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Wolfsfeuer (German Edition)

Wolfsfeuer (German Edition)

Titel: Wolfsfeuer (German Edition)
Autoren: Lori Handeland
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Magen umdrehte und den Kopf vernebelte, durchzuckte Alex plötzlich die Erinnerung …
    Sie hatte jede einzelne Kugel in Jorge gejagt.
    Sie tastete nach einem Ladeclip, als sein Arm mit schwindelerregendem Tempo auf sie zuschnellte. Alex wappnete sich gegen den Schlag, der sie zehn Meter durch die Luft katapultieren konnte. Anstelle dessen berührte er sie mit einem Metallobjekt. Sie hatte einen einzigen Gedanken – Elektroschocker – , bevor sie zu Boden ging.
    Der Mann beugte sich über sie, und da wusste sie, dass sie geliefert war. Sie wartete auf die Brutalität, den Schmerz, das Blut. Stattdessen spürte sie einen scharfen Stich; dann wurde alles schwarz.
    Alex erwachte in einem kleinen, von einer einzelnen Glühbirne beleuchteten Zimmer. Ihr tat jeder Knochen weh, und ihr Mund war trocken wie ein Wüstenwind. Sie war immer noch vollständig bekleidet, aber sie spürte nirgendwo das Gewicht ihrer Waffen – keine Pistole, keine Munition, kein Silberstilett. Ohne sie fühlte Alex sich trotzdem nackt.
    Ihr schulterlanges, hellbraunes Haar hatte sich aus dem festen Knoten gelöst, den sie vorzugsweise bei der Arbeit trug, und fiel ihr nun übers Gesicht. Sie bewegte nur die Augen, während sie ihre Umgebung scannte – vier Wände, eine Tür und der Mann, der ihr das angetan hatte, nicht weit von ihr an einem klapprigen Holztisch.
    Alex war an eine Pritsche fixiert, und obwohl es sie drängte, an den Fesseln zu zerren, um festzustellen, wie robust sie waren, blieb sie still liegen und atmete langsam und gleichmäßig ein und aus. Sie durfte nicht verraten, dass sie wach war, bevor sie so viel wie möglich über ihren Aufenthaltsort herausgefunden hatte.
    Sie studierte ihren Kidnapper durch den Vorhang ihrer Haare, während er, die Ellbogen auf den Tisch gestützt, auf irgendeinen Punkt zwischen ihnen starrte. Seine hängenden Schultern gaben ihm ein kummervolles, beinahe gramgebeugtes Aussehen. Allerdings hatte sie noch nie von einem Werwolf gehört, der wegen irgendetwas Kummer empfand, es sei denn, wegen einer entkommenen Beute.
    Er hatte die Strickmütze abgesetzt, und sein goldblondes Haar schimmerte in dem wenigen Licht. Es war mit einem Gummiband zusammengefasst und ließ eine markante Wangen- und Kieferpartie sowie einen Bartschatten an seinem Kinn erkennen.
    Er wandte ihr den Kopf zu. Seine Augen hatten die Farbe des Himmels direkt nach Sonnenuntergang – kühl und blau, dämmrig vor entschwundener Wärme. Für den Bruchteil einer Sekunde hätte Alex schwören können, einen Funken von Rostrot in den Iriden zu sehen, was sie an die Flammen der Hölle erinnerte, die auf ihn warteten, sobald sie sich ihre Waffe zurückgeholt hätte.
    Zu träumen musste schließlich erlaubt sein.
    »Alexandra Trevalyn«, murmelte er und stand langsam auf. »Ich warte hierauf schon eine sehr lange Zeit.«
    Mit langen Schritten durchmaß er die wenigen Meter, die sie trennten; er schob ihr das Haar aus dem Gesicht, dann umfasste er ihr Kinn und hielt es erbarmungslos fest, als sie sich wehrte.
    »Sieh sie an«, verlangte er in einem Tonfall, der sie trotz des Feuers in seinen Augen frösteln ließ.
    Er hielt das, worauf er zuvor gestarrt hatte, vor ihr Gesicht. Ein einziger Blick auf das Foto – eine Frau, hübsch und jung, blond und lachend – genügte, und Alex schloss die Augen.
    Oh, verflucht .
    »Kennst du sie?« Seine Finger drückten fest genug zu, um einen blauen Fleck zu hinterlassen.
    Und ob Alex sie kannte. Sie hatte sie getötet.
    Julian Barlow war hin- und hergerissen zwischen dem überwältigenden Bedürfnis, sie loszulassen, und dem ebenso übermächtigen Verlangen, ihr Gesicht zwischen seinen Fingern zu zerquetschen, zu hören, wie die Knochen brachen, wie sie schrie. Doch das wäre zu einfach.
    Für sie.
    Er hatte etwas viel Raffinierteres im Sinn.
    Sie versuchte, sich aus seinem Klammergriff zu befreien, aber er war zu kräftig, sodass sie schließlich ein scharfes, schmerzgepeinigtes Keuchen ausstieß, als er noch fester zudrückte.
    »Ihr Name war Alana«, sagte er. »Sie war meine Frau.«
    Alex rümpfte angewidert die Nase. »Sie war ein Werwolf.«
    »Sie war ein Mensch.«
    »Nein.« Als sich ihre Blicke trafen, erkannte er in ihren Augen die Endgültigkeit ihrer Meinung. »Das war sie nicht.«
    So, wie nicht alle Menschen gleich waren, waren auch nicht alle Werwölfe gleich. Einige waren abgrundtief böse, dämonisch, außer Kontrolle geratene wilde Tiere. Aber seine Alana …
    Julian wurde die Kehle
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