten Kastanien entlang. Bald legte Peter seinen Arm um meine Schultern, weil ich noch ein wenig schwach auf den Beinen war. Ich wehrte mich nicht, sondern genoss es, von ihm gehalten und gestützt zu werden.
    Wir redeten und redeten, hin und wieder berührten wir einander, sahen uns in die Augen, wenn wir ein lauschiges Plätzchen gefunden hatten, das uns vor fremden Blicken schützte.
    Bald wussten wir so ziemlich alles voneinander. Er war Junggeselle und Frührentner wegen eines Herzfehlers. Weil er aber noch nicht zum alten Eisen gezählt werden wollte, hatte er diese ehrenamtliche Arbeit im Sanatorium angenommen. Er war also kein Krankenpfleger, sondern einfach ein Mensch, zu dem man Vertrauen haben konnte.
    Er wollte auch alles von mir wissen, und ich hielt mit nichts hinter dem Berg. Ich erzählte ihm irgendwann sogar von meinen geheimen Sehnsüchten, die vom Lesen der einschlägigen Geschichten hervorgerufen worden waren.
    "Dass ich so etwas lese, hätte meinen Mann total erschreckt. Er hätte sich geschämt für mich … denn, was hätten die Leute dazu gesagt?"
    Er verstand. Wir lachten und knufften uns wie Kinder in die Seite.
    Bis er irgendwann mit rauer Stimme bat: "Komm, Betty, wir fahren zu mir!"
    Ich weiß nicht mehr, warum, aber ich weiß noch ganz genau, dass es in dem Moment nichts gab, was ich lieber getan hätte.
    Er hatte eine wunderschöne Wohnung an einem Berghang an der Elbe.
    Doch zunächst bekam ich davon gar nicht allzu viel mit, denn er weihte mich, kaum dass wir die Tür hinter uns geschlossen hatten, in die Geheimnisse von Zärtlichkeit und Liebe ein. Es gab bald keine Stelle an unseren Körpern, die wir unberührt ließen. Ich genoss das Prickeln auf der Haut genauso wie er. Ich fühlte, wie meine Erregung immer stärker wurde, bis mein Verstand völlig aussetzte. Und ich spürte seine Erektion, die mir zeigte, wie sehr er mich begehrte. Alles, was vorher war, schmolz zu einem Nichts zusammen, alles, was danach kommen würde, interessierte uns beide nicht. Wir klammerten uns aneinander wie Ertrinkende, ich konnte nicht an mich halten und stieß kleine spitze Schreie aus, als es uns überrollte.
    Später lagen wir höchst zufrieden und eng aneinander gekuschelt noch ein Weilchen im Bett. Ich zeichnete mit dem Finger Muster und Wörter auf seine Haut.
    Wörter, die ich nur ihm anvertrauen konnte.
    "Schreibst du da etwas?"
    "Ja."
    "Was denn?"
    "Kannst du es vielleicht erraten?"
    "Hm, vielleicht, aber lieber wäre es mir, du sagst es …"
    Verschmitzt lächelnd beugte er seinen Kopf ein wenig zu mir herab.
    Gleichzeitig rutschte ich ein wenig höher, damit ich ihm die unglaubliche Tatsache ins Ohr flüstern konnte.
    "Was?" rief er ungläubig, "wie ist denn das möglich, du
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