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Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Titel: Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall
Autoren: Roman Rausch
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offenbar keine Geheimdienstler an diesem Abend im Hause waren, sonst hätten sich die beiden Fernfahrer anders verhalten. Eine Mitfahrgelegenheit konnte er jedoch nicht aushandeln. Die Kontrollen seien verschärft worden, und keiner der beiden hatte Lust, die nächsten zwanzig Jahre in einem Russischen Gefängnis zu verbringen. Nicht für die paar Kröten, die er anbieten konnte. Saunders entschloss sich, sein Glück am nächsten Morgen nochmals zu probieren, und verschwand auf sein Zimmer, das über dem Lokal lag.
    Als er die Tür öffnete, sprach jemand aus dem Dunkel zu ihm:
    »Ich habe Sie lange gesucht, Mr. Saunders.«
    Saunders erschrak und griff nach seiner Waffe. »Sie hätten sich die Mühe sparen können. Ich habe die Tasche nicht mehr«, antwortete er und machte das Licht an, das die Mitte des Zimmers nur schwach erleuchtete.
    James Redwood saß in einem Sessel und trank Whiskey.
    »Ach, die Tasche«, sagte er und lehnte sich nach vorn, sodass sein Gesicht in den Lichtkegel fiel. »Ich bin hier, um Sie kennen zu lernen, Charles. Ich darf Sie doch Charles nennen? Wie gesagt, die Tasche ist nicht von Belang. Ich habe sie bereits. Besser gesagt, ihren Inhalt.«
    Saunders war irritiert. Er ging mit vorgehaltener Waffe an Redwood vorbei zum Fenster und blickte zwischen den speckigen Plastikvorhängen hinunter auf die Straße. Er fragte sich, ob noch jemand seinen Unterschlupf hatte ausfindig machen können.
    »Keine Sorge, ich bin alleine gekommen«, sagte Redwood.
    »Wie haben Sie mich so schnell gefunden? Und überhaupt, woher kennen Sie meinen Namen?«, fragte Saunders.
    Er setzte sich und hielt mit der Waffe Redwood in Schach.
    »Wer kennt ihn nicht? CIA, MI6, Mossad. Die Deutschen wahrscheinlich nicht. Egal. Jeder kennt Sie, und jeder sucht Sie, Mr. Saunders«, antwortete Redwood.
    »Aber wie …?«
    »Sie haben noch immer nicht verstanden. Namen bedeuten in diesem Geschäft nichts. Identitäten auch nicht. Sie wechseln schneller als Sie und ich die Unterwäsche. Wenn sie anfängt zu stinken, muss eine neue her. Das sollten doch gerade Sie zur Genüge wissen. Sehen Sie …«, sagte Redwood und holte eine Filmrolle aus der Manteltasche hervor. »Alle diese Namen sind nur etwas wert, solange sie im Dunkeln bleiben. Ab dem Moment, an dem sie ans Licht kommen, werden sie unbrauchbar. Für unsere Zwecke versteht sich. Nicht für diejenigen, die sie benutzen. Für die wird es dann gefährlich. Wie für Sie, Herr Heinrich.«
    »Was haben Sie Ropow gezahlt, damit er Ihnen die Filme gibt?«
    »Im Vergleich zur Bedeutung der Informationen wenig. Wir haben ihm einen Wunsch erfüllt. Und das Gleiche haben wir mit Ihnen vor.« Er stand auf und reichte Saunders die Hand.
    »Mein Name ist James Redwood. Ich arbeite für die Regierung der Vereinigten Staaten.«
    Saunders’ Gedanken überschlugen sich. Er mochte Situationen nicht, in denen er das Ziel des Feindes nicht kannte. Er musste Zeit gewinnen und die Taktik ändern.
    »Sie haben mir noch nicht gesagt, was Sie von mir wollen, James. Ich darf Sie doch James nennen?«
    »Lassen Sie es mich so ausdrücken: Ich löse Probleme und erfülle Wünsche.«
    Saunders lachte: »Schöner Beruf. Ich wünschte, es wäre meiner. Meinen Wunsch können Sie jedoch nicht erfüllen. Das ist unmöglich.«
    »Warten Sie’s ab und lassen Sie mich raten. Sie sind Ihres Lebens, so wie Sie es bisher geführt haben, überdrüssig. Es lockt Sie kein Geld und auch keine Position. Mit Ideologien brauche ich Ihnen nicht kommen, davon hatten Sie reichlich. Sie wollen Ihre Ruhe haben und das tun, was Sie am liebsten tun.«
    »Nicht schlecht. Und das wäre?«, fragte Saunders belustigt.
    »Sie wollen Computerprogramme entwickeln.«
    Saunders zuckte innerlich zusammen. Er bemühte sich, seine Verwunderung über den Treffer zu verbergen. »Angenommen, Sie hätten Recht, dann ist Ihnen auch bewusst, dass wir nichts weiter zu besprechen haben. Software und Sicherheit gehen einher. Spione bringen dafür die denkbar schlechtesten Voraussetzungen mit.«
    »Im Gegenteil. Sehen sie, Charles, wir können dafür sorgen, dass die nächste Identität, die Sie annehmen, ihre letzte ist. Und damit sind wir auch schon bei Ihrem größten Wunsch neben der Computerei: eine neue und unbelastete Identität, die Sie für den Rest ihres Lebens behalten. Kein schlechter Gedanke, oder?«
    Treffer und versenkt. Saunders ließ die Waffe sinken, die er noch immer auf Redwood gerichtet hatte. »Wie kommen Sie darauf, dass ich
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