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Wolfsfeuer (German Edition)

Wolfsfeuer (German Edition)

Titel: Wolfsfeuer (German Edition)
Autoren: Lori Handeland
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verfolgten ihn. Alex verfolgte ihn.
    Da er den Mann, der er gewesen war, nicht mochte, blieb er ein Wolf. Noch immer schwelte genügend Zorn auf Cade und auch auf sich selbst in ihm, um seine menschliche Gestalt aufrechterhalten zu können. Gleichzeitig war dieser Zorn kräftezehrend.
    Anfangs verschlief er den Tag und stromerte während der Nacht umher. Irgendwann fing er an, ihre Nähe zu suchen.
    Sie waren Gefährten auf Lebenszeit, und dank seines Übergriffs würde dieses Leben sehr lange dauern. Das Wenigste, was er tun konnte, war, ihr ein Leben ohne ihn zu vergönnen. Aber er vermisste sein Zuhause. Es war das Einzige, das er je gekannt hatte.
    Also lungerte Julian an den Ausläufern der Zivilisation herum. Dabei erhaschte er gelegentlich aus der Ferne einen Blick auf Alex, einen Hauch ihres Dufts – Eis, Schnee, das vage Aroma von Zitrusfrüchten – , manchmal den Klang ihrer Stimme, und damit musste er sich zufriedengeben.
    Bis er es nicht mehr konnte.
    Es kam die Nacht, in der er die Trennung von ihr nicht länger ertrug. Er redete sich ein, dass er ihr nur ein Weilchen beim Schlafen zusehen und wieder gehen würde. Sie würde nie erfahren, dass er da gewesen war.
    Narr, der er war .
    Sie war ein Jägersucher gewesen. Es gab keinen Werwolf auf der Welt, den sie nicht spüren würde.
    In den meisten Nächten zog sie nicht mit den anderen los. Sie blieb in Ellas Haus und löschte sehr früh das Licht. Nicht lange danach schlich er sich hinein.
    Sie war nicht in ihrem Bett; sie war nicht in ihrem Zimmer. Er fand sie im Wohnzimmer, wo sie vor dem Fenster stand und den Mond betrachtete.
    »Ich habe mich schon gefragt, wie lange du wegbleiben würdest.«
    Julian versuchte, genügend Zorn in sich zu entfachen, um sich unsichtbar zu machen. Er hätte das schon eher tun sollen, nur musste er feststellen, dass ihn ihre Gegenwart so verdammt glücklich machte, dass er keinen Zorn mehr verspürte.
    »Ich werde bald fortgehen«, verkündete sie.
    »Was? Wohin?«
    Ihre Augen verharrten weiter auf dem hellen Halbmond, der das Dorf mit einer eisigen Schicht flüssigen Silbers überzog.
    »Barlowsville ist dein Zuhause, nicht meins.« Sie hob die Hand, drehte sich jedoch nicht um. »Keine Sorge. Wenn du noch ein paar Tage durchhältst, bin ich sicher, dass Edward – besser gesagt Elise – etwas austüftelt, um diese … Verbindung zu lösen.«
    »Du wirst nicht in seine Nähe gehen«, sagte Julian, und das Haus bebte ein kleines bisschen. »Nie wieder.«
    »Ich werde ihm nicht verraten, wo ihr seid. Ich weiß, dass du mir nicht geglaubt hast, aber jetzt … « Sie holte zittrig Luft. »Ich würde niemals zulassen, dass … «
    Weinte sie etwa? Nein. Alexandra Trevalyn würde niemals weinen.
    Warum konnte er dann ihre Tränen riechen?
    »Ich werde bleiben, bis es da ist. Ich lasse es in deiner Obhut. Du weißt, dass ich die Jägersucher niemals auf die Spur … «
    Wovon redete sie bloß?
    Sie drehte sich zu ihm um, und es war, als wäre alle Luft aus dem Zimmer, seinen Lungen, dem Universum gesaugt worden.
    »… unseres Kindes führen würde«, vollendete sie und legte die Hand auf die runde Kugel ihres Bauchs.
    Julian tat das Einzige, was ein Mann angesichts einer solchen Enthüllung tun konnte.
    Er fiel in Ohnmacht.
    Julian stürzte so schnell und hart zu Boden, dass Alex einen Schuss vermutet hätte, wäre nicht alles vollkommen still geblieben.
    Sie kniete sich neben ihn. Er kam schon wieder zu sich.
    »Unmöglich«, keuchte er, als er die Augen aufschlug.
    Sie nahm seine Hand und legte sie auf ihren Bauch. Das Kind, das sich offenbar darüber ärgerte, von Alex’ galoppierendem Herzschlag geweckt worden zu sein, nutzte die Gelegenheit, ihr mal wieder einen gemeinen Tritt zu verpassen.
    Julian schnappte nach Luft und sah zu ihr hoch. Ihm schien es die Sprache verschlagen zu haben.
    »So in etwa habe ich mich gefühlt, als ich es erfuhr.«
    Ella hatte es als Erste geahnt. Alex hatte sich geweigert, ihr zu glauben, bis ihr Bauch anzuschwellen und das Baby sich zu bewegen begonnen hatte.
    » Unmöglich wäre ein passender Name«, murmelte Alex, ihre Hand auf Julians, die auf ihrem Bauch ruhte. »Immerhin ist es dein Kind.«
    »Aber ich kann nicht … Wir können nicht … «
    »Offensichtlich kannst du doch, und wir konnten .«
    »Wie?«
    Sein Gesicht war hager. Es brach ihr das Herz. Sie wollte ihn küssen, ihn berühren, ihn in die Arme schließen. Doch das würde den Schritt, den sie tun musste, nur umso härter
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