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Wolke 8...

Wolke 8...

Titel: Wolke 8...
Autoren: Monika Kunze
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geschah?
    Der Mann bedankte sich und wandte sich zum Gehen.
    Meine Gefühle schwankten zwischen Bedauern und Erleichterung, dann aber war ich doch irgendwie froh, dass ich mir nichts hatte anmerken lassen von meiner unangemessenen Aufgeregtheit. Nur ein paar Sekunden sah ich dem davonfahrenden BMW hinterher, bis es vorn links um die Ecke bog und ich mich wieder zurücklehnen und die Augen schließen konnte. So ließ es sich am besten die Sonne genießen - und, zugegeben, ein wenig träumen.
    Darüber muss wohl einige Zeit vergangen sein.
    Plötzlich spürte ich eine Berührung am Arm. Geschah das im Traum - oder etwa doch in der Wirklichkeit ? Verstört schreckte ich auf, blinzelte und staunte nicht schlecht. Neben mir stand dieser Typ und lächelte mich an, schuldbewusst, wie mir schien.
    „ Ich wollte Sie nicht stören, aber ich hatte Angst, dass Sie eingeschlafen seien und sich womöglich einen Sonnenbrand holen …“, sagte er mit dieser Stimme, die mir wieder durch und durch ging. Was soll das, schalt ich mich innerlich und konnte doch nicht anders als ihn anzuschauen.
    Lächelnd erwiderte ich: „Seien Sie ganz unbesorgt, ich liebe die Sonne – und eine gute Schutzcreme benütze ich auch …“
    „ Ja, dass Sie die Sonne mögen, sieht man, Sie sehen ja aus, als seien Sie gerade erst aus dem Urlaub gekommen …“
    Na, wenn der wüsste, dass ich schon seit sechs Jahren Urlaub habe
, dachte ich belustigt. Doch ich schwieg. Noch ehe das Schweigen sich weiter ausbreiten konnte, sprach er weiter.
    „ Ich bin fremd in dieser Stadt …“ begann er und erzählte, dass er morgen einen geschäftlichen Termin im Glaswerk habe.
    „ Heute Nachmittag und abends aber habe ich frei, ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir etwas von Ihrer schönen Gegend zeigen könnten …“
    Eine Stimme in mir zischte:
Na, das ist ja wohl die Höhe, er lädt eine wildfremde Frau ein, ihm die Gegend zu zeigen? Wer weiß, was er noch alles erwartet!
Doch gleich darauf meldete sich eine andere:
Warum eigentlich nicht, er gefällt dir, scheint nett zu sein, vielleicht erlebst du mit ihm ein paar vergnügliche Stunden?
    Es dauerte gar nicht lange, bis meine Zweifel besiegt waren und ich sagte: „Also gut, ich werde es versuchen, obwohl ich eigentlich keine Fremdenführerin bin. Ich heiße übrigens Veronika … den Nachnamen sage ich ihnen aber nicht – und ich möchte auch von Ihnen nur den Vornamen wissen …“
    Niemand hätte über meine Worte überraschter sein können als ich selbst.
    „ Volker“, beeilte sich der Mann zu sagen, offensichtlich nun doch ziemlich verdattert über meine Initiative.
    Doch schon nach einer Stunde gingen wir wie alte Bekannte die Straße entlang, schwatzten und kicherten, als hätten wir nie etwas anderes getan.
    Fremdheit? Hatte es so etwas zwischen uns je gegeben?
    In einem Café stellten wir schließlich die Route zusammen für unsere weitere Besichtigungstour.
    Als wir später, nach einem ausgiebigen Spaziergang den weltberühmten Fürst Pückler Park verließen, sagte Volker plötzlich. „Weißt du, Vroni, dass ich lange schon keinen so angenehmen Nachmittag mehr verlebt habe?“
    Ja,
dachte ich,
und du hast mir einen Tag wie Seide geschenkt. A
ber das behielt ich erst einmal für mich. Dass wir im Café ohne großes Aufheben zum Du übergingen, hielten wir für ganz selbstverständlich.
    „ Ja, Volker, das geht mir ganz genau so“, musste ich eingestehen. Das mit der Seide erwähnte ich nicht. Womöglich wäre es ihm kitschig vorgekommen?
    Nur schwer konnten wir unsere Blicke voneinander lösen. Das Erstaunlichste war, dass wir einander so viel zu erzählen hatten. So mochten wir beide dieselbe Musik, deren Palette von Rock über Jazz bis hin zur Klassik reichte. Wir hatten dieselben Bücher gelesen – und ich war verblüfft, dass er ebenso wie ich auch gern mal Bücher von nicht ganz so bekannten Autoren las.
    „ Wenn du noch keine Fremdenführerin bist, so solltest du schnellstens eine werden …“ neckte mich Volker, als ich ihm in den wärmsten Tönen von unserer Heide- und Teichlandschaft vorschwärmte. Ich spürte, wie ich bei seinen Worten rot geworden war. Mich hatte lange keiner mehr so gelobt.
    Wir erzählten uns auch einiges aus unserem Leben, ich sagte ihm endlich, dass ich sechsundsechzig Jahre alt sei. Er war, wie er mir schon gesagt hatte, erst fünfundfünfzig.
    „ Na, das ist doch in Ordnung, da fängt doch jetzt dein Leben an …“
    Er legte seinen Arm um meine
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