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Wolke 8...

Wolke 8...

Titel: Wolke 8...
Autoren: Monika Kunze
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rebellieren begann.
    „ Aber bitte, gern!“ Da war es wieder, das gekräuselte Lächeln.
    Doch es verging noch mehr als eine Stunde, bis ich die entscheidende Frage zu stellen wagte.
    Wir hatten gemeinsam gegessen, ich war zum Buffet gegangen, sie hatte ihr Essen serviert bekommen. Wir hatten einander vorgestellt, sie hieß Maria Lehnert. Wir kamen überein, es beim Vornamen, aber dennoch beim Sie zu belassen und bekräftigten unsere seltsame Vertrautheit mit einem nur leicht angedeuteten Anstoßen der Weingläser. Den Kuss ließen wir weg, aber unsere Blicke waren schön längst ineinander versunken.
    Dann fiel mir wieder ein, was ich eigentlich hatte fragen wollen. Mein Gott, ich war doch sonst nicht so schüchtern! Ich nahm also allen Mut zusammen.
    „ Wollen wir vielleicht noch gemeinsam schwimmen gehen?“
    Ihr Gesicht wurde feuerrot, aber nach ein paar Sekunden hatte sie sich wieder gefasst.
    „ Gern, sehr gern sogar, würde ich mit Ihnen zum Schwimmen gehen, Roman, aber sehen Sie ...“
    Die Worte kamen hastig, als wolle sie sie so schnell wie möglich hinter sich bringen. Sie senkte die Lider, neigte den Kopf und schlug mit einer Bewegung ihren langen Wickelrock beiseite.
    Ein vollendet geformtes Bein kam zum Vorschein, wenn auch in einem etwas zu dicken Strumpf.
    Ich war ziemlich irritiert. Was sollte das? Ich verstand nicht gleich, worauf sie hinauswollte.
    Erst, als sie den rechten Zeigefinger krümmte und damit auf ihren Schenkel oberhalb des Knies klopfte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Es war ein Geräusch, als habe jemand auf Holz geklopft.
    Als mir von einem Moment auf den anderen klar wurde, dass es sich wirklich um eine Prothese handelte, wurde mir abwechselnd heiß und kalt. Aber nicht, weil ich etwa peinlich berührt gewesen wäre.
    Mein Innerstes wurde von einem Wechselbad von Gefühlen und Gedanken überflutet.
    Ich atmete tief ein, zählte in Gedanken bis zehn. Ganz langsam wurde ich ruhiger – und mir war plötzlich völlig klar, dass ich jetzt nichts Höflich-Unverbindliches sagen durfte. Damit hätte ich allen Zauber zerstört.
    So tat ich das Einzige, was mir momentan am Herzen lag.
    Ich lächelte ihr verschwörerisch zu und hörte mich zu meiner eigenen Überraschung sagen: „Ich kenne das, ich weiß auch, dass man es abschnallen kann … wir könnten doch trotzdem …“
    Maria schaute mich halb verwundert, halb belustigt, an, aber dann lachte sie so herzerwärmend, so erfrischend, so erleichtert, bevor sie sagte: „Ja, das können wir, wir könnten es jedenfalls versuchen …“
    Ich wusste mit einem Mal, dass Maria damit nicht nur das Schwimmen meinte – und ich hatte das Gefühl, endlich am Ziel einer langen Reise angekommen zu sein. Diesmal würde ich mich bekennen müssen …
    Ich wusste ja nun, was Bernhard Döll, mein Arzt und Freund, gemeint hatte.
    So lag wohl etwas Selbstverständliches und Gutes darin, wie ich Maria den Arm bot. Jetzt fiel mir auch ein, woher ich ihr Gesicht kannte – aus einer der Anzeigen in jener Behindertenzeitschrift, die ich noch so lange nach Barbaras Tod aufbewahrt und dann doch irgendwann weggeworfen hatte.
    Ich drückte sanft Marias Arm, sie sah mich mit einem langen Blick an.
    „ Gehen wir also schwimmen?“ fragte ich und legte alle Wärme, die ich in mir trug, in mein Lächeln. Ich hatte das Gefühl, sie würde alles verstehen.
    „ Ja“, stimmte sie zu, „das machen wir!“
    Wir hatten ja auch schon längst die Treppe erreicht, die zum Schwimmbad hinab führte.
     
     
     
     

Ein Tag wie ein Geschenk
     
    Veronika genießt ihre gelegentlichen Stadtbummel. Umso mehr, weil ihr verstorbener Mann so etwas für völlig überflüssig gehalten hatte.
    Sogar ein Eis ist drin, obwohl sie sonst immer auf ihre Figur achtet.
    Plötzlich wird sie von einem wildfremden Mann angesprochen. Aber kennt sie ihn nicht? Aus ihren Mädchenträumen? Wenig später verleben die beiden wundervolle Stunden. Für Veronika ist dieser Tag ein Geschenk - und dabei soll es auch bleiben, denn der Mann ist elf Jahre jünger als sie …
     
     
    Die Schlange am Eisstand war ziemlich lang. Kein Wunder, der heißeste Tag des Jahres war angekündigt. Was für eine verrückte Idee, meinen Stadtbummel ausgerechnet in der Mittagshitze zu machen! Aber die Aussicht auf ein Eis war gerade bei diesen Temperaturen zu verlockend.
    Es würde lange dauern, bis ich an der Reihe war. Sollte ich mich trotzdem anstellen? Oder doch besser nicht? Meine Lust auf die süße
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